Gelsenkirchen. . Schalkes Perspektive, in der Champions League das Achtelfinale erreichen zu können, ist prächtig. Und endlich ist auch Spielfreude zu erkennen.

Als Domenico Tedes­co Fahrt aufnahm, musste man zwangsläufig Mitleid mit dem neben ihm sitzenden Dolmetscher bekommen. Meistens braucht der Trainer des FC Schalke keine Unterstützung, um sich auch international verständlich zu machen. Der 33-Jährige spricht fließend Deutsch, Italienisch und Englisch, auch mit Französisch und Spanisch kommt er klar. Des Türkischen allerdings ist er nicht mächtig. Also musste der Übersetzer helfen, und der kam ganz schön ins Schwitzen. Pressing, Gegenpressing, offensives Verteidigen – wenn Tedesco in die Analyse geht, ist er in seinem Element.

Das Achtelfinale ist in Sicht

Vor allem, wenn auch noch das Ergebnis gestimmt hat. Wenn er erklären kann, warum seine Mannschaft erfolgreich war. Verständlich nach einem Saisonstart mit fünf Niederlagen in der Bundesliga. Nach dem 3:1 gegen Hannover 96 am Samstag gelang den Schalkern beim 2:0 gegen Galatasaray Istanbul am Dienstagabend nicht nur ein weiterer Sieg, sondern auch eine weitere überzeugende Leistung. Die Perspektive, in der Champions League das Achtelfinale erreichen zu können, ist prächtig. Und endlich ist auch Spielfreude zu erkennen.

Dass die wochenlang torlos gebliebenen Angreifer wieder treffen, sorgt nicht nur bei ihnen selbst für große Erleichterung. Gegen Hannover gewannen sie die Selbstsicherheit zurück, die sie mit ins Spiel gegen Istanbul nahmen. Schon nach vier Minuten ließ Guido Burgstaller ganz Schalke jubeln, und in der 57. Minute entschied Mark Uth die Partie.

„Das tut einfach gut, wenn sich die Jungs durch Tore belohnen“, sagte Trainer Tedesco. „Das brauchten sie. Mit jedem Erfolgserlebnis kannst du dich mehr und mehr auf dich selbst verlassen und bekommst ein besseres Gefühl. Ich freue mich für die Spieler, weil sie viel arbeiten – und das nicht erst seit Samstag.“

Neu-Nationalspieler Mark Uth, der in seinen ersten Wochen auf Schalke im Abschluss gehemmt gewirkt hatte, stimmte dem Trainer zu. Mit einem Lächeln im Gesicht sagte er: „Wenn man mal einen gemacht hat, dann kommt der Stein ins Rollen.“

Tedesco bleibt bei Schalkes Leistungen realistisch

Aber trotz der verbesserten Stimmung scheinen die Schalker zu wissen, dass sie sich Selbstzufriedenheit nicht leisten können. Tedesco stellte klar: „Am Anfang war nicht alles schlecht. Aber genauso ist jetzt nicht alles gut. Wir haben noch viel Luft nach oben.“

Der Trainer denkt längst an die nächste Aufgabe. An den Sonntag, an das Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt (18 Uhr/Sky). Was ihn ein wenig stört, ist, dass ihm in solchen Englischen Wochen nur wenig Zeit zur Detailarbeit auf dem Trainingsplatz bleibt. „Wir müssen regenerieren, führen viele Gespräche“, erklärt er. „Aus der schwierigen Phase haben wir hoffentlich gelernt, dass wir keinen Millimeter nachlassen dürfen. Nicht im Training, nicht im Spiel. Sonst siehst du in der Bundesliga kein Land. Da entscheiden Wimpernschläge.“

Heidel glaubt an die Mannschaft

Tedesco denkt nicht alleine so, auch Sportvorstand Christian Heidel warnt nach dem Sieg gegen Istanbul: „Das Allerschlimmste wäre, wenn wir sagen würden: Wir fahren jetzt mal nach Frankfurt – und da läuft es genauso.“ Aber auch Heidel glaubt, dass die Spieler das ohnehin selbst wissen: „Der Geist dieser Mannschaft war nie schlecht. Jetzt kommen Selbstvertrauen und Mut dazu. Im Endeffekt weiß keiner, woran es genau lag, dass wir so schlecht gestartet sind.“

Diese Hypothek aber belastet Schalke nach wie vor. Rückschläge wären nur schwer zu verkraften.