Gelsenkirchen. . Schalkes Max Meyer ist von seinen eigenen Ansprüchen weit entfernt. Vor dem Spiel gegen Wolfsburg kritisiert Sportchef Heidel auch andere.
Europapokal-Qualifikation oder Abstiegskampf, Europa-League-Halbfinale oder vorzeitiges Aus: In den kommenden sechs Tagen stellt der FC Schalke 04 die Weichen. Am Samstag geht es los mit dem Bundesligaspiel gegen den VfL Wolfsburg (15.30 Uhr/ Sky), am Donnerstag geht die Europa-League-Reise zum Viertelfinal-Hinspiel nach Amsterdam (21.05 Uhr/Sky und Sport1). Schalke braucht in diesen anstrengenden Tagen jeden Mann. Aber einer, der so vieles kann, das aber nicht immer zeigt, sitzt wohl nur auf der Bank: Max Meyer.
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Ohne Selbstbewusstein
Die Saison wird für den 21-Jährigen immer verkorkster. Bei der 0:3-Pleite bei Werder Bremen am Dienstag erfüllten sich zunächst Meyers Wünsche. Er durfte auf seiner Lieblingsposition spielen: im zentralen offensiven Mittelfeld im 4-2-3-1-System – so wie er es mag. Doch das Resultat: 48 Ballkontakte, Auswechslung in der 62. Minute. „Wenn man Max fragt, möchte er gern mal zehn Spiele am Stück machen. Aber es gibt noch mehr Spieler im Kader“, sagt Schalkes Sportvorstand Christian Heidel. Die Selbstbewusstseins-Beschaffungsmaßnahme im März – zwei Spiele in der deutschen U21 statt Bankplatz in der A-Nationalmannschaft – hatte nichts gebracht. Meyer traute sich auch in Bremen wenig zu.
Trainer Markus Weinzierl, der Meyer nach dem 0:3 im DFB-Pokal beim FC Bayern hart kritisiert hatte, bleibt diesmal allgemein: „Die Schwankungen bei einzelnen Spielern müssen raus. Aber wir müssen Zugeständnisse machen, da wir eine junge Mannschaft haben.“
Damit meinte er auch Meyer. Dabei will der nicht mehr als der kleine Max gelten, der auch mal Fehler machen darf, sondern als der hochbegabte Meyer angesehen werden, der im August 2016 im Olympia-Finale von Rio als Kapitän des DFB-Teams mit Brasiliens Neymar den Wimpel tauschte.
Die Zahlen sprechen gegen Meyer
Die Zahlen aber sprechen gegen Meyer: Von 39 Pflichtspielen bestritt er zwar 34, aber nur acht über 90 Minuten. Zwei Tore, vier Vorlagen – das ist eine magere Bilanz für einen Spieler, der 2018 von Bundestrainer Joachim Löw für das WM-Aufgebot nominiert werden möchte. Bis 2018 ist Meyers Vertrag datiert, ein Abschied vom FC Schalke in diesem Sommer ist noch nicht beschlossene Sache, rückt aber näher. Jetzt könnte der Klub noch eine Ablöse kassieren, ein Jahr später könnte Meyer ablösefrei wechseln. Die Chancen für einen Verbleib lägen bei „fifty-fifty“, sagt Meyer.
Auf ihn allein bezog Heidel seine Kritik nach dem Bremen-Spiel aber nicht. Der für Meyer in Bremen eingewechselte Yevhen Konoplyanka durfte sich zum ersten Mal im Jahr 2017 über eine etwas längere Spielzeit zeigen. Doch mit dem Ukrainer wurde nichts besser. Heidel sprach darüber mit dem Linksaußen und sagt: „Ich bin enttäuscht. Er ist es auch.“ Weinzierl denkt darüber nach, den genesenen Fan-Liebling Donis Avdijaj (20) ins Aufgebot zu berufen. Streichkandidat Nummer eins wäre dann Konoplyanka, den Schalke für zwölf Millionen Euro fest vom FC Sevilla verpflichten wird.
Der dritte Sorgenfall ist aktuell Benjamin Stambouli. Dessen schwache Leistung in Bremen fand Heidel „überraschend“. Auch Stambouli, für acht Millionen Euro von Paris St. Germain gekommen, steht beispielhaft für die Wankelmütigkeit der Schalker. „Er hat in seiner Karriere so ziemlich alles erlebt – aber auch ihm fehlt die Konstanz“, sagt Heidel.
Bentaleb soll es richten
Statt Meyer, Stambouli und Konoplyanka soll nun Nabil Bentaleb Schalke in der vorentscheidenden Woche zu zwei Siegen dirigieren. Nach abgesessener Gelb-Sperre kehrt der Algerier in die Startelf zurück. „Ich halte zwar ab und zu die Luft an, wenn er den Ball hat, aber ohne Bentaleb fehlt uns die Kreativität“, sagt Heidel. Für Meyer ist das ein besonders bitteres Urteil.