Wolfsburg. . Die Schalke-Spieler sind nicht mehr mit kleinen Schritten zufrieden: Beim 1:0 in Wolfsburg punkteten die Königsblauen wie ein Spitzenteam.

Erst heiß duschen oder doch erst noch etwas durchgefroren mit den Medienvertretern sprechen? Leon Goretzka, Siegtorschütze des FC Schalke 04 beim 1:0 (0:0) im Bundesliga-Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg, entschied sich für die zweite Variante.

Goretzka hatte sein Handtuch locker um die Hüfte geschwungen und stand in Badelatschen in der Mixed Zone. Der linke Fuß steckte in einem blauen Verband. „Das ist nicht dramatisch“, wiegelte Goretzka sofort ab. Von solchen Kleinigkeiten lässt sich der Nationalspieler nicht vom Kurs abbringen.

Verletzungs-Thema ist abgehakt

Irgendwie nervt ihn mittlerweile jede Nachfrage nach seinem Fitness-Zustand. Die Schulter bereitete vor Monaten in der Liga und später bei Olympia erneut Probleme. Deswegen musste der Techniker bereits nach einem Gruppenspiel die deutsche Olympia-Auswahl beim Turnier in Brasilien vorzeitig verlassen.

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„In der letzten Saison habe ich bis zu meiner Schulterverletzung drei Viertel der Begegnungen gespielt. Auch in dieser Serie läuft es gut für mich. Ich bin gesund und habe meinen Weg gefunden“, sagte Goretzka und schob fast bittend nach: „Ich will mit dem Thema abschließen.“

Nach Rückschlägen, Fehlstart und großen Verletzungssorgen gibt es jetzt ein anderes Thema bei den Königsblauen. Die Mannschaft von Trainer Markus Weinzierl ist seit zehn Pflichtspielen in der Meisterschaft, der Europa League und im DFB-Pokal unbesiegt. Aus den letzten sechs Bundesliga-Partien sammelten Goretzka & Co. 14 Punkte ein. Zum Vergleich: Der neue Spitzenreiter RB Leipzig holte im gleichen Zeitraum 18 Zähler.

„Wir gewinnen aktuell unsere Spiele und haben eine sehr beeindruckende Serie“, bilanziert der Schalker Ideengeber, „wir tun alles dafür, sie beizubehalten.“ Schalke will nach dem mühsamen Vorarbeiten aus der Abstiegszone jetzt immer mehr. „In Wolfsburg haben wir uns untereinander alle gepusht“, verrät Leon Goretzka.

Die pomadige Vorstellung der ersten 45 Minuten nahm Trainer Weinzierl zum Anlass zu einem Weckruf in der Umkleidekabine. Die Kabinenpredigt zeigte Wirkung: „Wir haben am Anfang gedacht, dass es mit 90 Prozent geht. Da hat uns der Trainer in der Halbzeit noch einmal bewusst gemacht, dass so etwas eben in der Bundesliga nicht möglich ist“, so Goretzka.

Worte von Schalke-Trainer Weinzierl kamen an

Die Worte des Fußballlehrers kamen an. Schalke machte im zweiten Durchgang endlich Dampf. Dass Goretzka mit einem eher verunglückten Schuss zum Sieg traf (81.), passt ins neue Schalker Bild. Dinge, die in der Krise komplett schief liefen, klappen jetzt.

„So ist das, wenn man einen Lauf hat“, meint Goretzka, „wir haben einen Elfmeter nach Foul an Benedikt Höwedes nicht bekommen, haben eine Großchance durch Alessandro Schöpf vergeben. Oft verlierst du solche Spiele noch. Jetzt haben wir den ersten Auswärts-Dreier geschafft.“

Mit einem Remis bei den Niedersachsen wäre Schalke nicht zufrieden gewesen. Die Mannschaft denkt nach vielen kleinen Schritten jetzt größer. „Früher wären wir mit einem Unentschieden zufrieden gewesen. Das ist jetzt der Unterschied“, sagt Goretzka.

Der Offensivmann will mit seinen Teamkollegen bis zum Winter den Anschluss an die vorderen Plätze herstellen. Aktuell steht Schalke noch auf dem elften Tabellenplatz. Goretzka: „Wir wollen uns eine gute Ausgangs-Situation erarbeiten und dann versuchen, in der Rückrunde anzugreifen.“