Velden. . Junior Caicara wurde schon nach dem Medizincheck von Trainer Breitenreiter hoch gelobt. Auf Schalke will er nun zeigen, was in ihm schlummert.
In der kleinen Doppelzimmer-Gemeinschaft mit Junior Caicara und Eric Maxim Choupo-Moting kann man sich die Abendgestaltung wohl wie beim Vokabeln lernen für die Schule vorstellen: Der eine hört den anderen ab. Denn gestern Abend bekam Schalkes neuer Brasilianer Junior Caicara eine Liste überreicht, auf der die 100 wichtigsten fußballspezifischen Fachbegriffe von seiner portugiesischen Muttersprache ins Deutsche übersetzt sind. Kommandos vom Trainer, Begriffe wie links, rechts und Abseits: Solche Vokabeln will Junior Caicara möglichst schnell lernen, damit die Eingewöhnung auf Schalke noch schneller vonstatten geht.
Und das Bemerkenswerte daran: Der 26-Jährige lernt die Wörter nicht auf Geheiß des Vereins auswendig, sondern er hat selbst um diese Liste gebeten. Daran merkt man, dass er sich viel vorgenommen hat für den Start auf Schalke.
Caicara ist ein Brasilianer der anderen Art
Rein äußerlich mag Junior Caicara so manches Klischee erfüllen: Er ist bunt tätowiert und lebenslustig - “so wie wir Brasilianer eben sind”, lacht er. Doch misst man ihn nicht nur an den Äußerlichkeiten, dann kommt man schnell zu dem Schluss, dass Schalke da einen Brasilianer der anderen Art verpflichtet hat. Er stand pünktlich zum Dienstbeginn auf der Matte - nun ja, bei einem neuen Verein vielleicht nicht so bemerkenswert, obwohl Brasilianer ja auch gerne mal ihren Urlaub verlängern.
Und: Er präsentierte sich in einem körperlichen Top-Zustand - Trainer André Breitenreiter nennt ihn “eine Maschine” und staunt: “Ich habe noch nie bessere Werte gesehen. Für ihn könnte die Saison schon losgehen.” Junior Caicara gefällt dieses Lob, aber er sagt auch: “Ich will zeigen, dass ich auch mit dem Ball umgehen kann und nicht nur eine Maschine bin.” In einem besonderen Punkt ist Junior Caicara aber dann doch wie ein typischer Brasilianer: Er träumt von der Nationalmannschaft, aber dazu später mehr.
Schalke hat Caicara von Anfang an am besten gefallen
Der 26-Jährige wirkt so, als plane er seine Karriere mit dem Aufstieg aus kleinen Verhältnisse bis in die Selecao beinahe preußisch genau. Als er nach Europa kam, landete er bei einem unterklassigen Verein in Portugal. Dann wechselte er nach Bulgarien zu Ludogorets Razgad, und schaffte mit diesem Klub den Sprung in die Europa League. Ein Jahr später durfte er mit den Bulgaren in der Champions League vorspielen, und das brachte ihn richtig ins Blickfeld der Klubs aus den großen europäischen Ligen. Und hier fiel seine Wahl auf Schalke - den Klub, der ihm von Anfang an von allen Interessenten am besten gefallen hatte.
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Schalke darf sich auf einen Rechtsverteidiger freuen, der zumindest große Ambitionen hat: Sein Vorbild ist Dani Alves vom FC Barcelona - “so wie er spielt, ist das auch mein Stil”, berichtet Junior Caicara: “Ich will ihn nicht kopieren, aber wenn ich sein Niveau erreichen könnte, wäre ich glücklich.” Und Schalke auch, denn viele Bessere als Dani Alves gibt es auf dieser Position nicht.
Dunga soll nach Schalke kommen
Junior Caicara sieht jetzt, mit 26 Jahren, für sich genau den richtigen Zeitpunkt für den nächsten Schritt, womit wir wieder bei der Nationalmannschaft sind. Die Konkurrenten in der Selecao sind über 30 - er sieht die Chance, dass sich ein neuer Rechtsverteidiger etablieren kann. “Eigentlich fange ist jetzt an, davon zu träumen”, gesteht Junior Caicara, und deswegen habe ein Vereinswechsel her gemusst: Er glaubt, dass Brasiliens Nationaltrainer Carlos Dunga sicherlich nicht den Weg nach Bulgarien gefunden hätte, um ihn dort zu beobachten.
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Mit Deutschland aber sei das anders. Und deswegen startete Junior Caicara am Dienstag im Schalker Trainingslager quasi einen öffentlichen Aufruf. “Ihr könnt gerne schreiben”, sagte er zu den Journalisten: “Dunga, komm nach Schalke.” Hiermit geschehen. Vielleicht lohnt sich die Reise ja...