Wettringen. . Schalke-Manager Christian Heidel hört sich im Münsterland an, was die Anhänger bewegt. Er will die Begeisterung vorleben, die er von allen erwartet.
- Schalke-Manager Christian Heidel hört sich im Münsterland an, was die Anhänger bewegt.
- Er will die Begeisterung vorleben, die er von allen erwartet.
- Das kennt er ein bisschen auch von zu Hause.
Viel mehr Schalke geht nicht. Berthold Bültgerds ist stolzer Vorsitzender des Fanclubs „Attacke 94 Wettringen“ – als er auch noch zum Bürgermeister gewählt wurde, sollte er das königsblaue Ehrenamt eigentlich niederlegen. Es könnten ja theoretisch auch noch Andersgläubige in der Gemeinde im Münsterland leben, doch das ist offenbar eher selten der Fall. Schalkes neuer Manager Christian Heidel fühlte sich jedenfalls gleich wie zu Hause. Beim Blick in die proppenvolle Bürgerhalle lachte er: „So hat in Mainz die Mitgliederversammlung ausgesehen – da waren auch 350 Leute...“
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Obwohl Heidel in diesen Tagen mit Trainerverpflichtung und Kaderplanung eigentlich alle Hände voll zu tun hat, machte er bei den Schalke-Fans in Wettringen seinen Antrittsbesuch; flankiert von den Aufsichtsräten Clemens Tönnies und Peter Lange, die sich im Wahlkampf befinden. Heidel präsentierte sich so, wie ihn die Fans sehen wollten: Ohne Berührungsängste – und voller Schlagfertigkeit. Als er erzählte, wie es denn so auf Schalke zugehen würde im Vergleich zu seinem bisherigen Leben in Mainz, sagte er launig: „Auf Schalke ist alles mal zehn – außer mein Büro. Das ist minus 50 Prozent, da war ich ein bisschen erstaunt.“
Im Münsterland tauchte Heidel in die Schalker Welt ein, hörte sich an, was die Fans bewegt. Obwohl: Ein bisschen weiß er auch von zu Hause, wie ein Königsblauer tickt. „Mein Bruder ist ein riesengroßer Schalke-Fan“, berichtete Heidel und erzählte eine Geschichte dazu. „Wenn er früher von zu Hause zu den Spielen nach Schalke losgefahren ist, hat er meistens gesagt: Ach, heute verlieren wir wieder.“ An diesem Beispiel machte Heidel fest, dass er sich mehr Optimismus und positives Denken auf Schalke wünscht, und dass dies schon in den Köpfen der Fans anfangen solle: „Die Einstellung muss anders werden. Wir müssen dahin kommen, vor den Spielen zu sagen: Heute holen wir drei Punkte.“ Auf Schalke herrsche die Einstellung vor, dass das Glas eher halbleer als halbvoll sei – ein umgekehrtes Denken könnte Kräfte freisetzen.
Heidel ist beim Vereinslied schon textsicher
Heidels Ziel ist es, dabei den ganzen Verein mitzunehmen – nicht nur die Mannschaft und die sportlich Verantwortlichen. Er sieht sich als Teamplayer und nicht als „starker Mann“ – „dieser Begriff gefällt mir nicht, denn das hört sich so an, als ob da ein kleiner Diktator angelaufen kommt.“ Er selbst will die Begeisterung vorleben, so wie ihn Clemens Tönnies angesteckt hat. Beim Transfer von Naldo habe das schon echte Wirkung gezeigt: „Um ihn von Schalke zu überzeugen, habe ich fast die gleichen Worte gewählt, die Clemens Tönnies zu mir gesagt hat.“ Dieser Coup sei zudem genauso abgelaufen, wie er sich das künftig vorstellt: „Naldo war die erste Probe, ob man auch einen Transfer durchführen kann hier auf Schalke, ohne dass er vorher wochenlang in der Zeitung steht.“
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Heidel lieferte das, was die Fans von ihm erwarteten. Sogar zum Schluss, als Clemens Tönnies darauf bestand, dass noch das Vereinslied gesungen werden müsste, war der neue Manager schon erstaunlich textsicher – zumindest bewegte er die Lippen. Es war ein Heimspiel im Münsterland – viel mehr Schalke geht nicht, wenn sogar der Bürgermeister ein Königsblauer ist.