Gelsenkirchen. . Schalkes Dribbelkünstler Amine Harit genießt mit seinem Mercedes und schicken Klamotten die Unabhängigkeit. Es geht ihm dabei nicht um Protzerei.
Wenn Amine Harit bei Sonnenschein mit seinem Sportwagen auf das Trainingsgelände des Fußball-Bundesligisten Schalke 04 einbiegt, fällt das Hinsehen schwer. „Ich lasse dann im Büro die Rollos herunter oder setze die Sonnenbrille auf“, sagt Direktor Sport Axel Schuster mit einem Schmunzeln.
Harit fährt einen verspiegelten Mercedes GLE, der die Sonnenstrahlen extrem reflektiert. „Ich habe eine neue Farbe am Auto. Die sieht doch sehr, sehr schön aus. Ich mag diese Farben, ich mag Autos. Ich habe diese Farben auf anderen Autos gesehen und mir gedacht: Warum nicht auch bei meinem Auto? Versuch es…“, sagt Harit im Gespräch mit dieser Zeitung.
Harit liebt die Show. Auf dem Platz. Und auch außerhalb. Er mag schicke Klamotten. Dabei geht es ihm nicht um Protzerei. Wie wichtig ist ihm ein Statussymbol wie der Mercedes? „Vielleicht ist es schwierig zu erklären“, sagt der Dribbelkünstler und versucht es dann doch mit einer Erklärung: „Es geht nicht darum, den Leuten zu zeigen, dass man viel Geld hat. Das ist nicht der Grund. Es ist einfach für mich, weil ich das schön finde.“
In der Jugendzeit war es für Harit nicht einfach
Amine Harit stammt aus dem französischen Pontoise, wuchs als typischer Bolzplatz-Junge auf und verwirklichte seinen Traum vom Fußball mit dem Wechsel in die Jugendakademie von Nantes. Als 15-Jähriger war Harit über 400 Kilometer von seiner Familie entfernt und lernte, sich durchzubeißen, auf eigenen Füßen zu stehen.
„Als ich jung war, war es nicht einfach für meine Eltern und für mich“, blickt er zurück. Amine und seine zwei Geschwister mussten oft zurückstecken und verzichten. „Da war es schwierig, zum Beispiel schöne Kleidung zu kaufen“, sagt Harit. Umso mehr genießt er als Schalker Publikumsliebling, der beim legendären 4:4 im Derby in Dortmund trotz Beinverletzung auf das Feld zurückkehrte und bis zum Schluss auf die Zähne biss, seine Unabhängigkeit. „Jetzt kann ich mir das erlauben und möchte mir das gönnen - man lebt nur einmal. Deswegen möchte ich das Leben auch genießen“, sagt Harit.
Scorer-Quote ist 2018 rückläufig
Was seine Leistungen auf dem Platz angeht, gab es den größten Genuss bisher in der ersten Halbserie. Harit verzückte das Publikum von Beginn an mit seiner Spielweise. Unberechenbar, trickreich, dynamisch. Harit ist von Gegnern oft nur durch Fouls zu bremsen, sammelte bis zur Winterpause acht Scorerpunkte. Im Jahr 2018 ist die Bilanz bescheiden: Ein Elfmetertor beim 2:0 in Stuttgart, eine Vorlage beim 1:1 gegen Hannover. Zwischenzeitlich stand Harit gar nicht im Kader. Trainer Domenico Tedesco hatte erkannt, dass sein Offensivmann im Tief steckte und ausgepowert war.
Zuletzt in Hamburg erlebte Harit einen schwarzen Abend und konnte kaum Akzente setzen. Der marokkanische Nationalspieler wurde oft rustikal in die Schranken gewiesen, fand nicht zu seiner Linie.
„Es ist nicht einfach gewesen für Amine. Er hat gegen Spieler gespielt, die aggressiv waren, die körperlich auch ein paar Vorteile haben, wenn man eben so spielt wie der HSV“, bilanziert Tedesco.
Auch Rückschläge sind für die Entwicklung wichtig
Der 32-Jährige sah trotzdem Positives. „Es ist kein Problem, Amine hat sich dann gesteigert. Es ist einfach ein positives Zeichen. Er hat dann den Kampf angenommen und eine gute Spannung gehabt. Von daher ist es für seinen Entwicklungsprozess und für die Reife unheimlich wichtig gewesen“, ist der Trainer sicher.
Harit hört auf Tedesco. Unter dem Deutsch-Italiener fühlt er sich bestens aufgehoben, auch wenn ihm Bankplätze naturgemäß wenig schmecken. Harit: „Der Coach arbeitet sehr viel im taktischen Bereich, da habe ich große Fortschritte gemacht. Ich habe schon viel gelernt.“ Und so hat er, trotz zuletzt schwächerer Partien, glänzende Aussichten auf Schalke.