Gelsenkirchen. Nach vier Ligapleiten in Serie wächst die Nervosität auf Schalke. Sportchef Heidel bemüht sich, optimistisch zu bleiben. Tatsächlich muss Gelsenkirchen nun Geduld zeigen: Weitere Unruhe würde Weinzierls Team nur noch weiter im Treibsand versinken lassen. Ein Kommentar.

  • Schalkes Horror-Start in die Saison: keine Punkte und 1:8 Tore nach vier Spielen
  • Sportchef Christian Heidel bemüht sich um Optimismus
  • Gladbach als Vorbild für Erfolg nach anfänglicher Pleiteserie

Es gibt nichts, aber auch gar nichts Positives, was ein Fußballfan aus diesem Bundesliga-Start ziehen könnte. Mit dem 1:3 gegen den 1. FC Köln rutscht der FC Schalke 04 noch tiefer in einen Strudel, der die komplette Saison kaputt machen kann. Keine Punkte und 1:8 Tore nach vier Spielen: Vorletzter in der Tabelle — wer kann da die Nerven behalten?

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Schalke-Sportvorstand Christian Heidel
Von Andreas Ernst, aufgezeichnet in der Mixed Zone

Christian Heldel offenbar schon. Gebetsmühlenartig trägt der Sportchef sein Mantra vor. Dass der Saisonstart zwar enttäuschend ist — aber Grund zum Optimismus liefert. Dass die Mannschaft zwar schlecht spielt — aber auf einem guten Weg ist. Dass man zwar im Tabellenkeller steht — aber schon bald ein paar Stockwerke höher. Seine Lebenseinstellung möchte man haben.

Wer im Strudel strampelt, verliert Kraft fürs Auftauchen

Und der Schalker Manager hat ja recht. Wenn der notorisch ungeduldige Anhang jetzt lauter grummelt, als es der Glauben an den Neuanfang zulassen sollte, greift die alte Seemannsregel: Wer im Strudel strampelt, verliert Kraft fürs Auftauchen. Darum gilt, was Seeleute tun: Ruhig bleiben, die Kräfte sparen, Mund zu — und dann im entscheidenden Moment Kopf über Wasser.

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Für Schalke 04 übersetzt: Geduld haben. Entweder glaubt man an Heidel und seinen Trainer Markus Weinzierl — oder der Verein endet wie der Hamburger SV, wo die Haltbarkeit von Trainern, Konzepten und guten Absichten eigentlich niemals drei Sommerferien dauert. Ohne Geduld und Durchhaltevermögen wird Schalke zur Lachnummer der Liga.

Ja, die Mannschaft spielt jämmerlich: Von der Abwehr bis zum Sturm, der klarste Chancen nicht verwandelt. Was aber wäre die Alternative zu Geduld? Draufhauen, bis die Spieler ihr Selbstbewusstsein komplett verloren haben und das Knieschlottern die Patellasehne gefährdet? Nein, es gibt nur eine Lösung: Durch die Mannschaft muss intern ein Ruck gehen.

Gladbach hat es vorgemacht

Ein Ruck, der wie ein Signal ganz Gelsenkirchen und Umgebung erreicht: Wir wollen alles tun und geben, um im ersten Schritt die Tabellenmitte und im zweiten Schritt das oberste Tabellendrittel zu erreichen. Borussia Mönchengladbach hat es voriges Jahr vorgemacht. Erst die Pleiteserie am Saisonbeginn, dann am Ende die Qualifikation zur Champions League.

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Ein Ruck bedeutet also nicht, den Druck zu erhöhen — der ist im Profifußball eh permanent vorhanden. Sondern auf den Selbstheilungsprozess einer Mannschaft und des Managements zu vertrauen, dass beide Seiten den Ernst der Lage verstanden haben und die Fähigkeiten besitzen, die richtigen Entscheidungen daraus abzuleiten.

Ein solcher Ruck schließt ausdrücklich nicht aus, dass der eine oder andere Spieler, der nicht die richtige Einstellung findet, aussortiert werden muss. Letztlich ist eine Zwangspause im Klub der Ausdruck einer Sprache, die jeder Fußballprofi ohne weitere Erklärung versteht (übrigens auch die, die nicht betroffen sind). So weitermachen wie bisher kann Schalke jedenfalls nicht.