Gelsenkirchen. Der FC Schalke 04 hat gekämpft. Und alles gegeben. Aber am Ende reichte es nicht: Der FC Bayern gewinnt bei den Königsblauen mit 3:1.
So muss man gegen Bayern München spielen. Mit Engagement, mit Aggressivität hinten und Schnelligkeit vorne, mit hoher Aufmerksamkeit. Der FC Schalke 04 zeigte sich am Samstagabend von einer richtig guten Seite - und ging doch als Verlierer vom Platz. Mit 3:1 siegte die effektivere, die kühlere Mannschaft. Für die fleißigen Schalker heißt das: Nach nur einem Sieg aus neun Pflichtspielen wird die Partie am Sonntag nächster Woche bei Bayer Leverkusen zu einem Schllüsselspiel. Denn seit diesem Wochenende stehen sie auf Platz sieben der Bundesliga und sind damit nicht mehr in den Europapokal-Rängen.
War es jemals so leise in der Arena? Während der Schweigeminute für die Opfer des Terrors von Paris wäre schon ein leichtes Hüsteln zu hören gewesen. Doch mit dem Ende der Gedenkminute schalteten Schalkes Fans in der Nordkurve direkt in den Beleidigungsgang um. Denn ein alter Bekannter machte sich auf den Weg zu seinem Arbeitsplatz direkt vor seinen früheren Fans: Manuel Neuer war mal wieder da, und er erfuhr dann auch gleich, was viele Anhänger der Blau-Weißen noch immer von ihm halten.
Fährmann beim 0:1 machtlos
Als das Spiel begann, war früh zu erkennen, was Schalkes Trainer André Breitenreiter geplant hatte: Drei Innenverteidiger hatte er aufgeboten, also eine Fünfer-Abwehrkette aufgezogen, und davor mit Leon Goretzka und dem von FC Bayern ausgeliehenen Pierre-Emile Höjbjerg zwei zusätzliche Sicherungen vor der Abwehr eingebaut. Schalke wollte den Bayern keinen Zentimeter Raum lassen, um das gewohnt attraktive und schnelle Kombinationsspiel aufziehen zu können.
Doch schon nach neun Minuten rappelte es im blau-weißen Kasten. Eine Ecke wurde flach ausgeführt auf Arturo Vidal, Schalkes Abwehr befand sich im Sekundenschlaf. Joel Matip wurde als Erster wieder wach, klärte - allerdings genau vor die Füße von David Alaba. Der zog ab, Leon Goretzka fälschte ab, und über den machtlosen und verdutzten Ralf Fährmann hinweg senkte sich der Ball ins lange Eck.
Schalke bei Standards nicht hellwach
Unglücklich für Schalke, dieses 0:1, und trotzdem extrem ärgerlich. Was hilft all die Taktik, wenn die Mannschaft - wie schon in Dortmund - bei Standards nicht hellwach ist?
Die Königsblauen blieben aber bei ihrer Grundausrichtung. Sie standen tief in der eigenen Hälfte und überließen den Bayern den Ball. Nicht selten hielten sich bis auf Manuel Neuer sämtliche Spieler in Schalkes Hälfte auf.
Sané sollte es richten
In der 17. Minute gelang Schalke der erste Konter - und der führte auf Anhieb zum Erfolg. Leroy Sané eroberte in der eigenen Hälfte den Ball, setzte sich mit ein bisschen Glück gegen Xabi Alonso durch, zog dann an und bediente Max Meyer auf links. Der ließ mit einem einfachen Haken Philipp Lahm stehen und setzte den Ball an Manuel Neuer vorbei ins lange Eck. 1:1, die Arena tobte, und in der Nordkurve erklangen Spott und Schadenfreude: “Neuer ist nervös!”
Hinten verrichteten die Schalker weiterhin Schwerstarbeit, vorne hofften sie vor allem auf ihren Turbo-Fußballer: Bei Kontern suchten sie immer wieder Leroy Sané, der aus dieser Mannschaft gar nicht mehr wegzudenken ist. Bei der besten Gegenstoß-Gelegenheit allerdings lief der 19-Jährige ins Leere: Joel Matip spielte auf Leon Goretzka, der zog stramm los, Leroy Sané raste perfekt in den freien Raum, doch trotz mehrerer Möglichkeiten, einen richtigen Zeitpunkt zum genauen Pass zu erwischen, entschied sich Goretzka eigensinnig zu einem harmlosen Fernschuss, der sich in der Bayern-Abwehr verfing.
Bayern teilweise einfallslos
Nach wie vor hielten die Bayern das Heft in der Hand, doch es fiel ihnen nicht sonderlich viel ein, um die Schalker wirklich beeindrucken zu können. Schalkes Trainer André Breitereiter hatte nicht zu viel versprochen. Seine Mannschaft kämpfte leidenschaftlich. Zur Pause hatte sie sich das 1:1 verdient.
Schalke unterliegt Bayern
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Die Bayern versuchten auch in der zweiten Hälfte hartnäckig, Löcher im dicht gewobenen Schalker Abwehrnetz zu finden. Doch selbst wenn sie ganz gefährlich bis auf die Grundlinie oder vor das Schalker Tor kamen - am Ende war meistens noch ein Bein mit blau-weißen Ringelstutzen dazwischen. Bayerns Zentralstürmer Robert Lewandowski zeigte wiederholt an, wo er stand und wo er angespielt werden wollte, doch seine Mitspieler entdeckten nicht den Weg zu ihm. So einfallslos sah man die Roten selten.
Martinez macht das 2:1 wie aus dem Nichts
Aber man kennt das ja von ihnen: Selbst an solchen Tagen, an denen sie ihren Gegner mal nicht an die Wand spielen, bleiben sie meistens brutal effektiv. In der 69. Minute flankte Arjen Robben genau auf Xavier Martinez, und der Innenverteidiger köpfte zum 2:1 für die Bayern ein. Für die willensstarken Schalker ein Schlag in die Magengrube.
Trainer Breitenreiter stellte für die Schlussphase die Taktik um. Nachdem er bereits Eric Maxim Choupo-Moting für Klaas-Jan Huntelaar aufs Feld geschickt hatte, brachte er noch einen weiteren Stürmer: Franco Di Santo kam, der dritte Innenverteidiger Roman Neustädter ging vom Rasen. Den Bayern war anzumerken, dass sie nur noch wenig riskieren und dieses Ergebnis über die Zeit bringen wollten. Das machte es für die Schalker nicht leichter, denn die ursprüngliche Kontertaktik hatte sich damit erledigt.
In Minute 87 gab es dann noch ein Debüt in der Arena: Für Max Meyer kam Fabian Reese - erst 17 Jahre alt, das nächste Talent aus der Knappenschmiede. Ein schöner Tag für den Jungen, am Ende aber dann doch kein Tag zum Feiern für Schalke 04: Robert Lewandowski traf noch den Pfosten, dann machte Thomas Müller mit dem 3:1 in der 90. Minute den Deckel drauf.
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