Peking. . Vom Flop zum Leistungsträger: Domenico Tedesco hat Benjamin Stambouli aufgewertet. Plötzlich ist der Franzose sogar Kandidat als Vize-Kapitän.

Benjamin Stambouli grätscht. Soweit normal. Benjamin Stambouli weist seine Mitspieler in der Defensive an. Auch nicht ungewöhnlich. Benjamin Stambouli trägt die Kapitänsbinde? Da hört es dann doch mit der Normalität auf.

Schalkes französischer Abwehrspieler kam im ersten Testspiel während der zehntägigen Reise durch die Volksrepublik China zu einer besonderen Ehre. Nachdem Trainer Domenico Tedesco beim 3:3 (1:1) gegen den FC Southampton zur Halbzeit Spielführer Ralf Fährmann ausgetauscht hatte, übergab der Torwart die Binde an Stambouli. Normalerweise wäre der erfahrene Naldo erster Vertreter gewesen, aber der Deutsch-Brasilianer stand gar nicht im Kader, sondern wurde geschont.

Erst unter Tedesco startete Stambouli durch

„Benjamin die Kapitänsbinde zu geben, war eine Bestätigung für das, was er leistet“, sagt Trainer Domenico Tedesco und spricht damit das Positive aus, was er in den letzten Monaten der gemeinsamen Zusammenarbeit registriert hat. Der 27-jährige Stambouli, im Sommer 2016 für 8,5 Millionen Euro von Paris St. Germain zu den Königsblauen gewechselt, erwischte einen schwachen Start. Im defensiven Mittelfeld wirkte er überfordert, leistete sich viele Fehler wie beim Auswärtsspiel in Berlin (0:2), als er sich leichtfertig den Ball abjagen ließ.

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Erst unter Trainer Domenico Tedesco ging Schalke für Stambouli richtig los. Tedesco stellte den Franzosen in die Dreier-Abwehr, weil er diese Idee im Kopf hatte und in die Praxis umsetzen wollte. Stambouli, der zu Beginn seiner Profi-Laufbahn in Montpellier auch Verteidiger spielte, blühte in der neuen Rolle auf. Aus dem Mitläufer wurde plötzlich ein Leistungsträger. „Auf der Verteidiger-Position fühle ich mich einfach gut, sie liegt mir“, sagt Naturfreund Stambouli, der das Fußballspielen von Vater Henri in die Wiege gelegt bekommen hat. Henri Stambouli war in den 80er Jahren Profi in Monaco, schlug danach die Trainer-Laufbahn ein und betreute unter anderem Olympique Marseille und den Schweizer Profi-Klub FC Sion. Benjamin Stambouli macht noch heute Sommer- und Winter-Urlaub in den Bergen rund um Sion. Er mag die Ruhe und die Abgeschiedenheit.

Stambouli spricht gut deutsch

Auf dem Platz ist der vielseitige Defensivmann alles andere als ein Leisetreter. Stambouli spricht mittlerweile gut deutsch, versteht alle Wörter und Anweisungen und kann sich selbst auch gut verständigen. Bei Schalke ist er zum heimlichen Chef aufgestiegen. „Er hat die Abläufe in der Kabine positiv gestaltet“, verrät Tedesco und liefert einen weiteren Beleg dafür, warum Stambouli wichtig ist: „Benji hatte in der Rückrunde Spiele dabei, die absolut top waren. In der Verteidigung hat er das Spiel vor sich, kann den Aufbau gestalten, hat das nötige Auge für die Situation. Und er ist bei uns einer der Spieler, die am häufigsten Gegner überspielen.“ Stambouli hört das Lob gerne.

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    Er hat im Sommer-Urlaub neue Energie getankt, um mit Schalke 2018/2019 das Maximum herauszuholen. „Die Sommerpause tat unheimlich gut für den Kopf. Aber manchmal sagt der Körper: Ich möchte spielen. Jetzt kann ich auch nicht mehr warten“, sagt er mit einem Lächeln. Durchaus möglich, dass Stambouli bei der Besetzung des Kapitäns-Gremiums in ein paar Wochen aufrückt. Da Vize-Spielführer Leon Goretzka zu Bayern gewechselt ist, muss ein Fährmann-Vertreter neu benannt werden...