Shanghai. Schalke bereitet sich gerade in China auf die neue Saison vor - und schwitzt. Es ist eine Marketingreise, die Geld in Kasse spült.
Bevor es los ging, legte sich Schalkes Klub-Repräsentant Gerald Asamoah ein weißes Badehandtuch über den Kopf, um zumindest die stärksten Sonnenstrahlen des Vormittags abzuhalten. Ein paar Minuten später zeigte der langjährige S04-Publikumsliebling bei einer kurzen Trainingseinheit mit chinesischen Kids aus der Schalker Fußballschule, warum früher reihenweise Gegenspieler an ihm, dem bulligen Kraftpaket, abprallten.
Als die Übung für ein kurzes Interview mit einem regionalen chinesischen Fernsehsender unterbrochen wurde, war Asamoah nicht böse. Ganz im Gegenteil. „Die Pause kommt genau richtig“, sagte er und griff sich ans klatschnasse Trikot. Ex-Nationalspieler Asamoah kennt die asiatischen Bedingungen, die bis zum 12. Juli auf Schalkes Profis lauern, von seiner Weltmeisterschafts-Teilnahme 2002 in Japan und Südkorea: „Damals war das Klima ähnlich. Es ist nicht einfach, bei diesem Wetter zu spielen. Aber die Jungs müssen das mitnehmen und auch genießen“, so der Ex-Nationalspieler.
Leichter gesagt als getan. Der Schweiß rinnt bei Schalkes erster Station während der zehntägigen China-PR-Reise, die den Tross am Freitag per Hochgeschwindigkeits-Zug auch noch in die über 1100 Kilometer entfernte Hauptstadt Peking führen wird, schon beim Zugucken. 35 Grad Celsius zeigte das Thermometer am Mittwoch in Kunshan an, dazu wurden 80 Prozent Luftfeuchtigkeit gemessen. „Gefühlt war es im letzten Jahr in Shanghai schlimmer“, stellt Marketing-Vorstand Alexander Jobst fest. So oder so: Optimale äußere Bedingungen zum Fußballspielen sehen anders aus, aber das war den Schalker Verantwortlichen vorher klar.
Schalkes China-Tour wird hart
Trainer Domenico Tedesco achtet durch Dosieren und behutsames Herantasten darauf, dass er den Regler zu Beginn der Vorbereitung nicht überdreht. Die China-Tour wird hart, aber sie soll keine totale Tortur werden. „Die Akklimatisierung ist wichtig. Die Jungs müssen sich zu Beginn erst an die Bedingungen in China anpassen. Im Training geht es jetzt gar nicht so um taktische Dinge, sondern um die Gewöhnung des Körpers“, sagt der 32-Jährige, der sich bei der letzten China-Reise des öfteren wie in der Dampfsauna wähnte.
Diesmal sind die Aufgüsse nicht ganz so schlimm, dafür gibt es warmen Regen von oben. Als die Schalker am Mittwoch um 17.30 Uhr Ortszeit ihre erste Einheit auf dem wenige Minuten entfernten Trainingsplatz abhielten und dabei eine handgestoppte Viertelstunde Einblick gewährten, bevor die Tore für die Öffentlichkeit geschlossen wurden, regnete es in Strömen. Am ersten kompletten Tag in China erlebte der Vizemeister bereits die ganze Bandbreite des Wetters. Trotzdem sagt Tedesco: „Es fühlt sich angenehmer an als beim letzten Mal.“
Manager Christian Heidel verbucht die Marketing-Reise, die rund drei Millionen Euro in die Klubkasse spült und für Schalke ein gewisses Alleinstellungsmerkmal besitzt, weil die Konkurrenten Borussia Dortmund und Bayern München diesmal die USA bevorzugen, auch als „Willensschulung für die Spieler“. Heidel versichert: „Es ist eine Marketing-Reise, die von allen akzeptiert wird. Da gibt es kein Murren. Ich hoffe, dass wir nächste Woche mit einem guten Gefühl zurück nach Hause fliegen.“
Schalke-Spieler Stambouli nimmt Strapazen mit Humor
Defensivspieler Benjamin Stambouli nimmt die Strapazen im Reich der Mitte mit französischem Humor. „Ich finde es gut, dass wir mit dem schweren Teil der Vorbereitung anfangen. Wenn wir in ein paar Tagen nach Deutschland zurückkommen, finden wir dort das Wetter schön. Es ist das erste Mal, dass ich so etwas sage.“ Sprach‘s und verabschiedete sich in den 30 Grad warmen Regen.