Peking. Ralf Fährmann ist froh, dass Schalke 04 keinen Neuanfang benötigt. Den Erfolg betrachtet der Torhüter als Zwischenschritt auf einem langen Weg.
In einem Punkt ist Ralf Fährmann Egoist. „Ich will immer spielen“, sagt der Torwart von Vizemeister Schalke 04 und beantwortet die Frage, ob in der neuen Saison verstärkt rotiert wird, auf seine Weise. Eine in England übliche Variante, im Pokal-Wettbewerb den Reserve-Schlussmann ran zu lassen, kann sich Fährmann so nicht vorstellen. „Hier bei uns gibt es nur einen Pokal-Wettbewerb, in England dagegen mehrere. Wir haben noch nicht darüber gesprochen, ob wir zwischen Meisterschaft und dem anderen Wettbewerb wechseln.“ Geht es nach Fährmann, dann kommt diese Variante für ihn nicht in Frage. Sein junger Vertreter Alexander Nübel, von dem Schalkes Nummer eins große Stücke hält („Alex ist eines der besten Talente, die ich in meiner Karriere bislang gesehen habe“) müsste sich also weiter in Geduld üben, bevor sein Einsatz gefragt ist.
Auch interessant
Das Thema Rotation wird aber so oder so auf die Königsblauen zukommen. Neben den beiden nationalen Wettbewerben ist Schalke zunächst einmal sechs Gruppenspiele in der Champions League gefordert – vielleicht sogar noch etwas mehr. „Unser Trainer Domenico Tedesco wird nur die Leute aufstellen, die zu 100 Prozent fit sind. So ist er in der letzten Saison schon verfahren. Persönliche Eitelkeiten müssen komplett hinten angestellt werden. Weil uns das schon im letzten Jahr gelungen ist, sind wir als Team so stark“, sagt Fährmann.
Fährmann ist auf Tiefschläge vorbereitet
Der 29-Jährige lässt sich vom zweiten Platz aus der vergangenen Spielzeit nicht blenden, sondern sieht den Erfolg als Zwischenschritt auf einem langen Teilstück, das Schalke 04 zurücklegt. „Die Erwartungen werden hoch sein. Ich möchte sie auch nicht total bremsen, aber wir haben erst eine Etappe geschafft. Es heißt nicht, dass hier ab morgen jeden Tag die Sonne scheint und dass bei uns alles Friede, Freude, Eierkuchen ist.“ Fährmann ist bewusst, dass die Mannschaft in den kommenden Monaten auch Tiefschläge kassieren wird und ihm ist klar, „dass wir zuletzt teilweise über unserem Niveau gespielt haben.“
Was ihm ganz wichtig erscheint, dass der eingeschlagene Kurs jetzt zielführend erscheint. „Fakt ist: Wir brauchten einen Umbruch. Das hat aber nie so gefruchtet wie in der letzten Saison. Wir hatten ein Riesenglück, dass Domenico Tedesco als Trainer kam und hier sehr viel bewirkt, sehr viel umgedreht hat. Jetzt sind wir froh, dass kein Neuanfang mehr gestartet werden muss, sondern dass wir auf das Erreichte aufbauen können.“
Auch interessant
Auffällig ist auf Schalkes PR-Tour durch China, dass die Neuzugänge Omar Mascarell (Eintracht Frankfurt), Suat Serdar (Mainz 05), Steven Skrzybski (Union Berlin) und Mark Uth (TSG Hoffenheim) schon gut ins bestehende Gefüge des Vorjahres eingebettet sind. Dazu trägt auch die anstrengende Asien-Reise bei. „Wir haben uns mit mehreren Spielern verstärkt, die wir jetzt schnell integrieren, um dann den nächsten Step zu machen. Es ist vorteilhaft, dass wir gleich am Anfang der Vorbereitung nach China geflogen sind. Man erlebt hier als Team gemeinsame Momente, das schweißt zusammen“, so Fährmann. Genau dieser Zusammenhalt soll sich in wenigen Wochen dann auch auf dem Platz zeigen, wenn Schalke anders als in der letzten Saison nicht unbemerkt aus dem Windschatten starten, sondern als amtierender Vizemeister.