Gelsenkirchen. . Schalke schafft die One-Man-Show ab und setzt künftig auf ein sportliches Kompetenzteam. Wir erklären die Aufgabenverteilung.

Der Aufmarsch erfolgte in Reih und Glied, und bis Jochen Schneider die neue sportliche Führung des FC Schalke 04 mit all den neuen Namen vorgestellt hatte, vergingen am Donnerstag satte zwölf Minuten. Schalke 04 stellt sich für die Zukunft ganz breit auf und will mit einer Art sportlichem Kompetenzteam wieder auf Vordermann kommen.

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Statt einer One-Man-Show wie bei Christian Heidel soll es künftig strategisch zugehen. Insgesamt fast ein Dutzend Personalien rund um die Mannschaft hatte Schneider im Gepäck, aber vier neue Schalker sind im Kern für den künftigen Kurs zuständig -- wir stellen ihre Aufgabenverteilung im Team vor. Schalkes Motto heißt jetzt: Vier gewinnt!

Schneider ist der Chef

Jochen Schneider (48) rangiert in der Vorstands-Hierarchie auf einer Stufe mit Peter Peters (57) und Alexander Jobst (45) – als Sportvorstand ist er aber der Chef des sportlichen Kompetenzteams. Er hat das neue Personal mit Trainer David Wagner an der Spitze in den bisherigen vier Monaten seiner Zeit auf Schalke ausgesucht. Schneider gibt die generelle Linie vor und versteht sich dabei als Teamplayer. „Einsame Entscheidungen kann und wird es in diesem Team nicht geben“, verspricht Schneider – das kann man auch als Lehre aus der Heidel-Zeit verstehen. Schneiders Assistent ist der aus Leipzig gekommene René Grotus.

Reschke: Kaderplaner plus X

Michael Reschke (61) trägt den Titel Technischer Direktor: Seine Hauptaufgabe ist die Organisation des Scoutings und die Kaderplanung – er ist also dafür zuständig, dass Schalke in Zukunft bei der Auswahl der Neuzugänge besser liegt als in der Vergangenheit. Schneider preist ihn in höchsten Tönen: „Seine Eigenschaft, Spieler für uns an Land zu ziehen, ist phänomenal.“ Mit dem bisherigen Stuttgarter Ozan Kabak ist die erste Reschke-Entdeckung wohl schon im Anflug, Reschke fand das Abwehrtalent im Winter in der Türkei und holte es zum VfB.

Reschke will auf Schalke ausschließlich als Mann im Hintergrund arbeiten: „Ich werde mich in Zukunft nicht mehr äußern und zu keinen Spekulationen Stellung beziehen“, sagt er und schiebt ein populäres Motto hinterher: „Malochen statt quatschen.“ Vielleicht auch eine Lehre aus seiner missglückten Zeit in Stuttgart, als er auch der VfB-Quatscher war und sich des Öfteren den Mund verbrannte. Nun geht er zurück in die zweite Reihe, wobei er dieses Hierarchie-Denken als „überbewertet“ empfindet: „Ich habe jetzt eine Position wie zu meiner Zeit in Leverkusen und in München, auf der ich mich auskenne.“

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Schneider sagt, Reschke könne für Schalke viel „mehr als ein Kaderplaner“ sein: „Er bringt 40 Jahre-Bundesliga-Erfahrung mit. Michael kennt das Geschäft wie kein Zweiter, er ist mit allen Wassern gewaschen.“ Nun denn.

Riether als Problemlöser

Sascha Riether (36) erhält den Titel „Koordinator der Lizenzspielerabteilung“. Sperrig ist aber nur die Bezeichnung, sein Aufgabenfeld ist eigentlich leicht zu umreißen: Er soll sein Ohr und seine Anwesenheit ganz nah an der Mannschaft haben und hier nicht nur bei Problemen zur Verfügung stehen. „Ich bin das Bindeglied zwischen Mannschaft und Trainer und auch das Bindeglied zu den Verantwortlichen“, beschreibt Riether. In der vergangenen Saison hat er als noch aktiver Profi mitbekommen, wie viel im Umfeld der Mannschaft schief laufen kann – jetzt gibt es hier einen Koordinator und im besten Fall Problemlöser. Riether hat, im Gegensatz zu Schneider und Reschke, seinen Schreibtisch im Lizenzspielertrakt und nicht in der Geschäftsstelle – die Nähe zur Mannschaft ist für seinen Job, den es bisher auf Schalke nicht gab, wichtig. Und er verspricht: „Ich werde jeden Tag beim Training anwesend sein.“

Riether hat in seinem neuen Job einen Zweijahres-Vertrag unterschrieben. Schneider hält den ehemaligen Abwehrspieler für einen „blitzgescheiten Kerl“ und vertraut ihm auch die Aufgabe an, Schalke nach außen zu repräsentieren: „Sascha wird wesentliche Teile der Öffentlichkeitsarbeit nach den Spielen übernehmen.“

Wagner steht für den Fußball

David Wagner (47) ist der neue Chef-Trainer – und in der neuen Funktion zurück auf Schalke. Mit Blick auf seine zwei Jahre als Spieler bei den Blauen und Mitglied der Eurofighter strahlt er: „Ich brauche nicht zu erwähnen, wie stolz und happy ich bin. Ich bin wahnsinnig glücklich, wieder im Ruhrgebiet zu sein.“

Schneider hat ihn aber nicht wegen seiner königsblauen Vergangenheit ausgewählt, das wäre zu viel der Gefühlsduselei. Für ihn ist der Fußball entscheidend, den Wagner mit seinen Mannschaften bevorzugt: „Ein attraktiver Fußball, der nach vorne gerichtet ist und bei dem die Spieler Lust haben, Zweikämpfe zu bestreiten.“ Außerdem habe Wagner auf seinen bisherigen Stationen „nachgewiesen, Spieler besser machen zu können.“

David Wagner war als Spieler auf Schalke nicht der große Star, eher der Mann hintendran. Bei seinem Auftritt am Donnerstag zeigte er aber, dass er mit seiner Begeisterung andere mitnehmen kann. „Ich bin ein totaler Verfechter eines Teams“, sagt er. Das findet er auf Schalke zumindest in der Führung jetzt vor.

Vier gewinnt!