Gelsenkirchen. Auf der Zeche Hugo in Gelsenkirchen Buer trafen sich Sachkundige auf Einladung von Schalke 04. Die eingeladenen Mitglieder blickten mit ihnen voraus.

Wie sieht die königsblaue Zukunft aus? Professor Sascha Schmidt hat mit seiner Studie "Profifußball 2025“ ein Szenario aufgezeichnet. Eingeladene Mitglieder des FC Schalke 04 staunten bei der Veranstaltung „mitGeredet“ im Schacht 2 der Zeche Hugo über die Visionen. Nach seiner Präsentation diskutierte Professor Schmidt mit den Schalke-Vorständen Peter Peters und Alexander Jobst sowie mit Michael Gabriel (Leiter der Koordinierungsstelle der Fanprojekte) und unserem Sportredakteur Peter Müller. Die Runde bestätigte, dass der FC Schalke 04 in puncto Vermarktungsmöglichkeiten ein Vorbild für die Liga sein kann.

Wo sieht der Vorstand den FC Schalke 04 im Jahr 2025?

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„Wir wollen das behalten, was wir haben“, sagt Peter Peters und fügt an: „Wenn wir uns weiter im freien Marktumfeld behaupten können, sind wir zufrieden." Peters weist auf die sportlich starke und zudem finanzkräftige internationale Konkurrenz hin. Jobst betont: „Die Speerspitze all unserer Aktivitäten wird der sportliche Erfolg bleiben. Ich würde mir wünschen, dass der eine oder andere Titel hinzukommt.“ Für Jobst wäre es der erste: „Leider fanden meine ersten Gespräche mit dem Verein im Rahmen des DFB-Pokalfinals 2011 statt, so dass ich den letzten Erfolg leider knapp verpasst habe.“

Welche Vermarktungsstrategien sind geplant?

"Wir fokussieren uns auf neue Zielmärkte und konnten bereits erste Erfolge feiern“, erklärt Jobst. „Dabei reicht es jedoch nicht, wie jetzt geplant, zwei Spiele in China zu bestreiten. Wir arbeiten dort mit einer Repräsentanz-Agentur zusammen, da es unabdingbar ist, mit lokalen Experten in Kontakt zu bleiben.“

Wie sind deutsche Vereine im Vergleich zur internationalen Konkurrenz aufgestellt?

Das Fazit des Professors ist ernüchternd. Die ausländischen Klubs sind den Bundesligisten enteilt. Schmidt erläutert: „Bei den wenigsten Vereinen gibt es Strukturen und Möglichkeiten. Es ist ihnen fremd, wie man die neuen Märkte erschließen kann.“ Schalke kann sich zumindest damit rühmen, erste Schritte in die richtige Richtung bereits gegangen zu sein.

Wie schafft Schalke 04 den Spagat zwischen Modernisierung und Traditionserhalt?

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In diesem Punkt waren sich alle Podiums-Teilnehmer einig. Im Gegensatz zu Emporkömmlingen wie RB Leipzig könne Schalke die Tradition auch als Trumpfkarte ausspielen. Jobst: "Wir haben dadurch einen Wettbewerbsvorteil. Wir wollen solche Werte wie die Tradition in andere Märkte verlagern und damit arbeiten." Dazu ergänzt Professor Schmidt: "Eine einseitige Richtung gen Fortschritt greift zu kurz. Tradition birgt auch Vorteile. Schalke darf seine Identität dadurch nicht verlieren.“

Sieht sich Schalke sportlich gerüstet?

"Eine fußballerische Verbesserung zur letzten Saison ist natürlich nötig“, meint Peters, der aber auch grundsätzlich positiv urteilt: „Es ist doch faszinierend, was wir erreichen. Der HSV ist ein Beispiel dafür, dass Tradition alleine keinen Erfolg bringen kann. Durch Mut zum Fortschritt haben wir bereits Erstaunliches erbracht."

Wie steht der FC Schalke 04 zum Erfolg eines Vereins wie RB Leipzig?

Während der Fanbeauftragte Michael Gabriel meint, dass der Wettbewerb nicht mehr derselbe sei, hält Vorstandsmitglied Peter Peters die Situation für ein schwieriges Thema. „Das Konfliktpotenzial ist hoch. Durch die Kompetenz in unseren Gremien haben wir es geschafft, wettbewerbsfähig zu bleiben. Diese Positionen gilt es zu verteidigen, egal wer hochkommt“, betont Peters.

Schalke hat ein eSport-Team für Internetspiele engagiert – wann zahlt sich das aus?

Jobst ist optimistisch. "Die Kosten belaufen sich auf einen mittleren sechsstelligen Betrag“, verrät er. „Diese Kosten werden allerdings nach circa zwei Jahren gedeckt sein.“ Das Team soll Preisgelder gewinnen, die in die Schalker Kasse wandern. Jobst: „Somit wird sich das Team mittelfristig lukrativ auswirken." Dabei ist der FC Schalke auf diesem Gebiet kein Vorreiter. Seit Januar diesen Jahres unterstützt auch der VfL Wolfsburg zwei eSportler. Und dennoch ist die zunächst absurd klingende Vorstellung, durch „Gaming“ Geld in die Vereinskassen zu spülen, ein ernstzunehmender Vorgriff auf neu entstehende Märkte für Fußballvereine.

Professor Schmidt beschrieb in seinem Vortrag, dass die Stadt Tokio im Bewerbungsverfahren für die Weltmeisterschaft 2022 damit warb, das Spielgeschehen mit 200 HD-Kameras dreidimensional aufzuzeichnen, so dass die bewegten Bilder dann in andere Stadien der Welt projiziert würden. Wird dies auf Schalke auch irgendwann der Fall sein?

Zukunftsszenarien wie eine Fußballübertragung in mehrere Stadien gleichzeitig müssen die Anhänger von Königsblau zunächst nicht befürchten. Alexander Jobst versprach: „Wie jedes Auto noch vier Räder hat, so wird das Fußballspiel im Stadion stattfinden.“