Luzern/Gelsenkirchen. In der neuen Saison soll die Abwehrzentrale ein Prunkstück des FC Schalke 04 sein. Die Hoffnungen ruhen auf Naldo und Rückkehrer Matija Nastasic. Noch ist die Innenverteidigung aber eine Baustelle.
- In der neuen Saison soll die Abwehrzentrale ein Prunkstück des FC Schalke 04 sein.
- Die Hoffnungen ruhen auf Naldo und Rückkehrer Matija Nastasic.
- Noch ist die Innenverteidigung aber eine Baustelle.
Es war ein nicht alltäglicher Kurztrip des FC Schalke 04 am Wochenende in die Schweiz. Grund der Reise war das Testspiel beim FC Luzern – und gerade einmal 45 Minuten betrug die Flugzeit von Düsseldorf nach Zürich. Genau so lange, wie eine Fußball-Halbzeit dauert. Und jeweils eine Hälfte dieses Vergleichs, den der FCL am Samstag verdient mit 4:2 gewann, dürfte Trainer Markus Weinzierl schon ausgereicht haben, um seine Schlüsse zu ziehen. Allerdings hat er ganz andere Erkenntnisse gewonnen, als eigentlich erhofft.
Denn in beiden Durchgängen agierte Schalkes Abwehr überraschend schwach. Dass es am Ende nur vier Gegentore waren, war fast schon schmeichelhaft - aber definitiv ein Grund zur Sorge. „Das Spielfeld war bei uns viel zu groß. Es gab viel zu große Lücken“, bemängelte Leon Goretzka. Er ist zentraler Mittelfeldspieler, bei ihm fängt die Abwehrarbeit so richtig an. Jetzt, so forderte Goretzka, müsse man die Abwehrfehler ganz genau analysieren.
Auch interessant
Eigentlich soll die Innenverteidigung in der neuen Saison ja wieder zu einem Schalker Prunkstück werden. Das hat in Schalke schließlich eine gute Tradition. Thomas Linke hieß der Leistungsträger in den 1990er Jahren auf dieser Position, danach folgte die Ära von Tomasz Waldoch und Hajto. „Die Null muss stehen“ lautete seinerzeit der legendäre Leitspruch von Huub Stevens. Mladen Krstajic und vor allem Marcelo Bordon erarbeiteten sich später ebenfalls einen besonderen Ruf als Zerstörer. In diesem Jahrzehnt ist der Fixpunkt Benedikt Höwedes, in erster Linie mit Joel Matip an seiner Seite.
Letztes Schalke-Pflichtspiel ohne Gegentor im Februar
Dieser ist auf Schalke Geschichte, Matip spielt nun für den FC Liverpool. Auch er hatte nicht verhindern können, dass sich Schalke in der vergangenen Spielzeit sehr anfällig präsentierte. 49 Gegentore waren zu viele, um in der Bundesliga oben mitspielen zu können. Noch bezeichnender: Das letzte Pflichtspiel ohne Gegentreffer datiert vom 28. Februar 2016, es war jener grausame Nichtangriffspakt gegen Eintracht Frankfurt, der logischerweise 0:0 ausging.
Damals agierte Schalke mit einer Fünferkette, aber wie so oft ohne zwei der ersten Anwärter auf einen Stammplatz in der Abwehr: Höwedes laborierte an einem Muskelfaserriss, Matija Nastasic musste wegen eines Achillessehnenrisses die ganze Saison pausieren.
In seinem ersten Halbjahr auf Schalke hatte Nastasic nur ein Spiel verpasst – und 2015 deutlich angedeutet, warum sich die Gelsenkirchener seine Dienste satte 9,5 Millionen Euro hatten kosten lassen. Jetzt ist der 23-Jährige wieder fit – endlich. „Er ist eine absolute Bereicherung. Leider ist er lange ausgefallen, aber er ist mehr als fit zurück. Das stimmt mich auf jeden Fall positiv“, freut sich Ralf Fährmann. Als Torwart weiß er, wovon er spricht, denn die Innenverteidiger sind auf dem Platz seine wichtigsten Anspiel- und Ansprechpartner.
Nastasic redet allerdings nicht viel. „Jetzt fühle ich mich absolut bereit, für alles, was der Coach mit mir und dem Team vorhat“, sagt der Serbe, der sein Comeback im Frühjahr verschoben hatte – eben, weil er noch nicht ganz rund lief. „Ich hatte noch etwas Probleme. Der Fuß war noch nicht bereit, ich habe noch etwas gespürt, war noch nicht ganz bei 100 Prozent. Dann kann ich nicht alles geben.“
Auch interessant
Genau das muss er aber, um seine Zweikampfstärke zur Geltung zu bringen. „Seine körperliche Härte, seine Art wie er Fußball spielt, wird uns richtig gut tun“, ist Fährmann überzeugt.
Bei Nebenmann Naldo ist es vor allem die Erfahrung, die für den 33 Jahre alten Neuzugang aus Wolfsburg spricht. Und Höwedes, der dritte Kandidaten für zwei Plätze in der Abwehrzentrale, vereint beides. Hinzu kommt die tolle Mentalität des Kapitäns, der nach einem weiteren starken Turnier auch enormes Selbstvertrauen mitbringen dürfte, wenn er in anderthalb Wochen aus dem Urlaub zurückkehrt.
Die Kollegen haben bis dahin noch etwas zu tun. Vielleicht können Naldo und Nastasic ja schon am Dienstag beim DSC Wanne-Eickel 45 Minuten lang Kompromisslosigkeit und Griffigkeit ausstrahlen. Oder noch besser 90.