Gelsenkirchen. Der FC Schalke 04 hat sein neues sportliches Führungsteam vorgestellt. Vier statt zwei - und an den Strukturen wird noch mehr verändert.

Er ist zurück im Ruhrgebiet, da meint er, sich ungerügt etwas deftiger ausdrücken zu dürfen. Und in der Tat – die Journalisten lachen, als David Wagner im Medienraum der Schalker Arena in die Runde schaut und sagt: „Glückauf. Einige von Euch sind scheiße alt geworden!“ Der 47-Jährige kennt noch ein paar Gesichter aus seiner Zeit als Spieler auf Schalke – der neue Trainer gehörte immerhin zum Aufgebot der legendären Eurofighter, die 1997 den Uefa-Pokal gewannen.

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Es wird verhaltener Optimismus versprüht, als der Klub, der gerade einen zwar überstandenen, aber zermürbenden Abstiegskampf hinter sich hat, am Donnerstag seine neue sportliche Führungsriege vorstellt. Sportvorstand Jochen Schneider hat ja bereits im März den zurückgetretenen Christian Heidel abgelöst, und schnell ist ihm klar geworden, dass die Führungsformation der Königsblauen nicht modernen Strukturen entsprach. Deshalb holte der 48-Jährige Experten für verschiedene Aufgabengebiete an seine Seite: Michael Reschke (61), den Kaderplaner, der in dieser Funktion bereits bei Bayer Leverkusen und Bayern München erfolgreich war, bevor er sich als Sportchef beim VfB Stuttgart weniger positiv hervortat; und Sascha Riether (36), der gerade erst seine Spielerkarriere auf Schalke beendet hat und statt eines ursprünglich vorgesehenen Sportdirektors nun als „Koordinator für die Lizenzspieler-Abteilung“ Bindeglied zwischen Mannschaft, Trainerteam und Vorstand sein soll.

Die neue Bescheidenheit

Das neue Quartett hat sich einiges vorgenommen, will aber den Mund nicht zu voll nehmen – die vergangene Saison hat Schalke Bescheidenheit gelehrt. „Nach den letzten Jahren sind hier alle geläutert“, sagt David Wagner. „Alle wissen, dass wir aufholen und arbeiten müssen.“ Der Deutsch-Amerikaner, der Huddersfield Town in die englische Premier League führte, hat sich vorgenommen, zuerst die Basis für Zusammenhalt zu legen, bevor es an die fußballerischen Feinarbeiten geht. „Mentalität, Disziplin, Teamspirit“ sind ihm wichtig, er sagt: „Jetzt muss malocht werden. Wir müssen eine Atmosphäre kreieren, in der alle dazu bereit sind Meter zu machen, die weh tun.“

Dass Schalke ein insgesamt schwieriges Gebilde ist und zudem ein Klub, in dem Trainer häufig schon nach kurzer Zeit scheiterten, findet er eher reizvoll: „Ich bin mir dessen bewusst“, sagt er. „Und ich finde es gut, wenn man an vielen Schrauben drehen kann. Dann passiert doch auch was.“

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Was im Detail passieren soll, vor allem in Bezug auf das Spieleraufgebot, behalten die Herren noch für sich. Klar ist: Die große Strukturveränderung nimmt weiter Konturen an. So kommt zum Beispiel René Grotus (34) von RB Leipzig, um Jochen Schneider zu unterstützen, er übernimmt die Aufgaben von Christian Heidels ehemaligem Helfer Axel Schuster, von dem sich Schalke in dieser Woche getrennt hat. Auch ein Sportpsychologe wird sich demnächst um die nicht immer pflegeleichten Schalker Profis kümmern: Sascha Lense (43) arbeitete zuletzt bei Dynamo Dresden. Trainer David Wagner, der selbst Sportwissenschaft und Psychologie studiert hat, findet diese Unterstützung wichtig.

Künftig werden Spieler betreut

Und schließlich wird der vom VfB Stuttgart kommende Massimo Mariotti ein Loch beim FC Schalke stopfen, das viel zu groß geworden war. Der 57-Jährige, früher Profi des MSV Duisburg, soll sich um die Betreuung der Spieler kümmern. Jochen Schneider war aufgefallen, dass hier besonderer Bedarf bestand: Vor allem neue Spieler waren in ihrem neuen Umfeld allein gelassen worden – keine gute Voraussetzung für Leistung. „Wir inte­grieren die Spieler, bereiten sie auf das Leben hier vor und sagen ihnen, was wir von ihnen erwarten und was die Schalker Werte sind“, erklärt Schneider.

Dass Mariotti viele Jahre für Borussia Dortmund gearbeitet hat, stört Schneider nicht. Eine BVB-Vergangenheit hat schließlich auch David Wagner, der die zweite Mannschaft der Borussia trainierte. „Das war eher in Dortmund ein Problem“, erzählt Wagner lachend. „Da haben sie mich oft als Schalker begrüßt.“