Gelsenkirchen. Trainer André Breitenreiter vom FC Schalke 04 konterte kritische Berichterstattung. Sportvorstand Horst Heldt gab Breitenreiter einen Rat.
Es war eine ganz unverfängliche Frage. Noch dazu eine, die für eine launige Antwort prädestiniert gewesen wäre. Doch die Replik auf die Frage, welche von beiden Mannschaften im Spiel am Samstag denn über den besseren Torwart verfügt, fiel barsch aus. „Da können wir ja antworten, was wir wollen: Es wird dann ja doch negativ ausgelegt“, moserte André Breitenreiter. „Eine Fangfrage“ hatte Horst Heldt vermutet.
Doch während der scheidende Manager mit immer größerer Gelassenheit auf kritische Nachfragen reagiert, scheint Schalkes Trainer mittlerweile hinter jeder Ecke einen Heckenschützen zu vermuten. Auf seine Mannschaft würde ja regelrecht „eingetreten“, hatte sich der Fußballlehrer nach dem Revierderby gegen Dortmund (2:2) über die Presse beschwert.
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Vor dem Auswärtsspiel beim FC Bayern München am Samstag (18.30 Uhr, live bei Sky und in unserem Ticker) legte er nach. Ausgangspunkt waren zwei wenig angenehme Schlagzeilen. „Darüber wird natürlich diskutiert. Das ist nicht förderlich. Aber trotzdem passieren Unfälle“, meinte Breitenreiter mit Blick auf einen am Dienstagabend von Leroy Sané verursachten Blechschaden. „Das passiert in anderen Vereinen auch, dort gelangt das aber nicht nach draußen, beziehungsweise wird nicht darüber berichtet“, meinte Breitenreiter zum ersten Fall.
Bedenklicher ist die Affäre um den älteren Bruder von Klaas-Jan Huntelaar, der am Rande des Derbys beim Zusammenstoß von Fangruppen als Steinewerfer aufgefallen sein soll. „Auch Klaas kann nichts dafür“, unterstrich Breitenreiter und vermied es in dieser Sache „eine Bewertung abzugeben.“
Seine Schlüsse aus derlei Störgeräuschen zieht der Cheftrainer aber sehr wohl – und zwar auf seine Art. „Was das Thema ‘Unruhe’ angeht, habe ich mich schon öfter positioniert. Ich bin der Meinung, dass hier oft das Ziel verfolgt wird, negativ zu berichten und Dinge in Frage zu stellen. Wenn Sie ehrlich sind, berichten Sie seit zehn Jahren immer über den gleichen Mist“, schimpfte er in Richtung Presse.
Auf Schalke, so lautete schließlich Breitenreiters verbittertes Fazit, hätte man einfach „keine Chance, etwas kontinuierlich aufzubauen.“ Und es sei nun mal der Trainer, der letztlich „für alles verantwortlich gemacht“ würde.
Das klingt fast danach, als hätte Breitenreiter resigniert. Als müsste er eingestehen, dass er ein gutes Jahr vor dem Vertragsende gescheitert ist. Abschiedsstimmung.
Schalke-Trainer Breitenreiter will gelassen wirken
Eigentlich will Breitenreiter aber ein ganz anderes Gesicht zeigen und entspannt wirken, nicht dünnhäutig. Trotz der immer lauter werdenden Gerüchte, seine Zeit bei Schalke 04 sei bald abgelaufen. Er gibt vor, dass ihm die Diskussionen, wer ihm im Sommer nachfolgen könnte, nicht das Geringste ausmachen. „Ich bin mittlerweile echt gelassen. Ob irgendwelche Gerüchte um die Trainerposition aufkommen, das lässt mich kalt“, versicherte der 42-Jährige.
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Schließlich sei er weiter von dem am Saisonbeginn eingeschlagenen Weg überzeugt. „Auch wenn er holprig ist. Auch wenn wir in Sachen Konstanz Nachholbedarf haben“, wie Breitenreiter zugab. „Wenn man es sehen möchte“, so lautet sein süffisanter Einwurf, könnte man aber auch mal würdigen, dass seine Mannschaft in der Rückrunde gegen die Konkurrenten im Kampf um das internationale Geschäft aus Wolfsburg, Mönchengladbach und Dortmund sieben Punkte geholt hat. „In der Hinrunde keinen.“
Eine klare Entwicklung also? Die will die Öffentlichkeit nicht erkennen. Eine Wahrnehmung, gegen die sich Breitenreiter „weiterhin wehren wird“, wie er am Donnerstag ankündigte. Heldt hat einen anderen Rat – und zwar nicht nur für Breitenreiter: „Man muss sich auf das fokussieren, was man auf dem Platz beeinflussen kann. Die Kunst ist, Kritik auszuhalten.“
Die Kunst beherrscht nicht jeder.