Gelsenkirchen. Selten wurde ein Trainer des Gegners auf Schalke so gelobt wie Kölns Peter Stöger nach dem 3:0-Coup. Stöger ließ sich für seine Kontertaktik feiern.

Der Mann des Abends trug knallrote Schuhe. Trainer Peter Stöger vom 1. FC Köln war nach dem 3:0-Erfolg beim FC Schalke 04 der Held - denn selbst von den Schalkern wurde Stöger gefeiert, als hätte er gerade den Fußball revolutioniert. "Man muss den Hut ziehen, wie Peter Stöger die Kölner Mannschaft eingestellt hat", lobte zum Beispiel Schalkes Manager Horst Heldt. Torwart Ralf Fährmann formulierte das ähnlich: "Man muss dem Kölner Trainer ein Lob aussprechen - so schwer es mir auch fällt." Und Mittelfeldspieler Leon Goretzka sagte: "Die Kölner haben es taktisch hervorragend gemacht." Der österreichische Trainer überlistete Schalke - doch so schwer war das gar nicht. Wir zeigen, wie die Kölner Defensivtaktik funktionierte und warum die Schalker überrascht waren.

1. Defensive Grundordnung - wenig Ballbesitz

Die Kölner vertrauten wieder ihrer in der vergangenen Saison perfektionierten Kontertaktik. Sie waren in zwölf Spielen ohne Gegentor geblieben. Zu Beginn der aktuellen Spielzeit hatten sie es etwas offensiver probiert. "Wir haben versucht, uns weiterzuentwickeln in der Art und Weise, ein Spiel zu kontrollieren", erklärte Stöger. Nach der 2:6-Klatsche in Frankfurt folgte aber die Rolle rückwärts. "Es war untypisch für uns, dass wir so untergehen", erklärte Kölns Mittelfeldspieler Kevin Vogt. Köln trat am Sonntag im 4-4-2-System mit zwei tief stehenden Viererketten an. Schalke kam deshalb zu 66 Prozent Ballbesitz. Etwas überraschend, wie Fährmann zugab: "Wir haben eine Videoanalyse gemacht von den letzten Spielen - da haben sie anders gespielt." Leon Goretzka ergänzte: "Wir haben nicht damit gerechnet, dass sie es so machen. Man hat in den englischen Wochen nicht besonders viel Zeit, um sich auf die Gegner vorzubereiten." Schalke blieben nach dem 4:0 gegen Tripolis am Donnerstagabend lediglich zwei Trainingseinheiten.

2. Schalkes Spieleröffner stören - Roman Neustädter den Aufbau überlassen

Stöger hatte mit seinem Trainerteam genau studiert, wie Joel Matip und der nach hinten abkippende Johannes Geis in einem Dreierketten-Aufbau das königsblaue Spiel eröffnen - mal mit Spielverlagerungen, mal mit kurzen Pässen durchs Mittelfeld-Zentrum. Deshalb störten die Kölner vor allem Geis, aber auch Matip schon bei der Ballannahme.

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Der Ball landete dann häufig bei Roman Neustädter. Der konnte aber mit dem Ball nichts anfangen, hielt ihn viel zu lange. In dieser Zeit konnte sich der FC formieren. "Wir wollten die Räume eng machen, das Zentrum zustellen, den Innenverteidigern von Schalke den Ball lassen. Die Schalker hatten wenig Platz für Kreativität, es gab wenig Anspielstationen", sagte Stöger. Schalkes Dribbler Max Meyer und Leroy Sané fanden auch keine Lücke im Kölner Abwehrbeton.

3. Laufstärker sein als der Gegner

Oft betonte Schalke-Trainer André Breitenreiter in den ersten Wochen, dass seine Mannschaft trotz der englischen Wochen bessere Laufwerte hatte als der jeweilige Gegner. Diesmal war das umgekehrt. Die Kölner legten einen Kilometer mehr zurück, auch Stürmer Anthony Modeste störte Schalkes Spielaufbau effektiv. "Wir haben zu viele Spieler verschwendet, um erst einmal an Modeste vorbeizukommen. Dann haben uns vorn die Spieler gefehlt", seufzte Goretzka.

4. Ecken für Schalke verhindern

Ecke Johannes Geis, Kopfball Joel Matip, Tor - diese Schalke-Kombination klappte in dieser Saison schon mehrfach. Diesmal kamen die Königsblauen nur zu drei Ecken. Die erste hatten sie erst in der 57. Minute.

5. Konter im Umschaltspiel eiskalt ausnutzen

Der FC erzielte zwei Tore (1:0/3:0) nach Kontern, nutzte in der Schlussphase die Schalker Abwehrschwächen gnadenlos. "Das ist die Spielweise des FC: gut organisiert zu sein und dann schnell, intensiv, gut und gefährlich zu kontern", sagte Heldt.

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Dass sich Trainer André Breitenreiter für sehr offensive Wechsel entschieden hatte, fand Klaas-Jan Huntelaar nicht so schlimm: "Nach dem 0:1 haben wir mehr Risiko gewagt, um wenigstens noch das 1:1 zu machen. Man verliert dann lieber 0:2 oder 0:3 als nichts zu verändern und 0:1 zu verlieren."

Fazit

"Vieles von dem, was wir uns vorgenommen haben, ist heute aufgegangen", sagte Stöger. Gut möglich, dass Hertha BSC in zwei Wochen (Samstag, 17. Oktober, 15.30 Uhr, live in unserem Ticker) versucht, auf ähnliche Art auf Schalke zum Erfolg zu kommen. Die Königsblauen wissen, was sie verbessern müssen. "Es ist ein nächster Entwicklungsschritt, gegen tief stehende Gegner die Ruhe zu bewahren, die Präzision hochzuhalten, die Lücke zu finden. Das ist uns heute nicht gelungen", resümierte Breitenreiter. Der lobte seinen Kollegen übrigens ebenfalls: "Köln ist eine Top-Mannschaft, auch wenn Peter das nicht so gern hören mag..."

Köln siegt auf Schalke

S04 unterliegt daheim gegen Köln.
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