Berlin. Max Meyer war beim Schalker 2:0-Sieg in Berlin der einzige Spieler auf der Sechser-Position. Für seinen Auftritt bekam er Lob von allen Seiten.
- Max Meyer zeigte beim Schalker 2:0-Sieg in Berlin eine starke Leistung
- Der 22-Jährige agierte fast wie ein Quarterback, der beim American Football die Angriffe vorgibt
- Das Ganze war abgestimmt auf den Plan, den Trainer Domenico Tedesco als Mittel gegen die Hertha entwickelt hatte
Max Meyer wusste schon länger, dass er wieder eine entscheidende Rolle bei Schalke 04 spielen wird - jedenfalls hat er sich darauf vorbereitet: Er ging zum Friseur, um auch so auszusehen wie der Spieler, den Trainer Domenico Tedesco ihn ihm sieht: "Er hat mir gesagt, dass er mich für einen guten Sechser hält." Dass Meyer die Frisur der Anforderung angepasst hat, ist kein Witz: "Das habe ich bewusst so gemacht."
Die zuvor stets modisch gestylten Haare kamen ab, und jetzt stehen da nur noch Stoppeln, die von einer gewissen Entschlossenheit zeugen sollen. Und so hat Schalke seit dem 2:0-Sieg am Samstag bei Hertha BSC einen runderneuerten Spieler, der für seine starke Leistung Lob von allen Seiten erhielt. Dass er an den Toren von Leon Goretzka (54., Foulelfmeter) und Guido Burgstaller (78.) keinen entscheidenden Anteil hatte, war völlig egal. Meyer selbst schien auf die Gelbe Karte, die er sich in der ersten Halbzeit im Sinne der Mannschaft abholte, ein wenig stolz zu sein. Ein taktisches Foul - das ist halt Sechser-Arbeit.
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Nun verrichtete der gelernte Zehner seinen neuen Job natürlich nicht wie ein klassischer Wadenbeißer - das wäre auch nicht in dem Sinne gewesen, den sich Domenico Tedesco von der Umstellung versprach. Meyer sollte mit seiner Ruhe am Ball das Spiel von hinten heraus ordnen, "so dass wir nicht jeden Ball hektisch nach vorne hauen." Es ging darum, das bisherige Aufbauspiel mit den vielen Rückpässen auf den Torwart und den daraus resultierenden langen Bällen zu modifizieren und durch spielerische Lösungen zu ersetzen. "Wir sind eine spielstarke Mannschaft, wenn wir uns trauen zu spielen - das haben wir heute gezeigt", sagte Meyer nach dem Spiel in Berlin.
Goretzka rückte etwas nach vorne
Er agierte fast wie ein Quarterback, der beim American Football die Angriffe vorgibt. Meyer war sogar der einzige Spieler auf der Sechs, was den Vorteil mit sich brachte, dass er sehr viele Bälle bekam. Normalerweise spielt Schalke in diesem Bereich mit zwei zentralen Leuten, aber Leon Goretzka rückte in Berlin etwas nach vorne.
Das Ganze war abgestimmt auf den Plan, den Domenico Tedesco als Mittel gegen die Hertha entwickelt hatte: Weil die Berliner auch zu Hause humorlos defensiv spielen, wusste Schalkes Trainer, dass seine Mannschaft viel Ballbesitz haben würde und es deswegen ein hohes Maß an spielerischen Lösungen brauchte. Da passte Meyer genau ins Konzept. "Wenn du auf Ballbesitz spielst, hast du mit Max in dieser Position einen ganz ballsicheren Spieler", erklärte Manager Christian Heidel: "Wenn du dagegen sehr viel gegen den Ball machen musst, brauchst du dort einen defensiv starken Mann, aber wir wollten den Ball haben."
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Es wird nun an Meyer liegen, die Skeptiker zu überzeugen, die ihm in den vergangenen Jahren stets seine Defensivschwächen vorgehalten haben. Er glaubt, dass ihm diese Position sogar entgegen kommt. Die Trainer zuletzt auf Schalke hätten sich nur "noch nicht so getraut, mich so tief spielen zu lassen."
Auch bei Tedesco saß Meyer zu Beginn der Saison ja mehr draußen, als ihm lieb war, aber offensichtlich hat sich der 32-Jährige Gedanken gemacht, wie er die spielerischen Qualitäten des viermaligen A-Nationalspielers im Sinne der Mannschaft nutzen kann - schon beim Spiel in Hoffenheim agierte Meyer ja auf der Sechs, damals allerdings mit dem robusten Weston McKennie als Nebenmann. "Jetzt hat man für mich eine Position gefunden in unserem System", sagt Meyer, und das kann für ihn auch gerne auf Dauer sein. Sein Kumpel Leon Goretzka traut es ihm auf jeden Fall zu: "Das ist absolut eine Position, die er auch in Zukunft bestreiten kann. Er hat sehr viel Kritik abbekommen in den letzten Monaten, aber heute kann man ihm nur ein riesiges Lob aussprechen."