Gelsenkirchen. . Domenico Tedesco ließ Schalke im Training auf kleine Tore ballern und bekämpfte so die Angriffsflaute. Seitdem vier Stürmertore in zwei Spielen.

Die großen Geheimnisse sind manchmal ganz klein. Wochenlang hatte Schalke das Problem, dass die Stürmer nichts getroffen haben – nicht mal den berühmten Möbelwagen im Training. Und was machte Domenico Tedesco? Er ließ im Geheim-Training Eishockey-Tore aufstellen, in die die Spieler schießen mussten. Motto: Wenn man da in so ein kleines Tor trifft, sollte es im Spiel auch mit den großen Toren klappen...

Mehr Stürmer-Tore als in 14 Pflichtspielen vorher

Tedesco erzählte die Geschichte eher beiläufig nach dem 2:0-Sieg in der Champions League gegen Galatasaray Istanbul – einem Spiel, das auch insofern ein besonderes war, weil mit Guido Burgstaller und Mark Uth zwei gelernte Stürmer zwei Tore aus dem laufenden Spiel heraus erzielt hatten. Und weil sich das vorher beim 3:1-Sieg gegen Hannover 96 durch Breel Embolo und Mark Uth ebenfalls bereits ereignet hatte, kommt Schalke nun in zwei Spielen auf vier Stürmer-Tore. Das sind mehr als in allen 14 Pflichtspielen dieser Saison zuvor zusammen (da waren es insgesamt drei Stürmer-Tore).

Der Kniff mit dem Eishockey-Tor verlangte also nach Aufklärung, weil er sich ja auf seltsame Weise offenbar doch bezahlt gemacht hatte.

Vorstellen muss man sich das so: Das kleine Tor (1,83 m breit) wurde auf dem Trainingsplatz in das große Fußball-Tor gestellt, das exakt viermal so breit ist (7,32 m). Bei Übungen wurde dann stets das kleine Tor anvisiert. Tedesco erklärt, dass damit die Bedingungen im Training erschwert werden sollten: „Wenn man volley in so ein kleines Tor schießen muss, dann ist das sehr, sehr schwierig. Aber wenn du dann ein Erfolgserlebnis hast, bist du als Spieler stolz drauf.“ Und wer das kleine Eishockey-Tor verfehlte, dessen Schuss landete dann wenigstens im großen Fußball-Tor – und darauf kommt’s ja an.

Es geht um Erfolgserlebnisse

Für Tedesco war das nur ein Beispiel von vielen für das, was man im Training machen kann, um den Spielern zu Erfolgserlebnissen und damit zu mehr Sicherheit zu verhelfen. „Vielleicht hat’s ein bisschen geholfen“, schmunzelte Mark Uth, bei dem der Knoten ja schon im Spiel gegen Hannover mit seinem ersten Tor für Schalke geplatzt war. Der Nationalspieler grinste: „Ich sage immer: Wenn man mal einen gemacht hat, dann kommt der Stein irgendwie ins Rollen...“

Wie auch immer: Schalkes Offensive sah zumindest wieder nach Fußball aus. Andere Trainer verordnen ihren Stürmern in Phasen schwerer Erfolglosigkeit übrigens manchmal auch nur das Ballern aufs leere Tor, aber davon hält Tedesco wenig. Seine Begründung: „Wenn du dann nicht triffst, ist es erstens für den Kopf noch schlimmer und zweitens denkt sich der Spieler: Was macht der Trainer da? Veräppeln kann ich mich alleine.“