Leverkusen. Auch beim 1:1 zwischen Leverkusen und Schalke sorgte der Videobeweis für Unmut. Schiedsrichter Deniz Aytekin bezog fundiert Stellung.
Am Sonntagmittag schwärmten Bundesliga-Profis und Verantwortliche von Schalke 04 zu diversen Fan-Clubs in der Umgebung aus. Bastian Oczipka, Benjamin Stambouli, Guido Burgstaller & Co. bekamen an der Basis viel Applaus – auch deswegen, weil sie am Samstag als krasser Außenseiter ein bemerkenswertes 1:1 (0:1) bei Bayer Leverkusen geholt hatten. Und natürlich, weil der Derbysieg in Dortmund (4:2) viele Wogen geglättet und als Balsam für die Fanseele gedient hatte.
Wertvolle Erkenntnisse
Für Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider war der Punkt in Leverkusen nicht nur ein Stimmungsaufheller, er lieferte ihm auch wertvolle Erkenntnisse im Hinblick auf die nächste Spielzeit, in der unter Trainer David Wagner und möglicherweise unter dem Technischen Direktor Michael Reschke vieles besser werden soll.
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„Es ist einfach wichtig zu sehen, wer in diesen Spielen, in denen es auf den ersten Blick um nicht mehr viel geht, hundert Prozent gibt“, so Schneider. Der 48-Jährige sah im ersten Durchgang, nach dem die spielfreudigen Leverkusener höher als 1:0 durch Kai Havertz (31.) hätten führen müssen, nicht viel Positives. Schneider redete Klartext: „Das war noch Freundschaftsspielmodus.“ Also genau das Gegenteil von dem, was gefragt ist.
Da auch Huub Stevens kurz vor dem Ende seiner Zeit als Schalkes Übergangstrainer keine Lust auf Null-Bock-Fußball hat, ließ es der Limburger in der Kabine rappeln. Schneider: „Huub hat ganz deutliche Worte in der Halbzeit gefunden. Die kamen an.“
Schalke zeigte danach ein komplett anderes Gesicht und kam durch Guido Burgstallers feinen Lupfer zum 1:1 (48.). „Die Mannschaft hat eine richtig gute zweite Halbzeit gespielt“, bilanzierte Schneider. Im zweiten Durchgang rückten Schiedsrichter Deniz Aytekin und der Videobeweis in den Fokus: Aytekin entschied einmal auf Strafstoß für die Königsblauen – Daniel Caligiuri scheiterte aber an Bayer-Torwart Lukas Hradecky (54.). In der 72. Minute nahm Aytekin seine Elfer-Entscheidung nach einem vermeintlichen Foul von Leverkusens Jonathan Tah an Schalkes Breel Embolo wieder zurück. „Ich dachte erst, durch das Kreuzen von Embolo sei ein Fußkontakt dagewesen“, so Aytekin. Video-Schiri Tobias Reichel meinte via Funk aus der Zentrale in Köln: „Vergiss es, Deniz. Da ist nichts.“
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Der Unparteiische zog sich danach den Zorn der Leverkusener zu, als er kurz darauf nach einem Duell zwischen Daniel Caligiuri und Julian Baumgartlinger weiterlaufen ließ. „Herr Aytekin hat beschlossen, dass er nur Elfmeter gibt, wenn ein Schalker Spieler fällt“, zischte Bayers Geschäftsführer Sport Rudi Völler. „Alle im Stadion haben sich gewünscht, dass er sich die Szene mit Baumgartlinger noch mal anschaut, wie er es vorher ja auch gemacht hat.“
Als Deniz Aytekin mit Völlers Aussagen konfrontiert wurde, reagierte er verdutzt: „Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll.“ Zwei strittige Szenen beschrieb der 40-jährige Betriebswirt so: „Bei Caligiuri habe ich selbst gesehen, dass da gegen Baumgartlinger nichts war. Bei Embolo habe ich falsch gelegen. Und das wurde korrigiert.“ Aytekin schob nach: „Wir sind froh, dass wir den Videobeweis nutzen können. Dass wir die Technik so einsetzen wie heute, ist genau das, was der Fußball will.“
Schiedsrichter Aytekin: „Alle Entscheidungen waren richtig“
Die Art und Weise der Anwendung löst allerdings nach wie vor heftige Diskussionen aus. Jochen Schneider: „Es nervt einfach, es stört das Spiel. Manchmal wünscht man sich einfach, dass man den Videobeweis weniger inflationär einsetzt.“ Sein Ansatz: „Die Ausgangslage war ja mal: Der Videobeweis wird dann eingesetzt, wenn es eine krasse Fehlentscheidung gibt. Krass bedeutet für mich: 99 von 100 Leuten sagen: Da liegt der Schiedsrichter falsch. “ Schneider suchte nach dem Abpfiff den Dialog mit Aytekin: „Alle Entscheidungen waren am Ende richtig.“ Und trotzdem waren sowohl Leverkusen als auch Schalke sauer.