Gelsenkirchen. 1:2 gegen Frankfurt, Elfmeter-Ärger, Platzverweis für Suat Serdar - doch Schalke-Trainer Huub Stevens sagt: “Es ist geil, dagegen anzukämpfen.“
Am Tag nach dem 1:2 (1:1) gegen Eintracht Frankfurt schien zwar auf Schalke die Sonne, aber das Frühlingswetter passte so gar nicht in die königsblaue Gefühlswelt. Zu tief saßen Frust, Wut und Enttäuschung über die Elfmeter-Entscheidung, die Schalke in der neunten Minute der Nachspielzeit einen schon sicher geglaubten Punkt geraubt hatte. Schalke bleibt in großer Sorge. Die Königsblauen haben nur noch fünf Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz.
„Wir sind unglaublich enttäuscht“, sagte Defensivspieler Daniel Caligiuri zerknirscht. Ihm war der Schuss von Frankfurts Filip Kostic erst an die Schulter, dann an den Arm geprallt. Vor dem Abblocken spürte Caligiuri „einen Schubser“, der für Schiedsrichter Sascha Stegemann in die Rubrik „fußballtypischer Körpereinsatz“ fiel. Deswegen pfiff er kein Foul.
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Schalkes Trainer Huub Stevens war komplett anderer Meinung: „Caligiuri wird vor dem Handspiel geschubst.“ Der 65-Jährige hielt sich aber mit öffentlicher Kritik am Schiedsrichtergespann trotz seines großes Unmuts zurück. „Wenn ich hier die Wahrheit sagen würde, dann würde ich durch den Verband bestraft. Das tue ich mir nicht an“, erklärte Stevens. Für ihn fühlt es sich so an, als sei „die ganze Welt gegen uns“. Aber Stevens will auch darin Positives sehen: „Da ist es gerade geil, dagegen anzukämpfen.“
Schiedsrichter Stegemann: „Strafbares Handspiel“
Erst nach Rücksprache mit den Videoassistenten in Köln und nach Ansicht der Szene auf dem Monitor im Stadion entschied Stegemann auf Strafstoß für Frankfurt. Aus seiner Sicht wurde Caligiuris Arm „bewusst in die Flugbahn des Balles gehalten“. Und „deswegen war es ein strafbares Handspiel“.
Frankfurts Luka Jovic ließ sich von der Hektik rund um die Strafstoß-Ausführung nicht beeindrucken und schoss den Ball eiskalt zum 2:1-Siegtreffer ins Netz. In der ersten Halbzeit hatte Schalkes Mittelfeldspieler Suat Serdar per Abstauber das 1:1 (21.) besorgt und damit das Führungstor von Ante Rebic aus der 13. Minute egalisiert.
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Bei der entscheidenden Szene in der Nachspielzeit (90. +4) war Serdar nicht mehr auf dem Platz, er hatte kurz zuvor Gelb-Rot gesehen. Stevens begründete das auch mit dem Kräfteverschleiß nach dem Pokal-Viertelfinale gegen Bremen: „Die Jungs haben Mittwoch ein Spiel gehabt und haben gegen eine frischere Mannschaft gespielt – und machen dann in der letzten Minute kämpferisch Fehler. Die Jungens sind kaputt, das ist klar.“
Als der Schalker Jahrhunderttrainer 45 Minuten nach Spielschluss von einem Journalisten auf den Platzverweis angesprochen wurde („Das Foul von Serdar war auch unglücklich an der Stelle“), verlor er die Beherrschung. „Hör auf! Ich antworte dir nicht mehr. Weg! Du bist lächerlich!“, raunzte Stevens den Reporter an und verbat ihm weitere Nachfragen. Den vom Platz geflogenen Serdar nahm er ausdrücklich in Schutz: „Er hat alles gegeben.“
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Ausgerechnet beim Kellerduell in Nürnberg (Freitag, 20.30 Uhr) muss Schalke auf Serdar, der die letzten beiden Bundesligatore erzielt hat, verzichten. Dafür könnte der zuletzt zur U23 verbannte Nabil Bentaleb wieder in den Kader rücken. Stevens sagt: „Du hast noch sechs Spiele. Und du musst dich wieder aufrichten. Das schafft man durch Miteinander.“
Banner einiger Schalke-Fans gegen Christoph Metzelder
Die sportliche Krise wirkt sich beim abgetakelten Vizemeister auch auf den Planungsbereich aus. Bisher ist noch kein neuer Trainer, der ab Sommer das neue Schalke formen soll, gefunden. Und die Idee, Christoph Metzelder möglicherweise als Sportchef zu installieren, kommt bei Teilen des harten Fan-Kerns nicht gut an. Metzelder, der in seiner Karriere drei Jahre für Schalke und sieben Spielzeiten für den Rivalen BVB aktiv war, wurde auf einem Banner als „Zeckenschwein“ bezeichnet. Die Personalie gilt dadurch jetzt als belastet.