Gelsenkirchen. . Nach einem zuvor durchwachsenen Jahr 2015 steht Schalkes Talent Max Meyer wieder im Mittelpunkt. Meyer freut sich auch auf die Europa League.
Max Meyer schaute etwas ungläubig, als er gefragt wurde, ob er während der anstrengenden Wochen bei Trainer André Breitenreiter um eine Pause bitten würde. „Das“, sagte er mit fester Stimme, „wird nie vorkommen.“ Danach lächelte er und ergänzte: „Auch am Donnerstag würde ich gern wieder spielen.“ Breitenreiter, der bei der Pressekonferenz vor dem Europa-League-Spiel gegen Sparta Prag (Donnerstag, 19 Uhr, live bei Sky und in unserem Ticker) neben Meyer saß, lächelte zurück und entgegnete knapp: „Du spielst!“ Der kleine Dribbler Meyer ist wieder unersetzlich. So schnell kann das gehen.
Draxler-Wechsel von Schalke nach Wolfsburg als Wendepunkt
Denn noch vor zwei Monaten lief der 20-Jährige meist mies gelaunt durch die Interviewzonen der Republik. Mit Ex-Trainer Roberto Di Matteo war Meyer nicht zurechtgekommen, erlebte nur selten An- und Abpfiff auf dem Rasen. Die U-21-EM im Juni hatte er verpatzt. Nach drei schwachen Leistungen in der Vorrunde saß er im Halbfinale gegen Portugal auf der Bank. Deutschland verlor 0:5, Meyer fuhr frustriert in den Urlaub. Er begann die Vorbereitung verspätet und verpasste den Anschluss.
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Zunächst saß er nur auf der Ersatzbank. Andere bestimmten das Tempo des Spiels: Johannes Geis, Leon Goretzka und vor allem Julian Draxler. In den ersten vier Pflichtspielen wurde Meyer dreimal eingewechselt, bekam insgesamt 60 Minuten Spielzeit, wirkte zudem oft wie ein Fremdkörper.
„Der wäre bei 90 Prozent aller Nationalteams Stammspieler und Kapitän“, sagte Jürgen Klopp einmal über Meyer. Di Matteo verkündete meist nur: „Das ist ein Spieler, den ich schätze.“ Vor Saisonbeginn wollte Bayer Leverkusen Meyer verpflichten. Undenkbar war ein Transfer nicht mehr. Vom nächsten Messi zum wechselwilligen Bankdrücker – dafür benötigte Meyer scheinbar nur zwei Jahre.
Dann kam der 31. August: Julian Draxler unterschrieb einen Vertrag beim VfL Wolfsburg. Dieser Tag änderte alles. Ein Platz in der Schalker Startelf wurde frei – und den besetzt seitdem Meyer. Er saß seitdem nur noch einmal auf der Bank, doch beim Europa-League-Spiel gegen Tripolis (4:0) blieben auch weitere Stammkräfte draußen. Deutlich zugeben würde er nie, dass Draxlers Abgang seine Rettung war. „Mit Jule“, sagte er, „würde es vielleicht noch besser laufen.“
Max Meyer baut Schalke-Stürmer Di Santo auf
Das kann sein – aber erst ohne Draxler steigerte sich Meyer von Spiel zu Spiel. Inzwischen trifft er sogar wieder. In der U 21 erzielte er beim 6:0-Erfolg auf den Färöern zwei Tore – und am Samstag explodierte die Arena, nachdem Meyer den Ball zum 2:1 im Bundesligaspiel gegen Hertha BSC über die Linie geschoben hatte. Von seinen Teamkollegen und dem Trainerteam wurde er beinahe erdrückt, und am liebsten hätten sich die anderen 60 000 Schalker am Stadion auch auf ihn geworfen.
Ein kleiner Mann zurück im Mittelpunkt, ob ganz unten in einem Jubelhaufen – oder bei Pressekonferenzen vor internationalen Spielen auf dem Podium. „Die Europa League“, sagte er, „ist für mich auch sehr gut. Ich gehe in das Spiel gegen Sparta Prag genauso wie in ein Champions-League-Spiel.“ Meyer kann sich nun sogar um die Spieler kümmern, für die es gegenwärtig nicht gut läuft.
Da wäre zum Beispiel Franco Di Santo, der zwar viermal in den beiden Pokal-Wettbewerben traf, aber noch auf sein erstes Bundesligator wartet. „Er ist immer in Bewegung und hilft so den anderen, zu Toren zu kommen. Er wird bei uns nicht danach beurteilt, ob er Tore schießt oder nicht“, sagte Meyer und ergänzte wie ein kleiner, großer Bruder: „Ich bin zufrieden mit ihm.“