Wolfsburg. . Das 1:0 in Wolfsburg ist der 100. Sieg des Kapitäns mit Schalke. Benedikt Höwedes hat schon mehr Einsatzzeit als in der gesamten vergangenen Saison.
Als Benedikt Höwedes eine gute Viertelstunde nach Spielschluss endlich in die Kabine gehen will, wird er aufgehalten. Sportvorstand Christian Heidel unterbricht sein Interview in den Katakomben der Wolfsburger Volkswagen-Arena, hält Höwedes am Arm fest und sagt: „War kein Elfmeter, hat doch jeder gesehen.” Beide lachen, dann gibt’s noch einen herzlichen Klaps von Heidel. Dieser 1:0-Sieg in Wolfsburg hat für Erleichterung und gute Laune gesorgt. Schalke klettert in der Tabelle auf Rang elf und verkürzt den Rückstand auf die internationalen Ränge.
Dass die Szene in der 61. Minute, als Höwedes von Luiz Gustavo im Strafraum zu Fall gebracht wurde, einen Foulelfmeter hätte zur Folge haben müssen, weiß natürlich auch Christian Heidel. Höwedes war außer sich, als der Pfiff von Schiedsrichter Felix Zwayer ausblieb. „Ich habe das sehr emotional mit dem Schiedrichter diskutiert, weil ich mir eine Ecke hätte aussuchen können, wenn ich zum Schuss gekommen wäre. Man fällt da doch nicht ohne Grund. Ich hatte das Gefühl, dass man gar nicht anders entscheiden kann.”
Und doch schien diese Fehlentscheidung des Schiedsrichters dem Spiel der Schalker gut zu tun. Denn nach einer Stunde hatten die Königsblauen endgültig das Kommando übernommen und durch das Tor von Leon Goretzka einen verdienten Sieg eingefahren — übrigens der 100. Sieg für Kapitän Benedikt Höwedes mit Schalke. „Das war mir vor dem Spiel nicht klar, aber das nehme ich natürlich gerne mit”, sagte der Mannschaftskapitän, bevor er dann endgültig in der Gästekabine verschwand.
Dass auf Schalker Seite mal wieder die Null stand, ist auch ein großer Verdienst des 28-Jährigen, der eine Viertelstunde brauchte, um richtig in die Partie zu finden. „Nach der Länderspielpause haben wir einige Zeit gebraucht. Wir waren im Kopf nicht so wach, ein bisschen mutlos und lethargisch”, sagte Höwedes.
Zwölf Schalke-Gegentore in elf Spielen
Über die gesamten 90 Minuten hatten die Wolfsburger aber nicht eine einzige gute Torchance. Die Dreierkette um Benedikt Höwedes, Naldo und Matija Nastasic stand erneut richtig gut. Trotz der fünf Niederlagen zu Saisonbeginn und Tabellenplatz elf haben die Schalker in elf Bundesliga-Partien erst zwölf Gegentore bekommen.
In den vergangenen sechs Spielen kassierte Schalke nur zwei Gegentore, vier Mal stand die Null. Kapitän Höwedes liegt es fern, diese starke Bilanz nur sich und seinen Nebenleuten zuzuschreiben. „Eigenlob stinkt”, sagt er und ergänzt: „Das ist das Ergebnis einer Mannschaftsleistung. Jeder arbeitet sehr konstruktiv. Schon der Stürmer attackiert vorne und hilft uns damit.” Dass die Schalker wettbewerbsübergreifend seit zehn Spielen ungeschlagen sind, ist für den Nationalspieler kein Zufall: „Der Lauf kommt nicht von ungefähr, sondern von harter Arbeit.”
Auch interessant
Apropos harte Arbeit. Benedikt Höwedes ist neben Torwart Ralf Fährmann der einzige Schalker, der in der Bundesliga noch keine Minute gefehlt hat. Zum Vergleich: in der letzten Saison stand er wegen Verletzungen nur 896 Minuten auf dem Rasen. In dieser Saison sind es schon 990 Minuten. Höwedes sagt, dass er viel für die Gesundheit tut: die Ernährung habe er umgestellt, außerdem mache er Yoga. „Mir geht es sehr gut”, sagt er.
Und deshalb denkt Höwedes auch gar nicht daran, im Europa League-Heimspiel am Donnerstag gegen OGC Nizza eine Pause einzulegen. Die Schalker sind schon Gruppensieger, Trainer Markus Weinzierl wird voraussichtlich einige Stammspieler schonen. „Ich würde schon ganz gerne spielen“, sagt er und lacht. „Ich muss meine Quote doch ausbauen.“