Köln. Beim 2:2 in Köln versäumten die Schalker eine höhere Führung. Trainer Domenico Tedesco warf seiner Mannschaft Arroganz vor.
In der ersten Erregung über das ärgerliche 2:2 (2:1) beim Tabellenletzten 1. FC Köln war Schalkes Trainer Domenico Tedesco so sauer auf seine Mannschaft, dass er gegenüber dem TV-Sender Sky lospolterte: „Arroganter kann man nicht spielen.“ Sein Team hatte in Köln einen scheinbar sicheren 2:0-Vorsprung durch Tore von Breel Embolo (5.) und Yevhen Konoplyanka (23.) noch aus der Hand gegeben – und dabei eine Vielzahl hundertprozentiger Torchancen ausgelassen.
Eine halbe Stunde nach seinem Arroganz-Vorwurf hatte sich der impulsive Tedesco wieder etwas abgekühlt. „Das Wort arrogant klingt ein bisschen böse. Es war aber nicht so gemeint.“ Der 32-Jährige schob erklärend nach: „Das Begriff Arroganz ist vielleicht ein bisschen hart: Nennen wir es lieber fehlende Seriosität. Ich finde es nicht für mich schade, sondern für Schalke und für die Mannschaft, die intensiv arbeitet und sich dafür nicht belohnt.“
Konoplyanka verpasst Helden-Status
Allein Yevhen Konoplyanka hätte gegen die Geißböcke sein ganz eigenes Schützenfest feiern können, aber seine Versuche landeten entweder am Innenpfosten (29.), über der Latte (35.) oder in den Armen von Kölns Torwart Timo Horn (45.+1), weil der den Lupfer des Ukrainers ahnte. „Konoplyanka hätte für uns zum Helden werden können. Aber die Szene in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit war die Abschlussprüfung zum Helden. Das hat seine an sich gute Leistung leider ein bisschen geschmälert“, sagte Schalke-Manager Christian Heidel.
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Die Hausherren, die im ersten Abschnitt durch Leonardo Bittencourt auf 1:2 verkürzt hatten (26.), kämpften nach dem Seitenwechsel beherzt weiter und belohnten sich. Der Freistoß von Marcel Risse flog in der Schlussphase zum 2:2-Endstand ins Schalker Tor. „Ich mache mir da ehrlich gesagt ein bisschen einen Vorwurf“, meinte Nationalspieler Leon Goretzka, der vor Risses Schuss zum Abblocken Richtung Schütze gelaufen war, aber nicht mehr entscheidend eingreifen konnte. „Ich wollte blocken – der Ball fliegt zehn Zentimeter an mir vorbei.“ Weil Torwart Ralf Fährmann zum einen etwas wegrutschte und der Ball erhebliche Flatter-Eigenschaften entwickelte, war Schalkes Sieg und die damit sichere Qualifikation für die Champions League futsch.
„Dieses 2:2 war zu wenig für uns. Wir haben so viele Chancen gehabt und 2:0 geführt, da muss mehr herumkommen“, fasste Abwehrchef Naldo zusammen.
Während Schalkes Profis nach Abpfiff mit gemischten Gefühlen zum Schalke-Fanblock liefen, flogen auf der Gegenseite etliche FC-Trikots in den Kölner Fanblock. Horn: „Dass man als möglicher Absteiger nach dem Spiel zu den Fans geht und die ganze Kurve applaudiert, das ist unbeschreiblich und sehr emotional.“ Kölns Trainer Stefan Ruthenbeck ist froh über die minimale Restchance auf den Klassenerhalt: „Ich zolle meinem Team großen Respekt, dass wir am 32. Spieltag immer noch um etwas zu spielen haben.“
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„Köln war schon mausetot“
Von Euphorie war bei Tedesco nichts zu spüren. Der Deutsch-Italiener, der seinen Stürmer Breel Embolo wegen Problemen am linken Oberschenkel vorzeitig austauschen musste, war mächtig bedient: „Wir müssen so ein Spiel hochkonzentriert zu Ende spielen. Köln war schon mausetot nach unserer 2:0-Führung. Wir haben sie wieder ins Spiel zurückgeholt und sind sehr enttäuscht. So viele Chancen auszulassen – das war grob fahrlässig.“ Vom Wort Champions League wollte der Schalker Trainer nach dem Unentschieden am Rhein gar nichts hören, obwohl die Schalker drei Spieltage vor Ende der Saison sieben Punkte Vorsprung auf Platz fünf haben, dem ersten Nicht-Champions-League-Platz.
Dass die Verfolger bis zum Schluss Vollgas geben, davon geht Tedesco aus: „Sowohl Leverkusen als auch Hoffenheim werden in den letzten drei Spielen neun Punkte holen.“ Schalke reichen drei Zähler zum großen Ziel.