Gelsenkirchen. . Schalkes Manager schien am Dienstag weniger angeschlagen, als man hätte erwarten können. Die Schalker Trainersuche macht er zu seiner Aufgabe.

Nach dem geschätzt tausendsten Klicken schaute Horst Heldt genervt zu den Fotografen herunter, die sich vor das Podium im Medienraum der Arena gehockt und den Manager des FC Schalke 04 dauerhaft im Fokus hatten. „Nun muss es doch mal gut sein“, sagte er bestimmt. Heldt wirkte am Dienstagnachmittag angespannt, aber nicht angeschlagen. Mit jedem Wort, mit dem er das Ende der Zusammenarbeit mit Trainer Roberto Di Matteo erklärte und Schalkes Zukunftsaussichten skizzierte, bemühte er sich zu beweisen, dass er noch fest im Sattel sitzt und die Zügel in der Hand hält.

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Nach offizieller Lesart hat Di Matteo „sein Amt als Cheftrainer zur Verfügung gestellt“ – nun ja, aus Schalker Sicht musste man es dann wohl so darstellen. Denn nachdem den Entscheidungsträgern schon am Samstagabend nach dem peinlichen 0:2 zum Saisonschluss beim Hamburger SV klar geworden war, dass eine Trennung notwendig sein würde, ging es im Gespräch mit Di Matteo am Sonntag und in Verhandlungen mit dessen Beratern am Montag darum, dass der Italiener sein Gesicht wahren konnte. Schalke verschaffte ihm mit der Rücktrittsversion einen ehrenvollen Abgang, im Gegenzug soll der Trainer auf einen Teil der Abfindung verzichtet haben, die ihm zugestanden hätte. Heldt behielt Details für sich, so viel verriet er dann aber doch: „Wir haben uns am Ende sehr gut geeinigt, in erster Linie zugunsten des Vereins.“

Di Matteo hatte andere Pläne

Bei der Aufarbeitung der verkorksten Saison seien unterschiedliche Auffassungen über das weitere Vorgehen deutlich geworden. „Auch weil die Hypothek der unbefriedigenden Rückrunde zu groß ist, erscheint mir ein Neuanfang das Beste für alle Beteiligten zu sein“, wird Di Matteo in einer Vereinsmitteilung zitiert.

Heldt ließ durchblicken, dass es nicht nur unter den Spielern, sondern auch im Verhältnis der Spieler zum Trainer Verstimmungen gegeben habe, und dass der Trainer Personalvorstellungen hatte, die sich nicht mit seinen deckten. „Ich glaube, wir müssen wieder mehr Vertrauen den Spielern schenken, die länger im Verein sind und wissen, was den Verein ausmacht“, erklärte Heldt. „Wir sind nicht umsonst am Montag U-19-Meister geworden, das ist die Zukunft von Schalke 04.“

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Mit Profis, die vorwiegend aus dem eigenen Nachwuchs stammen und sich voll mit dem Klub identifizieren, soll „der Fußball so verkörpert werden, wie ihn die Leute hier sehen wollen“, sagte Heldt. Das sei die Hauptanforderung an den zukünftigen Cheftrainer. Der Manager stellte klar, dass er den Neuen aussuchen wird: „Das gehört zu meinen Aufgaben, ich habe einen Vertrag bis 2016.“ Heldt übernahm die Verantwortung dafür, dass der Plan mit Di Matteo „nicht aufgegangen“ sei, bekräftige aber, dass er genau wisse, welche Maßnahmen nun zu ergreifen seien. Details will er mit dem neuen Mann absprechen – zum Beispiel, ob Co-Trainer Sven Hübscher und die Athletiktrainer bleiben dürfen, nachdem mit Di Matteo auch dessen Assistenten Attilio Lombardo und Massimo Battara ihre Plätze räumten. Zudem müsse geklärt werden, ob es im Kader „einen Austausch in größerer Form“ geben soll.

Es soll bei der Trainersuche keinen Schnellschuss geben

Heldt will sich bei der Trainerwahl nicht vom Zeitdruck zu einem Schnellschuss verleiten lassen. Es hätten sich bereits sehr viele Interessenten gemeldet, Schalke brauche aber „eine perfekte Lösung“. Einer, der einen mitreißenden Fußball spielen lässt und die Idee von einem neuen Schalker Stil umsetzen könnte, wäre Norbert Elgert. Den 58 Jahre alten Meistertrainer der A-Junioren achten und ehren auch all die vielen Profis, die durch seine Schule gingen. Elgert ziert sich bisher, er betonte, er benötige jetzt einen längeren Urlaub. „Das heißt aber nicht, dass wir nicht miteinander sprechen“, sagte Horst Heldt. Er wird Überredungskunst brauchen, denn der Ausbilder mit dem Gütesiegel 1a weiß genau, was er zu verlieren hat.