Gelsenkirchen. Schalkes Aufsichtsratsvorsitzender kritisiert Ex-Sportchef Heidel. Es geht auch um eine vermeintliche Klausel im Vertrag von Torwart Nübel.
Am Ende des Teutoburger Waldes, fast schon in Niedersachsen, liegt Hörstel-Dreierwalde. Ein verschlafenes Dörflein mit 2700 Einwohnern. Auftritte von Prominenten gibt es selten – am Montagabend war aber der große Fußball zu Gast: Clemens Tönnies, Aufsichtsratschef des FC Schalke 04, stattete der Versammlung des Bezirks drei des Fanclub-Verbandes einen Besuch ab und redete im großen Saal eines Gasthofs über die Krise dieser Tage, die Zukunft – und auch über den zurückgetretenen Ex-Sportvorstand Christian Heidel.
Tönnies-Ärger wegen Nübel
Hatte Tönnies Heidel in einem Interview auf dem vereinseigenen Internet-Kanal „Schalke TV“ noch moderat kritisiert, wurde Tönnies vor den Fans konkret. Und nichts mehr ist von der Harmonie übrig, von der Heidel selbst noch nach seinem Rücktritt gesprochen hatte: „Es gab nicht einen Moment, dass Clemens Tönnies oder der Aufsichtsrat an mir gezweifelt haben. Genau das Gegenteil war der Fall.“ So wie Tönnies nun klingt, gab es diese Zweifel sehr wohl.
Es ging zum Beispiel um den freigestellten Trainer Domenico Tedesco. „Christian Heidel sollte sich schämen, Domenico so allein gelassen zu haben“, sagte Tönnies. Es ging auch um den Kader: „Was der Christian da zusammengebastelt hat, passte einfach nicht.“
Fehler von Heidel bei Nübels Vertrag?
Besonders wirft Tönnies Heidel vor, die Vertragskonstellation von Torwart Alexander Nübel falsch eingeschätzt zu haben. Heidel habe, so Tönnies, angegeben, der Vertrag würde eine Option zur Verlängerung enthalten, wenn Nübel eine bestimmte Anzahl an Spielen bestreiten würde. Genau diese Option, das bestätigen Informationen dieser Zeitung, gibt es aber nicht. Nübels Vertrag gilt bis zum 30. Juni 2020 – und vor dem Ende der U21-EM im Juni 2019 will er sich nicht mit einer Verlängerung auseinandersetzen. Der angegriffene Christian Heidel äußerte sich gegenüber dieser Redaktion nicht.
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Doch wer wird Sportdirektor? Die Kandidatenliste wird immer kleiner. Verhandlungen mit Markus Krösche (Paderborn) gibt es wohl nicht mehr, Alexander Rosen verlängerte bei 1899 Hoffenheim, Sven Mislintat arbeitet inzwischen beim VfB Stuttgart. Paul Mitchell, sagte Tönnies den Fans, sei zwar mit Sportvorstand Jochen Schneider befreundet, würde aber langfristig bei RB Leipzig unter Vertrag stehen. Und was ist mit Ex-Schalke-Profi Christoph Metzelder?
Auch der ist laut Tönnies kein Kandidat mehr für einen Posten in der Vereinsführung. „Ich glaube, Christoph würde sehr gut zu uns passen, aber Jochen sieht das anders, weil Christoph zu viele andere Verpflichtungen hat“, erklärte Tönnies. Metzelder, gerade als Vizepräsident der Spielergewerkschaft VdV wiedergewählt, arbeitet als TV-Experte bei Sky, besitzt mit seinem Freund Raphael Brinkert eine Werbeagentur und ist Vorsitzender des wahrscheinlich zukünftigen Regionalligisten TuS Haltern. Auf Anfrage dieser Redaktion äußerte sich auch Metzelder nicht.
Hinweise auf David Wagner
Tönnies’ Hinweise auf den neuen Trainer lassen auf David Wagner schließen. „Der neue Trainer kennt den Verein und hat bereits in der Nähe gewohnt“, sagte Tönnies. Wagner gehörte 1997 zum Kader der Schalker Eurofighter und trainierte lange die U23 von Revierrivale Borussia Dortmund. Passt zur Beschreibung.
Präsentieren will Schalke das neue Führungstrio – Trainer, Sportdirektor, Technischer Direktor – im Paket. Aber dann wohl nicht in Hörstel-Dreierwalde.