Gelsenkirchen. Anders als bei den Ligakonkurrenten sitzt gegen Bayern kein Schalke-Spieler absichtlich eine Gelbsperre ab. Dafür könnten vier Knappen eine kassieren.
In der Bundesliga gibt es in dieser Saison einen neuen Trend: vor dem Spiel gegen den FC Bayern München durch taktische Fouls Gelbsperren zu provozieren. Nach dem Motto: Wenn wir schon auf Spieler verzichten müssen, dann lieber im ohnehin aussichtslos scheinenden Duell gegen die bayrische Übermacht als in Spielen gegen direkte Konkurrenten – vor allem im Kampf gegen den Abstieg.
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Derlei Kalkül kann Schalke 04 vor dem Auswärtsspiel am Samstag beim Meisterschaftsanwärter (Samstag, 18.30 Uhr/ live bei uns im Ticker) auf jeden Fall nicht vorgeworfen werden.
Zwar sah Sead Kolasinac im Revierderby gegen Dortmund die fünfte Gelbe Karte, doch der Linksverteidiger ist Schalkes einziger Spieler, der bei den Bayern gesperrt fehlen wird.
Schalke nimmt sportliche Situation an
Gleich fünf andere Profis stehen bei vier Gelben Karten und könnten sich bei den Bayern eine Sperre für das so wichtige Spiel gegen Leverkusen einfangen. Darunter ist zwar auch der noch verletzte Leon Goretzka, aber auch Stammspieler wie Max Meyer oder Roman Neustädter.
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Droht sich Schalke mit Blick auf den Kampf um das internationale Geschäft selbst zu schwächen, weil man auf die Schummeleien, die vor allem Darmstadt 98 und Werder Bremen vorgeworfen worden waren, verzichtet? „Darüber mache ich mir gar keine Sorgen“, sagt Trainer André Breitenreiter.
Seine Mannschaft verfolge einen gänzlich anderen Ansatz. Schalke nimmt es so, wie es kommt. Und wenn es Spielplan und Schiedsrichter so wollen, dass es dumm für Schalke läuft, dann ist es eben so.
Breitenreiter: "Das ist nicht unser Weg"
Das Spiel beim Klassenprimus abzuschenken, ist für Breitenreiter demnach nie in Frage gekommen. „Wir wollen in jedem Spiel unser Bestes abrufen. Das heißt unter anderem, defensiv in Zweikämpfe zu gehen – auch mit dem Risiko, das man sich Gelbsperren abholt“, erläutert Schalkes Cheftrainer.
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Darmstadt und Bremen war Wettbewerbsverzerrung vorgeworfen worden. Fünf Darmstädter fehlten gegen Bayern gelbgesperrt, Absicht konnte den „Lilien“ jedoch nicht nachgewiesen werden.
Anders erging es Zlatko Junuzovic und Clemens Fritz von Werder Bremen. Sie hatten gestanden, die jeweils fünfte Gelbe Karte provoziert zu haben und erhielten neben der üblichen Sperre noch eine Geldstrafe. „Das ist nicht unser Weg“, untermauert Breitenreiter, „Wir bewerten immer nur den Augenblick. Wenn es dann so eintritt, dass wir von Sperren betroffen sind, dann werden wir trotzdem Lösungen finden, um eine gute Mannschaft auf den Platz zu bringen.“
Geis nicht gehemmt durch vier gelbe Karten
Johannes Geis hatte es zuvor schon ganz ähnlich formuliert. „Auf keinen Fall“, werde Schalke bei den Bayern mit angezogener Handbremse agieren, versicherte der Sechser. Auch Geis hat vier Gelbe Karten auf dem Kerbholz, auch dem Standard-Spezialisten droht noch eine Zwangspause. Doch das ficht den 22-Jährigen nicht an: „Wenn ich wieder Gelb kassieren sollte, dann ist es eben so. In München kannst du nur bestehen, wenn du 100 Prozent Vollgas gibst. Niemand wird sich in unserer Mannschaft schonen, um eine Verwarnung zu vermeiden. Wir schenken kein Spiel ab.“
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Hält bei S04 im Endspurt sogar eine neue Aggressivität Einzug? Ganz lässt sich dies sicher nicht von der Hand weisen. „Ich habe auch schon vor dem Spiel in Ingolstadt und vor dem Derby darauf hingewiesen, dass das keine Rolle spielen darf“, sagte Breitenreiter zum Thema Gelbsperren.
Seine Spieler haben es sich jedenfalls zu Herzen genommen: In den beiden letzten Partien zeigten die Schiedsrichter jeweils fünf Mal Gelb gegen Schalker Spieler – eine klare Steigerung gegenüber der bisherigen Saison, in der die Königsblauen oft mit ein oder zwei Verwarnungen ausgekommen waren. Einmal hielt sich Schalke sogar gänzlich schadlos – und jubelte beim 3:1-Auswärtssieg in Köln trotzdem.