Gelsenkirchen. Große Emotionen bei und vor allem nach Schalkes 1:2-Heimpleite gegen Eintracht Frankfurt: Stevens beißt sich auf die Lippen – und tobt trotzdem.

Die 1:2 (1:1)-Heimniederlage gegen Eintracht Frankfurt ging auch an Schalkes Trainer-Routinier Huub Stevens nicht spurlos vorüber. Der 65-Jährige hatte einen großen Kampf mit viel Herzblut von seiner Mannschaft gesehen – und er fand, dass ein Remis durchaus verdient gewesen wäre.

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Das Unentschieden schien schon fast eingefahren, bevor in der neunten Minute der Nachspielzeit der Schock für Schalke kam: Schiedsrichter Sascha Stegemann entschied nach Rücksprache mit den Videoassistenten in Köln und Ansicht der Bilder in der Review Area auf Strafstoß für Frankfurt, weil S04-Routinier Daniel Caligiuri im Strafraum einen Schuss mit dem Arm abgeblockt hatte.

"Du darfst als Trainer nicht alles sagen"

Für Huub Stevens war die Entscheidung, die zum Frankfurter Auswärtsdreier führte, völlig indiskutabel, da nach seiner Einschätzung vorher ein Foul an Daniel Caligiuri vorlag, aber nicht geahndet wurde. “Du darfst als Trainer nicht alles sagen, als Fan kannst du das. Weil dann kannst du bestraft werden”, biss sich der gebürtige Limburger stark auf die Lippen.

Mit dem Poltern fing Stevens dann etwas später an, als er von einem Journalisten in der Mixed Zone gefragt wurde, was er denn zur gelb-roten Karte für seinen Mittelfeldspieler Suat Serdar sagen würde. Stevens reagierte darauf stinksauer, verbat dem Medienverteter danach weitere Fragen, schimpfte laut (“Du bist lächerlich”) und nahm Serdar wegen des Kräfteverschleißes in der englischen Woche demonstrativ in Schutz. Der U-21-Nationalspieler war in der Nachspielzeit wegen eines Foulspiels vom Platz geflogen. Der anschließende Freistoß leitete mit etwas Verzögerung die Elfmeterszene ein, die Schalke ins Tal der Tränen stürzte.

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Nach schwachem Beginn, bei dem Frankfurt den Schalkern in allen Belangen überlegen war und mehrere gefährliche Angriffe einfädelte, gerieten die Königsblauen ins Hintertreffen. Filip Kostic bediente Ante Rebic, der den Ball an S04-Torwart Alexander Nübel vorbeitrickste und zum 1:0 für die Eintracht vollendete (13.).

Bravourös zurückgekämpft

Huub Stevens: “Man konnte deutlich sehen, dass wir in den ersten 15 Minuten nicht die Frische wie Frankfurt hatten. Das ist ganz normal. Ich kenne das noch aus meiner Zeit als Spieler. Die Jungs haben sich bravourös zurückgekämpft. Sie haben das gegen eine gute Frankfurter Mannschaft gemacht, die einen Lauf hat, den wir nicht haben.” Nach einer Standardsituation von Daniel Caligiuri kamen die Königsblauen zum Ausgleich. Ein Kopfball von Breel Embolo wurde von Frankfurts Schlussmann Kevin Trapp noch abgewehrt, aber der sofortige Nachschuss von Suat Serdar zischte Trapp durch die Hosenträger – 1:1 (21.).

Glück hatte Schalke, dass ein Foul von Jeffrey Bruma an Ante Rebic vor dem Seitenwechsel ohne Folgen blieb. Für Schiedsrichter Sascha Stegemann bewegte sich die Szene im Graubereich. Er ließ weiterspielen. Bruma räumte später auf Nachfrage ein: “Ich habe den Gegenspieler an der Hacke berührt, man kann den Elfer geben.” Den Strastoß gab es dann mit Verzögerung in der neunten Minute der Nachspielzeit für anderes Vergehen. Schalkes Situation bleibt damit im Abstiegskampf angespannt. Bei Frankfurt herrscht dagegen Partylaune. Die Eintracht schaffte den sechsten Sieg in Folge und stellte damit einen neuen Bundesliga-Vereinsrekord auf. “Mir geht es darum, dass wir in den letzten sechs Spielen so viel wie möglich punkten, damit der Traum von der Champions League lebt. Das ist mir wichtiger als der Vereinsrekord”, stellte Frankfurts Erfolgstrainer Adi Hütter mit einem charmanten Lächeln fest.

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Auch in der Spielbewertung bewies Hütter Fingerspitzengefühl. “Ich muss von einem glücklichen Sieg sprechen.” Dabei dachte er auch an die Gefühlswelt des Gegners. “Es tut mir für Huub und Schalke leid, wenn du mit der allerletzten Aktion verlierst. Ich kann mitfühlen. Ich war teilweise mit unserem Spiel nicht zufrieden, wir hatten zu wenig Lösungsmöglichkeiten. Schalke war immer gefährlich.” Allerdings hatte Glücksgöttin Fortuna einen großen Bogen um die Veltins-Arena gemacht.