Kaiserslautern. Schalke-Star Leon Goretzka hat in zwölf Länderspielen sechs Tore erzielt. Auch Trainer-Legende Ottmar Hitzfeld traut Goretzka viel zu.

Wer Leon Goretzka etwas besser kennen lernen möchte, muss genau hinhören. Der Schalker Profi, 22 Jahre jung, spricht sehr leise. Dabei schaut er seinem Gegenüber scharf in die Augen, vermutlich um herauszufinden, ob seine Worte auch angekommen sind. Man hört ihm gerne zu, weil er kluge Dinge sagt.

Nach seinen zwei Toren beim 5:1 der deutschen Nationalmannschaft im WM-Qualifikationsspiel am Sonntag gegen Aserbaidschan beschrieb er, wie er das angestellt hatte mit seinem Hackentor in der achten Minute. Wie er da stand im Strafraum, mit dem Rücken zum Tor. Wie er den Ball mit der Hacke traf; mit Schwung, damit der Ball bloß nicht flach Richtung Torlinie kullerte. Sondern mit Schmackes, hoch. Dass der Ball im Winkel einschlug, sei „umso besser“, sagte Goretzka, „so etwas ist mir in meiner Karriere noch nicht gelungen“.

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Seine Karriere nimmt immer mehr an Schwung auf. So sehr, dass er sich am Saisonende, wenn sein Vertrag auf Schalke ausläuft, den Klub aussuchen kann. Die Bayern? Barça? Oder weiter auf Schalke? Für Goretzka zählt erstmal nur Russland. „Ich werde mein ganzes Leben darauf ausrichten, um topfit zu bleiben, damit ich den Sprung in den WM-Kader schaffe“, sagte der Schalker. „Leon hat herausragende Qualitäten“, lobte Bundestrainer Joachim Löw seinen Musterprofi, „er hat eine super Einstellung und ist torgefährlich geworden“.

Trainer-Legende Hitzfeld: "Goretzka hat alles, was ein sehr guter Spieler braucht"

Man könnte Goretzka sogar mit Lothar Matthäus vergleichen. Weil auch der Schalker mit 22 ein kompletter Spieler ist. Schnell, technisch beschlagen, torgefährlich.

Oder geht das etwa viel zu weit? Ottmar Hitzfeld (68), mit Borussia Dortmund und dem FC Bayern Sieger der Champions League, sagt dieser Zeitung: „Für diesen Vergleich ist es noch zu früh. Lothar war in seiner Zeit ein überragender Spieler. Er war ein Führungsspieler, der Welt- und Europameister wurde. Das muss Goretzka erst noch schaffen.“ Aber auch Hitzfeld adelt die Qualitäten des Mittelfeldspielers. „Goretzka hat alles, was ein sehr guter Spieler braucht. Wenn er sich so weiterentwickelt, liegt eine große Karriere vor ihm.“

Konsequent schiebt Goretzka seine Pläne voran, sein Ehrgeiz ist die Triebfeder. Torgefährlicher wolle er sein, sagte er vor knapp einem halben Jahr. Nun hat er in zwölf Länderspielen bereits sechs Treffer erzielt. „In den ersten Jahren bei Schalke habe ich defensiver gespielt, auf der Sechs“, erklärt er seine Entwicklung, „beim DFB spiele ich offensiver, stehe deshalb näher zum gegnerischen Tor und bekomme bessere Möglichkeiten.“

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Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Goretzka arbeitet seit Monaten auf Schalke verbissen an seinem Torabschluss, legt Zusatzschichten ein, wenn die Kollegen längst in der Kabine sind. Wenn heute die WM in Russland beginnen würde, wäre Goretzka gesetzt. Der 22-Jährige wäre einer der wenigen Kandidaten, die den arrivierten Stammkräften wie zum Beispiel Weltmeister Sami Khedira mächtig Druck machen würden. Er wäre ein Mann für die erste Elf.

Zukunft auf Schalke ist ungewiss

Mit Rückenwind kommt er nun zurück nach Gelsenkirchen. Seine Topleistungen werden seinen Stellenwert in Schalke noch einmal unterfüttern. Aber mit jedem glanzvollen Auftritt auf internationaler Bühne wird es für Manager Christian Heidel und Klubchef Clemens Tönnies („Wir werden alles dafür tun, dass er auf Schalke bleibt“) schwieriger, ihr Aushängeschild zu halten. Das gehört leider auch zur Wahrheit dieser Geschichte.