Kaiserslautern. Doppelpack des Schalker Mittelfeldspielers beim 5:1 im abschließenden WM-Qualifikationsspiel gegen Aserbaidschan in Kaiserslautern. Da besteht natürlich Redebedarf.

Reden wir zum Beispiel noch einmal über die Minute acht. Der 22-Jährige steht mit dem Rücken zum Tor, aber vermutlich wird er in diesem Moment gedacht haben, dass das halb so wild ist. Vielleicht hat er auch gar nichts gedacht, den Kopf einfach ausgeschaltet und intuitiv gehandelt. Also holt er aus, trifft den Ball mit der Hacke und wie an einer Zauberschnur gezogen fliegt das Spielgerät in den Winkel des gegnerischen Tores. Ist ihnen schon einmal so ein irres Ding gelungen in Ihrer Karriere, Herr Goretzka?

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Er atmet kurz durch und sagt: „Nein, daran kann ich mich nicht erinnern. Aber das habe ich alles schon ganz bewusst so gemacht. Wenn der Ball flach Richtung Tor geflogen wäre, wäre wahrscheinlich noch irgendeiner dran gekommen. Also habe ich versucht, dass er hoch fliegt. Das es dann auch gepasst hat, freut mich natürlich.“

Torgefährlicher Goretzka: 12 Länderspiele, 6 Tore

Natürlich ist sein fünfter Länderspieltreffer fantastisch. Dass ihm später noch ein Tor gelingt, macht für ihn den Abend perfekt und sorgt für eine weitere Frage. Zwölf Länderspiele, sechs Treffer - damit ist Goretzka der torgefährlichste Mittelfeldspieler des deutschen Teams der letzten Monate.

Das muss Gründe haben. „In den ersten Jahren bei Schalke habe ich defensiver gespielt, auf der Sechs“, beschreibt der gebürtige Bochumer seine Entwicklung, „hier beim DFB spiele ich offensiver, stehe deshalb näher zum gegnerischen Tor und bekomme dadurch auch bessere Möglichkeiten.“

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Torschützen für Deutschland: Leon Goretzka (r.) und Sandro Wagner (Mitte).
Von Thomas Gassmann und Daniel Berg

Stand heute ist Goretzka gesetzt für die WM in Russland. Er ist einer der wenigen Kandidaten, die den arrivierten Stammkräften wie zum Beispiel Weltmeister Sami Khedira mächtig Druck machen. Joachim Löw ist „angetan von Goretzkas Entwicklung“.

Stand heute ist Goretzka gesetzt für die WM

„Leon“, sagt der Bundestrainer und lächelt dabei zufrieden, „hat herausragende Qualitäten. Er hat eine super Einstellung und ist richtig torgefährlich geworden.“ Löw hätte auch sagen können: Der Junge ist ein Musterprofi, der seinem großen Ziel alles unterordnet.

„Ich werde mein ganzes Leben darauf ausrichten, um topfit zu bleiben, damit ich den Sprung in den WM-Kader schaffe“, sagt der Schalker nach dem Abpfiff in Kaiserslautern und scheint wild entschlossen zu sein, sich von niemandem von diesem eingeschlagenen Weg abbringen zu lassen.

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Nach dem Nordirland-Spiel haben einige bereits gesagt, dass ich der Verlierer gewesen sei“, sagt er, „jetzt soll ich plötzlich der Gewinner sein? Nein, ich denke, dass es bis zur WM noch eine lange Strecke sein wird. Ich versuche, im Klub meine Leistung zu bringen, um mich beim Bundestrainer weiter anzubieten.“

Für Schalke wird es immer schwerer, ihren Star zu halten

Mit viel Rückenwind kommt er zurück nach Gelsenkirchen. Seine Topleistungen werden seinen Stellenwert in der Schalker Mannschaft noch einmal unterfüttern. Aber mit jedem glanzvollen Auftritt auf internationaler Bühne wird es für die königsblauen Macher immer schwerer werden, ihren Superstar halten zu können.