Gelsenkirchen. Die Schalker Sturm-Legende macht sich Sorgen um die Besetzung der vordersten Angriffsposition. Er nimmt die Vereine und den DFB in die Verantwortung.
Der Mann wusste, wo das Tor steht – weil er sich immer in direkter Nähe aufgehalten hat. Klaus Fischer ist nicht nur eine Sturmlegende von Schalke 04, der heute 67-Jährige ist auch ein Stück Bundesliga-Geschichte. 268 Tore erzielte er in 535 Ligapartien, dazu traf er noch 32 Mal in gerade mal 45 Länderspielen.
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Fischer war in der 70er Jahren ein echter Strafraumstürmer, der aus allen Lagen (unvergesslich sind seine Fallrückziehertore) erfolgreich war. Dass es diese Angreifer heute nicht mehr in Quantität und Qualität gibt, macht Fischer zu schaffen: „Wir haben 80 Millionen Einwohner. Da kann es doch nicht sein, das wir keine richtig guten Mittelstürmer herausbekommen“, sagt er im Interview der Sportbild.
Klaus Fischer fordert Ausbildung von "Spieltyp Stürmer"
Fischer regt an, den Schwerpunkt in der Spielerausbildung wieder auf die Stürmer zu legen. Der Deutsche Fußball-Bund habe inzwischen reagiert und Bundestrainer Joachim Löw in Miroslav Klose einen ehemaligen Top-Angreifer als Stürmer-Trainer zur Seite gestellt. „Das ist gut, doch zu spät“, sagt Fischer. Aber der zweitbeste Torschütze der Bundesliga-Geschichte nach Gerd Müller nimmt auch die Vereine in die Verantwortung: „Wenn ich mir zum Beispiel die Knappenschmiede auf Schalke anschaue, dann frage ich mich: Wann ist aus ihr ein richtig guter Mittelstürmer herausgekommen. Man muss diesen Spieltyp wieder ausbilden.“
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Auf Joachim Löw, der am Donnerstag im vorletzten Qualifikationsspiel in Nordirland das Ticket für die Weltmeisterschaft 2018 in Russland lösen kann, sieht Fischer deshalb bei den nächsten Turnieren Probleme zukommen: „Warum sind wir 2016 nicht Europameister geworden? Wir waren im Halbfinale viel besser als Frankreich, aber wir machten kein Tor, weil uns ein Mittelstürmer fehlte. Seit dem Rücktritt von Miroslav Klose nach dem WM-Triumph 2014 haben wir keinen richtig guten mehr.“
Mit Lewandowski wäre Deutschland unschlagbar
Mario Gomez (VfL Wolfsburg) habe zwar Qualitäten, ist aber schon 32 Jahre alte.. Der Hoffenheimer Sandro Wagner sei für höchste Ansprüche nicht gut genug, Davie Selke ist verletzungsbedingt in Berlin in Vergessenheit geraten. Fischer: „Ich wüsste keinen klassischen deutschen Stürmer, über den ich sagen könnte: Mit dem wird’s was.“ Es müsse daher mal wieder ein Stürmer wie Bayern Münchens polnischer Star Robert Lewandowski her. „Wenn der für Deutschland spielen würde, dann wären wir unschlagbar.“ (ab)