Gelsenkirchen. . Schalkes Routinier Sascha Riether hängt die Schuhe an den Nagel. Er hofft, dass der Klub die Kurve kriegt. Was läuft da mit Olaf Rebbe?
Mit Sascha Riether geht bei Schalke 04 ein absoluter Sympathieträger von Bord. Nach der Saison ist Schluss für den Rechtsverteidiger, der zusammen mit Ersatztorwart Michael Langer ein ganz besonderes Merkmal hat: Das Duo, das bei den Königsblauen durchweg im Schatten steht, stemmte schon einmal die Meisterschale in den Himmel. Riether 2009 beim VfL Wolfsburg. Langer 2007 beim VfB Stuttgart.
Stand-By-Profi ohne Bundesligaeinsatz
Als Stand-By-Profi brachte Riether zwar keine Arbeitsnachweise in den Bundesligaspielen ein, dafür wirkte er aber im Team-Innenleben wie Klebstoff. Riether kümmerte sich viel um die jüngeren Spieler, gab in der insgesamt schwierigen Saison Tipps und Anregungen. ”Wir hatten dieses Jahr einige Probleme, aber wir haben jeden Tag versucht, dass wir ein Team sind und auf dem Trainingsplatz versucht, Gas zu geben”, so der Abwehrspieler.
Riether stellt fest: “Man hat immer versucht, alle anzufeuern und auch mal einen Arschtritt zu geben, wenn einer den Kopf unten hatte. Es ist wichtig, gewisse Jungs auf dem Trainingsplatz zu haben, auch wenn die dann nicht zum Einsatz kommen.” Riether kann seine eigene Rolle genau einordnen. “Jeder, der mal Fußball gespielt hat, weiß, dass eine Mannschaft nicht nur aus elf Spielern besteht, sondern aus mehreren. Natürlich stehen die elf Mann auf dem Platz und müssen es rausreißen, aber du bist den ganzen Tag in der Kabine zusammen, du bist auf Reisen zusammen. Da entsteht natürlich eine Hierarchie, die muss man natürlich in einer Mannschaft haben.”
Riether hofft auf Musketier-Mentalität bei Schalke
Dass die Königsblauen in der aktuellen Serie dermaßen weit hinter den Erwartungen geblieben sind, ist Riether bewusst. Für die Zukunft wünscht er sich wieder eine S04-Mannschaft, die auf dem Platz die Musketier-Mentalität vorlebt. “Ein Team ist das, was die Leute sehen wollen. Und das haben wir in dieser Saison oft vermissen lassen. Und dann müssen wir einfach besser werden im Offensivspiel. Wir schießen viel zu wenig Tore für den Anspruch von Schalke. Es kommt viel Arbeit auf den neuen Trainer zu”, so der 36-Jährige.
Gerüchte über Olaf Rebbe
David Wagner (47) gilt als heißester Coach-Kandidat für die neue Saison, zudem kursiert in der Gerüchteküche jetzt der Name Olaf Rebbe. Der 41-Jährige arbeitete bis vor wenigen Monaten zusammen mit Wagner beim englischen Premier-League-Klub Huddersfield Town. Im Januar wurde der Vertrag zwischen Rebbe und Huddersfield in “beiderseitigem Einvernehmen” gelöst. Vorteil für die klammen Schalker: Rebbe wäre genau wie Wagner ablösefrei. Sascha Riether weiß über die Neuausrichtung auf der sportlichen Kommandobrücke nur das, “was man so liest”. Dafür weiß er, was der neue Trainer grundsätzlich mitbringen muss: “Es muss einer kommen, der viel mit den Jungs spricht, aber auch einer, der eine deutliche Ansprache hat, der die Leine nicht zu locker lässt. Sondern in gewissen Phasen, gewissen Stunden auch mal richtig reinhaut. Jemand, der einfach schaut, dass die Mannschaft als Team zusammenwächst. Dass man die Malocherqualität, die man hier sehen will, auf dem Platz erkennt.”
Riether hofft auf letzen Bundesliga-Einsatz gegen Stuttgart
Für den Endspurt wünscht sich Sascha Riether, der vor fast zwei Jahren beim 1:1 in Ingolstadt seine letzte Bundesligapartie für Schalke bestritten hat, dass er doch noch einmal auflaufen darf. “Ich probiere alles, damit ich nochmal fit werde. Für mich wäre es ein großes Ereignis, nochmal zu spielen. Ich probiere, dass das Knie hält”, sagt er und spricht von einem “guten Verhältnis” zu Trainer Huub Stevens. Durchaus möglich, dass Stevens Riether seinen Wunsch im letzten Saisonspiel gegen den VfB Stuttgart erfüllt.
Jetzt noch eine Stand-By-Saison dranzuhängen, kam für Riether nicht in Frage. “Es gab auch ein paar Zeichen. Ich war immer öfter verletzt. Die Saison war sehr anstrengend. Und das war dann der Punkt, an dem ich gesagt habe: Sascha, es ist besser, wenn du das Kapitel zumachst”, bilanziert der ehemalige Freiburger. Als Riether vor 17 Jahren mit dem Profifußball unter dem damligen Trainer Volker Finke im Breisgau anfing, lief es noch weniger bunt und schrill ab. “Die Generationen”, resümiert er mit einem Lächeln, “sind auf jeden Fall anders. Wenn wir in Freiburg mit einem größeren Auto vorgefahren wären, da hätte uns Volker Finke direkt rausgeschmissen. Da haben manche das Auto sogar weiter weg geparkt und sind dann mit dem Fahrrad zum Training gekommen, weil er das nicht so gerne gesehen hat.” Heute übertrumpfen sich selbst junge Spieler mit den protzigsten Fahrzeugen. Dinge, die Riether demnächst womöglich aus einem noch anderen Blickwinkel betrachtet. Er will nach der aktiven Laufbahn “alle Trainerscheine” machen. Über sich selbst sagt er: “Ich bin einfach fußballverrückt.”