Gelsenkirchen. . Für Schalke-Kapitän Benedikt Höwedes ist die Lage eine Mischung aus fehlendem Wettkampfglück und eigenen Versäumnissen - und noch sei nichts verloren.
Auf dem Weg zum Trainingsplatz ging Markus Weinzierl am Donnerstagmorgen ganz nah an dem Absperrgitter vorbei, hinter dem die Fans schon warteten. Einer der Anhänger machte seinem Frust Luft und warf Schalkes Trainer ein paar Brocken zu: „Die müssen doch endlich mal laufen“, schimpfte er barsch in Richtung der Spieler und schob an den Trainer hinterher: „Sie können ja nichts dafür!“ Ein anderer versuchte es auf die sanfte Tour: „Markus, lass’ den Kopp nicht hängen.“
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Der Trainer lächelte gequält. Er wird noch nicht verantwortlich gemacht für die Lage, in der Schalke nach dem 1:3 gegen Köln, der vierten Niederlage im vierten Bundesligaspiel steckt. „Schuld ist einzig und allein die Mannschaft“, sagte ein Anhänger und fragte rhetorisch: „Welchen Trainer willst du denn noch hierhin setzen?“
Es ist noch gar nicht so lange her, da war Schalke ebenfalls mit vier Niederlagen in den ersten vier Bundesligaspielen in die Saison gestartet: Vor sechs Jahren, in der zweiten Saison unter Felix Magath, verlor Königsblau zum Auftakt gegen Hamburg (1:2), Hannover (1:2), Hoffenheim (0:2) und Dortmund (1:3). „Danach sind wir fast abgestiegen“, entfuhr es Benedikt Höwedes zunächst, als er auf diesen Vergleich angesprochen wurde. Erst dann atmete er kurz durch: „Aber wir sind damals auch ins Champions-League-Halbfinale gekommen und haben den DFB-Pokal geholt.“
Höwedes bittet um Geduld
Was Schalkes Kapitän damit sagen wollte: Noch ist nicht alles verloren – es gibt Beispiele, dass auch nach einem solchen Fehlstart noch vieles möglich ist. „Gladbach hat im letzten Jahr in einer ähnlichen Situation gesteckt und ist noch bis in die Champions League gekommen. Das zeigt, dass man den Bock immer noch umstoßen kann“, sagte Höwedes. Er wollte nur keine Panik aufkommen lassen. Seine Botschaft: Es ist nicht alles so schlecht, wie es die Tabelle vermuten lässt.
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Knackpunkt im Spiel gegen Köln war auch für Höwedes der schnelle Ausgleich zum 1:1 durch Osako, nur zwei Minuten nach der Führung durch Huntelaar. „Das hat uns ein bisschen verunsichert“, analysierte der Nationalspieler. Zudem beklagte er, dass im bisherigen Saisonverlauf bei den Gegnern nahezu jeder Schuss ein Treffer ist, ohne dass Ralf Fährmann etwas ausrichten kann, während Schalke im Abschluss nicht konsequent genug sei. Eine Mischung aus fehlendem Wettkampfglück und eigenen Versäumnissen also. Grundsätzlich sei der eingeschlagene Weg aber der richtige: „Es hat sich hier unheimlich viel zum Guten entwickelt. Das einzige, was negativ ist, sind die Resultate“, sagte Höwedes und bat um Geduld: „Wenn das Ding einmal angeschoben wird und wir den Lohn für unsere Leistungen einfahren, werden wir auch einen Lauf kriegen – aber da müssen wir erstmal hinkommen.“
Am Sonntag geht’s nach Hoffenheim. Vor sechs Jahren, als Schalke unter Magath die ersten vier Spiele verlor, klappte es im fünften Anlauf wirklich: Da gab es einen 2:1-Sieg in Freiburg – Huntelaar erlöste Schalke damals kurz vor Schluss.