Essen. Nach dem 2:1-Sieg beim VfB Stuttgart bleibt der FC Schalke 04 sportlich voll im Soll. Der dritte Platz nach neun Spieltagen ist kein Zufall mehr. Dabei sind die Rahmenbedingungen denkbar schlecht.
Menschen, für die ein Glas grundsätzlich halbleer und nicht halbvoll ist, dürften den Schalker Sieg in Stuttgart eher zurückhaltend kommentieren. Nach dem Motto: Ein besseren Zeitpunkt hätte sich Königsblau für dieses Duell schließlich nicht wünschen können, steckt der VfB doch in einer ausgewachsenen Krise. Also immer noch kein echter Maßstab für die Perspektiven des Magath-Teams?
Man kann es auch anders sehen – und die königsblaue Zukunft (zumindest in sportlicher Hinsicht) rosarot malen. Ganze dreimal hatte Schalke in der Bundesliga-Geschichte zuvor in Stuttgart gewonnen. Aber Felix Magath bewies einmal mehr, dass er sich nicht mit lausigen Bilanzen (sportlich wie finanziell) aufhält – sondern konsequent nach vorne schaut.
Platz drei nach neun Spieltagen kann nicht mehr als Zufall abgetan werden, auch wenn die härtesten Bewährungsproben in den kommenden drei Begegnungen mit dem HSV, Bayer Leverkusen und Bayern München erst noch bevorstehen. Aber weniger die reine Bilanz ist es, die Schalkes Fan begeistert und die Konkurrenz beeindruckt. Sondern die Art und Weise, wie Felix Magath unter denkbar schlechten Rahmenbedingungen (finanzielles Krisengerede) und mit einem keineswegs erstklassigen Kader die vor einem Jahr noch ohne Selbstvertrauen aufgetretene Mannschaft auf einen erfolgversprechenden Kurs gebracht hat.
Wieder verblüffte Magath
Kein Spiel, an dem der Wolfsburger Meistermacher nicht neue Reizpunkte setzt und mit seiner Aufstellung überrascht. Diesmal war es die Nominierung von Ivan Raktic, der schon in Ungnade gefallen zu sein schien, die selbst Insider verblüffte. Dass der seit Monaten schwächelnde Kroate prompt das 1:0 in Stuttgart schoss, festigte denn auch Magaths Ruf als ausgesprochenen Trainerfuchs.
Louis van Gaal eilte dieser Ruf zwar auch voraus. Aber der Holländer konnte ihn bis dato in München noch nicht bestätigen. Und es wird eindrucksvollerer Siege als ein 2:1-Sieg beim Aufsteiger Freiburg bedürfen, um Zweifel an van Gaals Klasse zu ersticken. Am Mittwoch beim Champions-League-Duell in Bordeaux müssen die Bayern schon wesentlich mehr bringen, um ihren Trainer aus Diskussionen herauszuhalten.
Über jeden Zweifel erhaben ist derzeit in Leverkusen Jupp Heynckes. Daran ändert auch nichts die enttäuschende Leistung im Spitzenspiel in Hamburg. Im Gegenteil: Werten es Bayern-Kenner doch als gutes Zeichen, dass die Mannschaft, der der Ruf vorausseilte, in wichtigen Spielen immer zu versagen, diesmal – mit einer destruktiven Spielweise - den Platz an der Sonne verteidigte. Bayer unter Heynckes also nicht mehr nur Schönwetter-Fußballer? Man wird sehen.
Ein wenig entzaubert muss sich derzeit Ralf Rangnick vorkommen, der nach einem zwischenzeitlichen Hoch mit Hoffenheim auf der Stelle tritt. In Bremen konnte der vorjährige Höhenflieger jedenfalls nicht den Nachweis erbringen, schon um die Champions-League-Plätze mitspielen zu können. Werder dagegen hat sich wieder klammheimlich an die Fleischtöpfe der Liga herangearbeitet. Diegos Weggang jedenfalls hat (dank Özil) in Bremen eine wesentlich kleinere Lücke hinterlassen als etwa Mario Gomez beim VfB Stuttgart, dessen Trainer Markus Babbel sich wohl nicht mehr viele Niederlagen erlauben dürfte.
In Berlin hat Lucien Favre seine Zukunft bekanntlich schon hinter sich. Nachfolger Friedhelm Funkel konnte den dramatischen Absturz des Hauptstadtklubs, der vor Monaten noch eine Hand an der Meisterschale hatte, jedoch nicht stoppen. Ja, ungewöhnlich genug, scheint der Trainerwechsel die Talfahrt gar noch zu beschleunigen. Als Hertha-Manager Manager Michael Preetz unlängst die Funkel-Verpflichtung mit den Worten kommentierte, man habe einen im Abstiegskampf erfahrenen Coach gesucht, war der dafür kritisiert worden, die eigentlichen Saisonziele schon so frühzeitig abgeschrieben zu haben. Nach dem 0:3 in Nürnberg ist klar: Preetz wusste mehr ...