Köln. . Der 1. FC Köln schwärmt nicht erst seit dessen Führungstreffer beim 3:0-Sieg über Schalke 04 von Anthony Modeste – auf und neben dem Platz.
So langsam kommen sie ihm in Köln auf die Schliche, diesem ungelenken, gleichzeitig aber so geschickten Typ da vorne im Angriff. Kurze Dienstreisen wie am Wochenende nach Gelsenkirchen sind dabei immer hilfreich – denn im Klubvehikel gibt Anthony Modeste nicht nur den DJ, sondern ist auch sonst sehr präsent. „Im Bus schreit er einfach immer irgendwas, macht auf sich aufmerksam“, erzählte Teamkollege Yannick Gerhardt nach dem bemerkenswerten 3:0 auf Schalke. Doch allein dank dieser Schreieinlagen ahnt der blonde Mittelfeldakteur: „Anthony kann besser Deutsch, als er zugibt.“
Die Sprache des Geißbockklubs hat Modeste jedenfalls auf Anhieb verstanden. Im Sommer kam er aus Hoffenheim in den Kölner Grüngürtel – und zahlte die Ablösesumme von 4,5 Millionen Euro von Beginn an mit Toren zurück. Beim 4:0 in der ersten Pokalrunde in Meppen traf er gleich dreifach, und nach den anschließenden Feierlichkeiten mit den Fans kreuzte er irgendwann ohne Trikot und ohne Sporthose in der FC-Kabine auf.
Der Obermalocher
Doch Modeste ist in Köln nicht nur wegen seiner Großzügigkeit beim Verschenken von Arbeitskleidung oder wegen seiner Faxen beliebt, sondern vor allem wegen seiner Unentbehrlichkeit auf dem Platz. Eine ähnliche Rolle nahm im Team von Peter Stöger in der Vorsaison der inzwischen nach Bremen gewechselte Anthony Ujah ein. Und auch wenn die Domstädter bei ihrer jüngsten Kaderplanung speziell darauf achteten, ihre Möglichkeiten im Offensivbereich auszuweiten, so gibt es immer noch Partien wie die auf Schalke, wo Modeste als Obermalocher und personifiziertes Stellwerk Gold wert war.
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„Er ist immer anspielbereit“, sagt der 21 Jahre alte Gerhardt über den Supertanker im Kölner Ensemble, der trotz seiner wuchtigen Gestalt über eine erstaunliche Wendigkeit verfügt. Im groß angelegten Verteidigungskampf in Gelsenkirchen absolvierte Modeste ein enormes Laufpensum – und sammelte nach zwei vergebenen Chancen schließlich noch mal Kraft und Konzentration für das wichtige Führungstor unmittelbar vor der Pause. Für den 27-Jährigen war es die Krönung seiner starken Gesamtleistung – die selbst dem stocknüchternen Jörg Schmadtke schwärmerische Worte entlockte.
„Er ist extrem robust, hat ein gutes Tempo, ist in der Luft kaum zu verteidigen – und er kann Bälle weiterleiten. So verschafft er seinen Mitspielern Räume, die sie dann nutzen können“, listete der Manager die fußballerischen Qualitäten von Modeste auf. Seinen Job als Naturgewalt im Sturm erfüllt der zweifache Familienvater neben der anstrengenden Verteilertätigkeit außerdem: Nach acht Ligaspielen kommt er bereits auf sechs Treffer – und mit jedem Tor, so glaubt er, rückt die erhoffte Berufung ins französische Nationalteam näher.
Hoffnung auf die Nationalelf
Der große Traum würde sich für den Mann mit den familiären Wurzeln auf der Karibikinsel Martinique damit pünktlich zur Heim-EM 2016 erfüllen. Doch die Konkurrenz in der Équipe Tricolore ist mit Stars wie Karim Benzema (Real Madrid), Olivier Giroud (Arsenal), Anthony Martial (Manchester United) oder Antoine Griezmann (Atlético Madrid) gewaltig.
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Nachdem er in seinem Heimatland zahlreiche nationale Nachwuchsteams durchlaufen hat, dürfte Modeste der Sprung in die A-Auswahl also trotz seines persönlichen Höhenflugs beim 1. FC Köln – mittlerweile auf Rang fünf im Tableau – verwehrt bleiben. Der Vorteil: So bleibt dem leidenschaftlichen Papa mehr Zeit für Töchterchen Kihanna (3) und den im Juni geborenen Sohnemann Brooklyn Anthony jr. Und fortgesetzte Jubeltänzchen an Deutschlands Eckfahnen sind ja auch ein ehrenwertes Ziel.
Auf Schalke warf dabei gerade ein Zuschauer ein Brötchen mit Senfresten nach diesem „komischen Vogel“ (Gerhardt) aus Köln. „Ich habe gesehen, dass etwas in meine Richtung geflogen kam“, berichtete Anthony Modeste später. „Aber das hat mich nicht gestört, ich habe mich einfach über mein Tor gefreut.“
Köln siegt auf Schalke
