Gelsenkirchen. . Schalkes Ahmed Kutucu ist sechs Kilometer von der Arena entfernt aufgewachsen. Die Fans schätzen seine Torgefahr und seine Bodenständigkeit.
Auf seinem Instagram-Account hat Ahmed Kutucu vor kurzem ein Video veröffentlicht. 30 Sekunden ist es lang, der Titel lautet: Danke! Wer es anschaut, der sieht besondere Momente der vergangenen Saison. Bilder des Profidebüts des Schalker Stürmers am 11. Dezember 2018 in der Champions League gegen Lokomotive Moskau, seines Bundesligadebüts vier Tage später beim FC Augsburg und des ersten Profi-Tores zwei Tage vor Heiligabend beim VfB Stuttgart. Auch seine Vertragsverlängerung am 1. Februar 2019, der Derbysieg bei Borussia Dortmund am 27. April und die Westdeutsche Meisterschaft am 11. Mai sind Teil des Videos. „Es war keine leichte Saison für Schalke, für mich wird es aber immer eine ganz besondere bleiben!“, schrieb der 19-Jährige dazu. Keine Frage: Ahmed Kutucu ist einer der großen Gewinner der aus Schalker Sicht ansonsten völlig verkorksten Saison 2018/19. Unvergessen bleibt auch sein tolles Tor in der Allianz-Arena gegen den FC Bayern München.
Ahmed Kutucu ist einer der wenigen Profis aus dem Kader der vergangenen Saison, die den Fans Hoffnungen machen, dass es in der nächsten Saison besser laufen kann. Im S04-Fanshop in Recklinghausen ist zwar Daniel Caligiuri die unumstrittene Nummer eins, was Trikot-Beflockungen angeht – Trikots mit der Nummer 15 von Ahmed Kutucu seien aber auch ganz schön gefragt, hat die freundliche Verkäuferin verraten. Die Schalker Fans schätzen nicht nur die Torgefahr des türkischen U19-Nationalspielers, sondern auch seine Bodenständigkeit.
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Als Ahmed Kutucu, der nebenbei auch noch sein Abitur an der Gesamtschule Berger Feld in den Fächern Sport, Mathematik, Deutsch und Sozialwissenschaft strickte, bei den Profis zwischenzeitlich weniger Einsatzzeit bekam, kickte er auf eigenen Wunsch für die Schalker U23. Mit zwei Toren, eines davon per Fallrückzieher, hatte er wesentlichen Anteil am 7:0-Sieg beim Spiel gegen die Sportfreunde Siegen, der den vorzeitigen Aufstieg in die Regionalliga bedeutete.
Für die U19 verzichtete Ahmed Kutucu auf einen Kaderplatz bei den Profis
Beim sportlich für die Schalker Profis recht wertlosen Spiel bei Bayer 04 Leverkusen verzichtete Ahmed Kutucu freiwillig auf einen Platz im Kader und spielte stattdessen für die U19. Mit zwei Toren schoss er die A-Jugend zur Westdeutschen Meisterschaft. „Ich spiele überall, wo ich mitspielen darf“, sagte er schließlich nach dem Halbfinal-Hinspiel um die Deutsche Meisterschaft gegen Borussia Dortmund. Insgesamt spielte er in dieser Saison mit Schalke in acht Wettbewerben: Champions League, Bundesliga und DFB-Pokal mit den Profis. Bundesliga West, DFB-Pokal der Junioren, Uefa Youth League und Endrunde um die Deutsche Meisterschaft mit der U19 sowie Oberliga Westfalen mit der U23.
Ahmed Kutucu wohnt noch immer bei seinen Eltern
Ahmed Kutucu, der im Gelsenkirchener Stadtteil Bismarck, im Arbeiterviertel Haverkamp, aufgewachsen ist, wohnt auch als Schalker Profi noch bei seinen Eltern. So wie früher. „Das wird sich, vermutlich bis ich heirate, höchstwahrscheinlich auch nicht ändern. Alleine zu wohnen, ist momentan noch nichts für mich. Wenn ich mal ein schlechtes Spiel gemacht habe, ist es schön zu wissen, dass jemand zu Hause ist, mit dem man das bereden kann“, sagte er im Magazin 11 Freunde.
Das kleine Einmaleins des Fußballspielens erlernt hat er mit den Nachbarkindern auf dem Hinterhof. Als sie von den genervten Nachbarn weggescheucht wurden, ging es samt Ball unter dem Arm in den Park an der Zeche Consol auf den geteerten Bolzplatz. Sein erster Verein war Sportfreunde Haverkamp an der Reckfeldstraße, dort kickte er auf Asche. „Ich habe letztens erst gesagt, dass ich auf Asche immer noch grätschen würde. Das habe ich damals gemacht, das würde ich heute noch tun. Es gehört einfach zum Fußball dazu, egal wo man spielt.“, sagte er im 11-Freunde-Interview.
Ahmed Kutucu war Balljunge auf Schalke
Schon als Sechsjähriger wechselte er zu Rot-Weiss Essen, 2011 kam er dann als Elfjähriger zum FC Schalke 04. Ahmed Kutucu war auf Anhieb großer Fan des Vereins aus seiner Geburtsstadt. Zum ersten Mal auf dem Arena-Rasen stand er schon früh. „Ich war früher oft Balljunge, habe Raúl spielen sehen oder die Vorlage mit der Hacke von Draxler bei Raúls Abschiedsspiel, sowas war schon krass.“
Welche Rolle Ahmed Kutucu in der nächsten Saison auf Schalke spielen wird, ob er einmal in die Fußspuren von Julian Draxler treten kann, ist schwer vorhersehbar. Definitiv bringt der Jungprofi, der bei den Königsblauen einen Vertrag bis 2022 unterschrieben hat, fast alles mit, was einen guten Stürmer ausmacht.
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Norbert Elgert, der als sein U19-Trainer in den vergangenen zwei Jahren einen großen Anteil an seiner Entwicklung hatte, sagte kürzlich im WAZ-Interview: „Ahmed hat eine Entwicklung genommen, die ich im Ansatz mit der von Joel Matip damals vergleiche. Wobei Ahmed noch ganz am Anfang steht und Joel mit dem FC Liverpool im Finale der Champions League. Ahmed hat einen guten Charakter und eine Topeinstellung. Seine große Stärke ist seine Intensität auf dem Platz. Er hat keine Angst, ist mutig.“
Dennoch, das wird man Ahmed Kutucu zugestehen müssen, wird es vermutlich auch Leistungseinbrüche geben. Ein Zurück zur U19 gibt es dann nicht mehr. Als Spieler des Jahrgangs 2000 hat er den Bereich Jugendfußball endgültig verlassen. Druck verspürt Ahmed Kutucu nicht. Im Gegenteil. „Ich nehme alles mit“, sagte er im Schalker Kreisel, der vor dem letzten Saisonspiel gegen den VfB Stuttgart erschienen ist. „Unbekümmert zu bleiben, wird in manchen Spielen schwieriger sein als in anderen. Bei mir war es zum Glück bislang nicht der Fall. Ich hoffe, das ändert sich nicht“, ergänzte Ahmed Kutucu.
Das hoffen auch die Schalker Fans.