Wolfsburg. . Der Torwart des FC Schalke 04 glänzt beim 1:1 in Wolfsburg mit einer Vielzahl von Paraden. Dennoch hält er seine Leistungen nach langer Verletzungspause noch für ausbaufähig.

Timon Wellenreuther hat in den vergangenen Tagen eine erfreuliche Einladung erhalten. Schalkes Nachwuchs-Schlussmann darf sich auf ein Debüt im Torwart-Trikot der deutschen U-20-Nationalmannschaft freuen: Deren Trainer Frank Wormuth berief den 19-Jährigen in das Aufgebot für das Länderspiel gegen Italien am Dienstag in einer Woche in Frosinone.

Wormuth weiß, was er tut.

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Der deutsche U-20-Coach, auch Chefausbilder des Deutschen Fußball-Bundes, wählt seine Talente sorgfältig aus. Timon Wellenreuther sollte sich also nicht unterkriegen lassen: Er darf weiterhin auf eine gute Zukunft hoffen, nachdem er bei seinem mehrwöchigen Ausflug in die ganz große Fußballwelt in den ersten Monaten dieses Jahres zum Teil bitteres Lehrgeld hatte zahlen müssen. Die Sprünge von den A-Junioren über die U 23 in die Bundesliga waren zu schnell gekommen, er hatte sich nicht darauf vorbereiten können, unvermittelt einen Rucksack voller schwerer Verantwortung tragen zu müssen.

Giefers großes Verletzungspech

Wie auch? Schalkes unumstrittene Nummer eins hieß und heißt Ralf Fährmann, und als dessen möglicher Vertreter war ein ehrgeiziger Mann aus Düsseldorf geholt worden, der an sich selbst hohe Ansprüche stellt: Doch Fabian Giefer verletzte sich zu Saisonbeginn, fiel ein halbes Jahr aus – und als dann endlich seine Stunde schlug, weil sich Ralf Fährmann im Trainingslager in Katar eine Kreuzbandverletzung zugezogen hatte, musste Giefer schon zur Halbzeit des zweiten Rückrundenspiels in München wieder passen. Seine Leistenverletzung brach wieder auf. Timon Wellenreuther hielt das überraschende 1:1 bei den Bayern fest, Trainer Roberto Di Matteo sprach ihm auch für die folgenden Wochen das Vertrauen aus. Wochen, in denen Wellenreu­ther offenbarte, was ihm noch zu einem Top-Torwart fehlt. Wochen, die Schalke einige Punkte kosteten.

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Man mag den königsblauen Profis vorhalten, in dieser Saison nicht immer alles aus sich herausgeholt und nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben. Doch eines dürfte unbestritten sein: Hätten sie in allen Spielen auf den bewährten Rückhalt Ralf Fährmann zurückgreifen können, wären sie jetzt noch wie geplant im Rennen um die Champions-League-Plätze. Nach Fährmanns Rückkehr ins Tor spielte Schalke in Augsburg und gegen Freiburg 0:0, am Sonntag beim 1:1 in Wolfsburg war beim Gegentor durch Kevin De Bruyne definitiv nichts zu machen.

Alles, was ansonsten aufs Schalker Tor kam, entschärfte Fährmann mit sensationellen Reflexen und gekonntem Stellungsspiel. „Er hat außerordentlich gut gehalten“, lobte auch Di Matteo. „Ein guter Torwart kann für eine Mannschaft im Laufe einer Saison sechs bis sieben Punkte gewinnen. Aber unsere Saison ist geprägt von den vielen Verletzungen. Wir sind froh, dass er wieder im Tor ist.“

Der Rückhalt ist wieder da

Der 26-Jährige gab sich mal wieder typisch als Teamplayer. „Es freut mich, dass ich die Mannschaft lange im Spiel halten konnte“, sagte Fährmann und fügte dann noch hinzu: „Ich bin noch nicht da, wo ich vor meiner Verletzung war. Ich war vier Monate verletzt und fühle mich jetzt wie am Anfang einer Saison. Da braucht man auch vier, fünf Spiele.“

Wenn er seine Form von Wolfsburg noch nicht als Top-Form bezeichnet – was will Ralf Fährmann dann eigentlich demnächst noch alles halten?