Gelsenkirchen/Berlin. Der Ex-Schalker Alexander Baumjohann kehrt am Samstag um 15.30 Uhr mit Hertha BSC in die Arena zurück. Wir haben uns ausführlich mit ihm unterhalten.
Alexander Baumjohann war 13 Jahre alt, als er sich für einen Wechsel nach Schalke entschied. Er galt als eines der größten deutschen Talente, konnte sich aber auch in zwei Anläufen auf Schalke nicht entscheidend durchsetzen. Heute kommt er zurück – im Trikot von Hertha BSC. Der Spielmacher hat sich gerade erst von zwei Kreuzbandrissen erholt. Im Interview spricht der gebürtige Waltroper über die neue Stärke des Hauptstadt-Klubs, seinen Eindruck von Schalke und über alte Kollegen.
Herr Baumjohann, Sie laufen nach langer Zeit mal wieder auf Schalke auf. Wie groß ist die Vorfreude?
Alexander Baumjohann: Ich freue mich riesig. Wenn man so lange wegen einer schweren Verletzung gefehlt hat, freut man sich auf jedes Spiel. Aber nach so langer Zeit wieder auf Schalke aufzulaufen, ist schon was ganz Besonderes.
Welche Kabine der Veltins-Arena ist eigentlich schöner? Die Heimkabine oder die der Gäste?
Baumjohann: Natürlich ist die Heimkabine viel schöner (lacht). Aber das ist wohl in jedem Stadion so.
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Trainer Pál Dárdai schwärmt von Ihnen, nennt sie einen Ausnahmespieler. Und er hat angedeutet, dass Sie nach über anderthalb Jahren wieder in der Startelf stehen könnten.
Baumjohann: Es freut mich, wenn der Trainer so etwas über mich sagt. Ob es schon für die Startelf reicht, weiß ich nicht. Es ist auch egal, ob ich eine Minute oder 90 Minuten spiele, genießen werde ich jede Minute. Auf Schalke werde ich sie natürlich doppelt genießen.
Sie hatten zwei Kreuzbandrisse kurz hintereinander. Haben Sie an ein Karriereende gedacht?
Baumjohann: Gar nicht. Natürlich war es zweimal ein Riesenschock. Es gab für mich aber keine Alternative. Ich habe mich lieber intensiv mit der Reha beschäftigt, als mir die Frage zu stellen, warum ausgerechnet ich so ein großes Verletzungspech habe. Ich habe mich zurückgekämpft und bin sehr stolz darauf. Es schafft sicher nicht jeder Fußballprofi, nach zwei Kreuzbandrissen zurückzukommen und das alte Niveau zu erreichen. Wahnsinn, wie die Fans mich bei meinem Comeback gegen Werder Bremen empfangen haben. Man darf ja nicht vergessen, dass ich noch gar nicht so viele Spiele für Hertha machen konnte. Jetzt möchte ich den Fans was zurückgeben. Am besten schon auf Schalke.
Hertha spielt derzeit richtig gut, Platz vier nach acht Spieltagen. Was läuft in dieser Saison anders?
Baumjohann: Als Pál Dárdai die Mannschaft in der letzten Saison übernommen hat, standen wir mit dem Rücken zur Wand. Es ging nicht darum, schön zu spielen, sondern nur darum, den Klassenerhalt zu schaffen. In der Vorbereitung konnte der Trainer uns dann seine Idee von Fußball vermitteln. Wir haben in allen Bereichen sehr akribisch und intensiv gearbeitet. Das zahlt sich jetzt eben aus. Fußball in der Hauptstadt macht wieder Spaß, auch den Fans. Das war hier lange Zeit nicht so.
Haben Sie das Saisonziel Klassenerhalt schon korrigiert?
Baumjohann: Nein, das auf keinen Fall. Viele sogenannte Experten haben uns ja sowieso vor der Saison wieder zum Kreis der Abstiegskandidaten gezählt. Die Fans dürfen träumen, wir aber nicht. Wir wollen so schnell wie möglich die 40 Punkte holen. Bis dahin schauen wir auch gar nicht auf die Tabelle. Wir dürfen nicht voreilig sein. Ich glaube aber, dass wir in Zukunft andere Ansprüche haben können, falls der Trainer bleibt und auch Leistungsträger gehalten werden können. Hier wächst etwas zusammen.
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Wenn Sie der Trainer des FC Schalke 04 wären, was würden Sie Ihrer Mannschaft vor dem Spiel gegen Berlin mit auf den Weg geben?
Baumjohann: Wenn ich das jetzt verrate, wissen die Schalker ja, was sie am Samstagnachmittag erwartet. Ich würde aber auf jeden Fall darauf hinweisen, dass es angenehmere Gegner als Hertha BSC gibt. Die Mannschaft ist taktisch sehr variabel, läuferisch sehr stark, außerdem spielt sie in dieser Saison auch einen guten Ball. Auswärts hat Hertha auch schon gute Spiele abgeliefert. In Wolfsburg zwar 0:2 verloren, aber sehr viel Pech mit dem Schiedsrichter gehabt, sonst wäre mehr drin gewesen. Auch beim 1:3 in Dortmund hat Berlin gut gespielt. Außerdem würde ich den Schalkern sagen, dass sie allein deshalb aufpassen müssen, weil Hertha gegen den 1.FC Köln nicht 0:3 verloren, sondern 2:0 gewonnen hat.
Welchen Eindruck haben Sie von Schalke in dieser Saison?
Baumjohann: Trotz der Niederlage gegen Köln bin ich sicher, dass Schalke eine sehr gute Rolle spielen wird. Es freut mich für die Fans und das ganze Umfeld, dass die Stimmung im Verein wieder besser ist. Ich denke, dass André Breitenreiter ein sehr guter und authentischer Trainer ist. Ich weiß, wie groß die Sehnsucht auf Schalke nach einem Titel ist. Wenn die Mannschaft weiterhin in Ruhe arbeiten kann, kann sich dieser Wunsch erfüllen. Auch wenn es wohl noch nicht die Deutsche Meisterschaft sein wird.
Haben Sie eigentlich noch Kontakt zu alten Schalker Mitspielern?
Baumjohann: Zu Spielern aus der aktuellen Mannschaft kaum. Mit meinem Jugendtrainer Manni Dubski telefoniere ich regelmäßig, auch zu Gerald Asamoah habe ich Kontakt. Als ich eine Einladung zu seinem Abschiedsspiel bekommen habe, habe ich sofort zugesagt. Es ist eine Ehre für mich, bei Asas letztem Spiel dabei zu sein. Zu Christian Pander habe ich noch Kontakt, zu Manuel Neuer, zu Jefferson Farfan und auch zu Julian Draxler. Aber von denen ist ja keiner mehr auf Schalke.
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Also gibt es noch keinen Favoriten für einen Trikottausch...
Baumjohann: So sieht es aus.
Warum ist Ihnen eigentlich der endgültige Durchbruch auf Schalke versagt geblieben?
Baumjohann: Das ist schwer zu sagen. Es ist definitiv so, dass ich gerne den größten Teil meiner Karriere auf Schalke verbracht hätte. Neben vielen Höhen gab es eben auch Tiefen. Felix Magath hat mich, ohne einen Grund zu nennen, zu den Amateuren verbannt. Auf der anderen Seite habe ich mit Schalke den DFB-Pokal gewonnen und stand im Halbfinale der Champions League. Das sind Spiele und Momente, die mir keiner nehmen kann. Jetzt bin ich aber bei Hertha BSC, hier sehr glücklich und freue mich auf das, was kommt.
Welchem Verein Baumjohann in der Kindheit die Daumen drückte
Wie viele Freunde oder Familie von Ihnen sind heute im Stadion?
Baumjohann: 20 Karten haben ich bestimmt besorgt. Meine Eltern sind da, meine Frau mit unseren beiden Kindern werden dabei sein und natürlich auch viele Freunde.
Nutzen Sie die Gelegenheit und bleiben im Ruhrgebiet? Oder geht es nach dem Spiel sofort zurück nach Berlin?
Baumjohann: Wir haben am Sonntag um zehn Uhr schon wieder eine Trainingseinheit in Berlin, deshalb geht es sofort zurück. Ansonsten wäre ich gerne noch geblieben. Aber wenn es die Zeit zulässt, bin ich häufig in meiner Heimatstadt Waltrop und besuche die Familie.
Stimmt es eigentlich, dass Sie als Kind gar kein Schalke-Fan waren, sondern dem Erzrivalen BVB die Daumen gedrückt haben?
Baumjohann: Das war früher mal so, ja. Dazu stehe ich auch. Aber als ich in der U13 nach Schalke gewechselt bin, war das dann ganz schnell vorbei. Seit diesem Tag bin ich natürlich Sympathisant des FC Schalke 04.