Gelsenkirchen. Nach dem 1:1 gegen den FC Ingolstadt lobten Schalke-Trainer André Breitenreiter und Manager Horst Heldt die Fans. Wir haben die Stimmen zum Spiel.

Zum ersten Mal in seiner Amtszeit musste sich Schalke-Trainer André Breitenreiter laute Pfiffe in der Arena anhören. Schiedsrichter Florian Meyer hatte gerade die erste Halbzeit beendet und S04 lag nach einer mäßigen Leistung mit 0:1 zurück. Manager Horst Heldt fand das "legitim". Ingolstadts Torschütze Tobias Levels sagte sogar: "Bis zur 65. Minute habe ich es hier im Stadion noch nie so ruhig erlebt." Erst Junior Caicaras Pfostenschuss (69.) weckte die 60.000 Schalke-Fans - und sie trieben ihr Team noch zum 1:1.

Leroy Sané erzielte sein viertes Saisontor für Schalke

Selbst von Ingolstadts Trainer Ralph Hasenhüttl gab es dafür ein Lob. "Es reicht ein Pfostenschuss, dann sind alle im Hexenkessel wieder da. Dann kannst du von außen nicht mehr coachen, da hört dich keiner mehr", erklärte Hasenhüttl. Breitenreiter und Heldt schwärmten. "Die Zuschauer haben unsere junge Mannschaft permanent nach vorn getrieben", sagte Breitenreiter. Heldt ergänzte: "Der Support ist sensationell gewesen."

Besonders motiviert war Leroy Sané. Der 19-Jährige erzielte das 1:1 (76.) und bereits sein viertes Saisontor. Nach dem Spiel verriet er sein persönliches Ziel. Wir haben die Stimmen gesammelt.

Auch interessant

André Breitenreiter (Trainer FC Schalke 04): „In der ersten Halbzeit waren wir zu pomadig, zu langsam im Passspiel, es fehlte uns Bewegung im Spiel. Trotzdem hatten wir vier oder fünf Torchancen, die wir leider nicht verwertet haben. Wenn wir in Führung gehen, dann ist es gegen einen Gegner, der so massiv und kompakt verteidigt, deutlich leichter. So geraten wir mit der einzigen Torchance von Ingolstadt im gesamten Spiel in Rückstand. Für die zweite Halbzeit hatten wir uns vorgenommen, dass wir es mutiger machen, mehr Überzeugung ins Spiel bringen. Das haben die Jungs sehr gut umgesetzt, auch mit der Unterstützung unserer Zuschauer, die unsere junge Mannschaft permanent nach vorn getrieben haben. Wir waren schneller im Spiel, dominanter, haben den Gegner in der eigenen Hälfte unter Druck gesetzt. Wir haben uns allerdings nicht so viele Chancen herausgespielt. Das ist schwer gegen Mannschaften, die so kompakt vor dem Sechzehner verteidigen – den Bayern ist das auch schwer gefallen in Frankfurt. Wir wollten es besser machen, haben es besser gemacht, den Ausgleich erzielt. Dass nicht mehr drin war, lag auch daran, dass der Gegner es defensiv sehr gut gemacht hat und wir nicht entscheidend zum Abschluss gekommen sind.“

Breitenreiter über das Europa-League-Spiel in Prag: „Wir fahren nach Prag, um dort ein positives Ergebnis zu erzielen, nicht, um Spieler für das Wochenende zu schonen. Wir wollen dort eine gute Leistung abliefern und gerade in dieser Phase für eine positive Ausstrahlung sorgen. Es geht nur so, dass man weiter arbeitet, auch wenn es gerade mal schwer ist.“

Horst Heldt (Manager FC Schalke 04): "Wir haben wegen der ersten Halbzeit nicht gewonnen. Warum wir so agiert haben, müssen wir noch einmal analysieren und uns austauschen. In der zweiten Halbzeit haben wir den Rückstand versucht wettzumachen. Ingolstadt hat intensiv verteidigt. Es sind nicht viele Chancen herumgekommen, obwohl wir 70 oder 80 Prozent Ballbesitz hatten. Wir müssen effektiver werden, uns im Ballbesitz mehr Chancen erspielen. Am Donnerstag müssen wir in der Europa League die Favoritenrolle einnehmen – und dann kommen Spiele, wo wir nicht die Favoritenrolle haben. Das ist vielleicht sogar einfacher.“

Auch interessant

Heldt über die Fans: "Der Support ist sensationell gewesen. Die Fans haben das sehr, sehr gut gemacht über jeweils 45 Minuten. In der Halbzeit kommen mal Pfiffe, das ist normal und legitim. Das ist eben so, wenn man zu Hause als Schalke 04 0:1 gegen Ingolstadt hinten liegt. Während des Spiels, und das ist entscheidend, hatten wir 100-prozentigen Support.“

Heldt über die Torjäger-Krise: „Mannschaftssport beinhaltet viele Facetten. Eine ist, dass der eine oder andere irgendein Päckchen mit sich herumzutragen hat. Das sind Themen, die sich in einer Mannschaft abspielen. Trotzdem bleibt es eine Mannschaft und das sind wir. Das waren wir im letzten Jahr nicht. Von daher ist es ein großer Vorteil, dass jeder den anderen unterstützt. Jetzt ist es Leroy, der die Tore macht. Klaas-Jan hat schon viele Tore für Schalke 04 gemacht. Wir stehen zu jedem, zu den Beiden, die werden in die Spur machen. Es hakt gerade, das ist so, dagegen muss man arbeiten. Sie bekommen Unterstützung und dann wird es wieder bessere Tage geben.“

Heldt über das Spiel in Prag: „Wir bleiben Favorit, es wäre lächerlich, wenn ich das wegschieben würde. Man kann einen Schritt nach vorn machen. Es ist wichtig, das im Block zu sehen, was wir vor uns haben. Das nächste Spiel genießt Priorität, trotzdem muss man vorausschauend arbeiten.“

Benedikt Höwedes (Kapitän FC Schalke 04): „In der ersten Halbzeit haben wir die Leidenschaft vermissen lassen. Der letzte Wille, der letzte Biss und das letzte Engagement haben gefehlt. Dann macht Ingolstadt ein glückliches Tor. In der Pause haben wir eine klare Ansprache gekriegt – sachlich, nüchtern, aber taktisch auf den Punkt getroffen. Es lief besser, wir sind deutlich motivierter aus der Halbzeit gekommen, haben den Ball schneller laufen lassen, die besseren Möglichkeiten herausgespielt. Ingolstadt hatte keinen Torschuss mehr in der zweiten Halbzeit. Dann sieht man, dass es geht, wenn wir vernünftig ins Spiel reingehen.“

Auch interessant

Höwedes über das Derby: „Derbys haben ihre eigenen Gesetze. Da kommt es nicht drauf an, wer die breitere Brust hat, sondern welche Mannschaft mit einer besseren Einstellung ins Spiel geht, die Zweikämpfe annimmt. Es ist wurscht, wer welche Form hat.“

Höwedes über den schwierigen November: „Auf uns warten die großen Namen der Bundesliga. Wenn wir alles in die Waagschale werfen, was uns stark gemacht hat, werden wir nicht schlecht aussehen. Wir brauchen nicht alles schwarz malen, es ist nicht alles schwarz. Viele Sachen machen wir gut. Gegen Mönchengladbach im DFB-Pokal haben wir uns nach einer super ersten Halbzeit leider selbst bestraft."

Leroy Sané (FC Schalke 04): „Das war mein zweites Kopfballtor, das ist eigentlich nicht so meine Stärke. Vorher hat Eric Maxim Choupo-Moting hat eine sehr gute Flanke gespielt. Ich freue mich, dass ich vier Tore in der Bundesliga habe. Als Belastung sehe ich das nicht, sondern eine Herausforderung. Mein Ziel ist es, acht Tore zu erzielen – bisher läuft das ganz gut.“

Sané über das Derby: „Ich versuche, auch im Derby ein Tor zu erzielen. Vielleicht klappt es, auch mal zwei Tore zu schießen. Aber das wird ein sehr, sehr schweres Spiel. Es ist mein erstes Derby, da ist Aufregung dabei, aber ich freue mich auch. Man kann von vielen Spielern lernen, ob Erzrivale oder nicht. Wenn man sieht, wie Reus spielt oder wie Aubameyang im Moment drauf ist, da kann man sich einiges abgucken.“

So analysiert der FC Ingolstadt das 1:1 auf Schalke 

Ralph Hasenhüttl (Trainer FC Ingolstadt): „Wir haben nach zuletzt zwei Niederlagen in Folge die richtigen Mittel gewählt, um etwas mitzunehmen. Wir haben in den letzten zwei Spielen besser Fußball gespielt und sind nicht belohnt worden. Diesmal haben wir ein bisschen anders versucht anzulaufen. Das ist uns in der ersten Halbzeit sehr gut gelungen. Gefährlich wurde es nur, wenn wir in der Vorwärtsbewegung den Ball verloren haben, weil Schalke natürlich ein super Umschaltspiel hat. Wenn man in der zweiten Halbzeit die Konter nicht richtig ausspielt, ist klar, dass man irgendwann unter Druck gerät. Es war recht ruhig im Stadion. Es reicht ein Pfostenschuss, dann sind alle im Hexenkessel wieder da. Dann kannst du von außen nicht mehr coachen, da hört dich keiner mehr. Wir haben es nicht mehr geschafft, uns zu befreien. Das Tor lag in der Luft. Ich hätte gern drei Punkte mitgenommen, aber der eine ist für uns überragend und wichtig. Ich bin sehr stolz auf meine Jungs, dass sie es geschafft haben, gegen diesen tollen Verein einen Punkt mitzunehmen.“