Orlando. Im Exklusiv-Interview mit FUNKE Sport spricht Klaas-Jan Huntelaar über den Spieler, dessen Vorlagen er am meisten vermisst und Kritik - auch vom Trainer.

Herr Huntelaar, wie kommt ein Fußballer wie Sie dazu, bei der Dart-WM wie ein Fan mitzujubeln?

Klaas-Jan Huntelaar: Dart ist doch ein schönes Spiel, da kann jeder Fehler bestraft werden. Wir waren nach Silvester mit Freunden drei Tage in London, haben uns Arsenal gegen Newcastle angeguckt und wollten auch gerne bei der Dart-WM zuschauen. Die Stimmung ist da immer geil und es spielen Holländer mit.

Klaas-Jan Huntelaar als Zuschauer bei der Dart-WM.
Klaas-Jan Huntelaar als Zuschauer bei der Dart-WM. © Getty

Spielen Sie auch selbst?

Huntelaar: Früher schon, aber nur zum Spaß mit Freunden.

Wenn Sie offen für neue Dinge sind: Wie finden Sie unter diesem Aspekt das Schalker Trainingslager in Florida?

Huntelaar: Mir gefällt das gut - es ist nach einigen Jahren in Katar mal etwas anderes, und so wird es nicht langweilig. In Katar waren die Plätze super, vielleicht etwas besser als hier, und es ist dort auch ein bisschen wärmer. Aber es ist schön, verschiedene Teile der Welt zu sehen.

Schalke ist hier in Florida auch, um Werbung für den Fußball und Marketing für den Klub zu machen. Mögen Sie so etwas?

Huntelaar: Für Schalke ist das gut, wenn man die Einnahmen vergrößern kann. Das ist zwar nicht meine Abteilung, aber es gehört für einen Profi dazu.

Am Samstag ist Schalke beim NBA-Spiel zwischen Orlando Magic und Washington Wizard zu Gast. Freuen Sie sich drauf?

Huntelaar: Basketball ist sicher schön, da bin ich noch nie gewesen. Ich war schon mal beim Eishockey, das hat mir gut gefallen. Und die Sport-Mentalität der Amerikaner gefällt mir auch.

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Können Sie sich vorstellen, zum Ende der Karriere auch selbst in Amerika zu spielen?

Huntelaar: Das ist mir noch viel zu weit weg, daran denke ich nicht. Ich will solange spielen, wie es körperlich geht, und bisher habe ich noch gar keine Probleme - hoffentlich geht das noch viele Jahre so weiter.

Wenn Sie noch lange spielen wollen: Auch auf Schalke?

Huntelaar: Von meiner Seite ist alles offen, was die Zukunft betrifft - ich entscheide immer Last Minute. Erst einmal läuft mein Vertrag noch eineinhalb Jahre. Und planen kann man im Fußball sowieso nicht. Planung wird überbewertet (lacht)

Sie sind im sechsten Jahr auf Schalke. Wie haben Sie diese Hinrunde gesehen?

Huntelaar: Es war okay. Wir sind auf einem Platz, mit dem wir uns am Saisonende wieder für den Europapokal qualifizieren.

Aber Ihr Ziel ist doch nicht, Sechster zu werden?

Huntelaar: Nun ja, das Ziel sind wieder europäische Spiele in der nächsten Saison. Natürlich versuchen wir, mehr herauszuholen. Aber man muss auch sehen, wer vor der Saison alles verkauft wurde: Mit Jefferson Farfan und Julian Draxler haben uns zwei Stammspieler in der Offensive verlassen. Da müssen wir uns erst wieder einspielen, auch mit den neuen Spielern. Und dieser Prozess ist noch nicht zu Ende.

Vermissen Sie einen Vorbereiter wie Farfan auch für ihr eigenes Spiel?

Huntelaar: Jeff war mit seinen Flanken für mich sehr wichtig, auch ein Christian Fuchs hat vor allem in seinem ersten Jahr sehr viele Tore vorbereitet. Das sind sehr wichtige Elemente in unserem Spiel, die wir verloren haben. Aber im Fußball weiß man: Leute kommen und gehen.

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Sie sind immer noch Schalkes bester Torschütze, aber es gab in der Hinrunde auch Kritik an Ihnen. Wie haben Sie das verfolgt?

Huntelaar: So wenig wie möglich. Ich gucke nicht so viel, was in der Zeitung steht oder im Fernsehen kommt - ich weiß selbst, was ich in einem Spiel gut und was ich falsch gemacht habe. Ich bin also selbst mein größter Kritiker. Da können alle anderen sagen, was sie wollen.

Aber auch Ihr Trainer André Breitenreiter hat einmal gesagt, dass Schalke ein Knipser fehlt. Das muss Sie doch getroffen haben.

Huntelaar: Ich habe das selbst nicht gehört. Mir hat der Trainer später erklärt, dass er das so nicht gesagt hat. Wir haben darüber geredet, und damit war das für mich erledigt.

Er hatte das so gemeint, dass Schalke in der damaligen Phase ein Knipser fehlte.

Huntelaar: Manchmal drückt man etwas anders aus, als man es wirklich meint. Ich glaube das, was mir der Trainer erklärt hat.

Machen ist wichtiger als Reden 

Viele Kritiker behaupten: Zwischen Ihnen und Franco Di Santo passt das Zusammenspiel nicht. Wie sehen Sie das?

Huntelaar: Wir haben gute Spiele zusammen gemacht, aber auch welche, in denen es nicht so geklappt hat. Wir müssen uns auf jeden Fall noch verbessern und einspielen, aber das können wir auch.

Die Rückrunde soll für den
Die Rückrunde soll für den "Hunter" besser laufen. © dpa

Trainer Breitenreiter hat gesagt, dass Schalke mit Benedikt Höwedes und Ralf Fährmann nur zwei Führungsspieler hat, die auf dem Platz lautstark auf die anderen einwirken würden. Bringen Sie sich als Vize-Kapitän nicht genug ein?

Huntelaar: Wenn ich spiele, bin ich immer da - das merkt man auch. Für mich ist es am wichtigsten, was auf dem Platz passiert. Reden ist wichtig, aber Machen ist das Wichtigste. Und ich bin ein Typ, der gerne macht.

Was erwarten Sie noch von Schalke in der Rückrunde?

Huntelaar: Ich möchte, dass wir wenigstens Platz sechs sichern, und vielleicht ist auch noch etwas mehr drin. Wir haben jetzt mit Younes Belhanda und Alessandro Schöpf ja zwei neue Spieler dazubekommen.

Und persönlich? Wie viele Tore haben Sie sich noch vorgenommen?

Huntelaar: Es ist schwer, sich so etwas vorzunehmen, weil das von vielen Dingen abhängig ist: Davon, wie wir als Mannschaft spielen, wie viele Torchancen wir uns herausspielen und wie viele man davon verwertet. Top-Vereine wie Bayern und Dortmund schießen im Schnitt drei Tore pro Spiel. Das ist bei uns noch nicht der Fall.

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Was glauben Sie: Wie viele Tore würden Sie schießen, wenn Sie bei Bayern oder Dortmund spielen würden?

Huntelaar (lacht): Das kann man nicht sagen. Auf jeden Fall sind das zwei ganz offensive Mannschaften. Bayern schießt in jedem Heimspiel vier, fünf Tore.

Da müssten Sie Robert Lewandowski beneiden, wie viele Vorlagen der bekommt...

Huntelaar: Für einen Stürmer ist das wie im Paradies. Unser Spiel ist anders. Aber solche Mannschaften wie Bayern und Dortmund spielen auch um den ersten Platz. Wir spielen nicht um den Titel, zumindest nicht realistisch.

Sie haben in sechs Jahren mit Schalke bisher nur einen Titel gewonnen. Zu wenig, wenn man so ehrgeizig ist wie Sie?

Huntelaar: Ich weiß, dass bei uns alles passen muss, wenn wir um den Titel mitspielen wollen. Aber wir haben einmal den Pokal gewonnen, und das war super. Das Schöne daran: Wenn man nicht so viel gewinnt wie Bayern, dann genießt man das Gewinnen ein bisschen mehr.

Eine Frage kann Ihnen nicht erspart bleiben: Was machen Sie im Sommer, wenn die Europameisterschaft ist?

Huntelaar (lacht laut): Ich weiß noch nicht. Auf jeden Fall ist es eine der größten Niederlagen meiner Karriere, dass wir mit Holland nicht dabei sind. Ich denke nicht, dass ich nach Frankreich fahren werde und mir dort die EM anschaue...