Berlin. Der 19-Jährige rechtfertigte beim 2:2 in Berlin das Vertrauen von Trainer Di Matteo, der ehemalige Führungsspieler hat den Anschluss verloren.

Es gibt Tage, an denen ein Trainer Zeichen sendet, die für seine Spieler eindeutig sind. Roberto Di Matteo hätte nach dem 4:3 bei Real Madrid auf die Müdigkeit seiner Profis verweisen und vor dem Spiel des FC Schalke 04 bei Hertha BSC die Rotationsmaschine anwerfen können, aber der Italiener entschied sich dafür, die Siegermannschaft von Madrid nicht zu verändern. „Nach so einem Spiel will man der selben Mannschaft das Vertrauen schenken”, erklärte Di Matteo. „Es gab keinen Grund zu wechseln.”

Eine große Woche für das Schalke-Talent

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Direkt vor dem Anpfiff der Partie in Berlin, die für die Schalker mit einem unbefriedigenden 2:2 endete, gab allerdings Eric Maxim Choupo-Moting, dessen Name noch auf dem Aufstellungsbogen gestanden hatte, zu verstehen, dass er kurzfristig passen musste. Die Wadenprellung, die ihn in Madrid zur Auswechslung gezwungen hatte, machte sich erneut bemerkbar. Dies hätte der Moment sein können, in dem Di Matteo den vor einer Woche gegen Hoffenheim nicht eingesetzten und in Madrid gesperrten Kevin-Prince Boateng zurück ins Team hätte hieven können. Aber der Trainer brachte statt des routinierten, in dieser Saison aber oft enttäuschenden Stars einen formstarken 19-jährigen: Leroy Sané. Erst als dem A-Jugendspieler gegen Ende der Partie die Kräfte ausgingen, durfte Boateng noch für elf Minuten ran.

Sané, der schon bei seinem Champions-League-Debüt in Ma­drid mit einem Traumtor einen Glanzpunkt gesetzt hatte, rechtfertigte das Vertrauen des Trainers erneut. Auch in Berlin, wo er erstmals in der Bundesliga in der Startformation stand, gelang ihm ein Treffer der Güteklasse 1a: Fünf Minuten vor der Pause schickte ihn Klaas-Jan Huntelaar mit einem feinen Hackentrick auf die Reise über die linke Seite, Sané zog dem Tor entgegen und stand dann Hertha-Keeper Thomas Kraft gegenüber. Der Winkel zum Tor war spitz, in der Mitte wartete Marco Höger auf den logischen Rückpass. Doch als sich Kraft für einen Moment klein machte, lupfte Sané den Ball technisch brillant über den Torwart hinweg zum 1:1 ins lange Eck.

Bei diesem Treffer wirkte der Junge so abgebrüht, als hätte er schon 300 Bundesligaspiele auf dem Buckel. Zumal er ahnen konnte, was ihm geblüht hätte, wenn ihm das Kunststück nicht gelungen wäre. „Der Marco hat mir hinterher in der Kabine gesagt, dass ich mir ganz schön etwas hätte anhören müssen, wenn ich da kein Tor gemacht hätte”, erzählte der 19-Jährige lachend.

Eine tolle Woche liegt hinter ihm, er hat sie noch nicht komplett verarbeiten können. Sein Handy sei „fast explodiert”, erzählte er, so viele Nachrichten habe er bekommen. „Ich konnte sie noch gar nicht alle beantworten.” Doch bei allem persönlichen Glück fand Leroy Sané auch, dass für Schalke in Berlin „auf jeden Fall viel, viel mehr“ möglich gewesen wäre.

Der Schalke-Trainer nimmt den Punkt mit

Das Resümee von Trainer Roberto Di Matteo fiel milder aus. Er wusste, dass Schalke zwei Tore durch Fehler des jungen Torhüters Timon Wellenreuther hergeschenkt hatte, deshalb lobte er, dass sich die Mannschaft nicht hatte entmutigen lassen: „Wir haben zweimal einen Rückstand aufgeholt, diese Reaktion hat mir sehr gut gefallen.” Von zwei verschenkten Punkten wollte der Trainer nicht sprechen. „Wenn man so kurz vor Schluss zurückliegt, dann darf man froh sein, mit einem Punkt nach Hause gehen zu können”, sagte Di Matteo. „Am Schluss kann der eine Punkt vielleicht entscheidend sein.”