Gelsenkirchen. Nach achtmonatiger Verletzungspause kehrte der 20-Jährige ins königsblaue Team zurück. Wir haben die Stimmen zum 3:1 gegen Hoffenheim gesammelt.

3:0 stand es in der 56. Minute zwischen dem FC Schalke 04 und 1899 Hoffenheim, als S04-Trainer Roberto Di Matteo eine Unterbrechung nutzte, um zum zweiten Mal zu wechseln. Er holte den angeschlagenen Marco Höger vom Platz und gab seinem Spieler mit der Nummer acht noch einen leichten Klaps. Leon Goretzka sprintete nach achtmonatiger Verletzungspause erstmals wieder auf den Arena-Rasen - und die ersten Meter konnte er genießen. Denn die Schalke-Fans jubelten genauso laut wie bei den drei Treffern! Auch weit nach dem Abpfiff zeigte sich Goretzka überwältigt von diesem phänomenalen Empfang.

"Dass mich das Publikum so empfängt", sagte der 20-Jährige, "ist etwas ganz, ganz Besonderes." 34 Minuten später stand der 3:1-Erfolg der Königsblauen fest. "Dass mein Comeback mit einem Sieg gekrönt wurde, ist umso schöner. Das fühlt sich gerade sehr, sehr gut an", erklärte Goretzka und fügte hinzu: "Die halbe Stunde hat mir richtig gutgetan. Die letzten Prozente, die man im Spiel braucht, kann man sich nicht übers Training holen. Der Rhythmus wird ganz schnell zurückkommen." Auch Doppel-Torschütze Max Meyer freute sich für seinen Kumpel Goretzka: "Ich habe die ganze Zeit mitgelitten und bin überglücklich, dass er wieder dabei ist. Er ist mein bester Freund in der Mannschaft. Wir harmonieren gut."

Wir haben die Stimmen zum Spiel gesammelt.

Roberto Di Matteo (Trainer des FC Schalke 04): „Ich möchte mich bei unseren Fans für die Unterstützung bedanken. Das war nicht selbstverständlich. Wir haben verdient gewonnen, hatten mehr Torchancen, hätten in der hervorragenden ersten Halbzeit mehr als zwei Tore schießen können. Wir haben in der Halbzeit gesagt, dass wir das dritte Tor suchen wollen. Das ist uns gelungen. Wir hätten den einen oder anderen Konter noch besser ausspielen können, um ein viertes Tor zu schießen. Heute hat die bessere Mannschaft hochverdient gewonnen.“

Di Matteo über das anstehende Spiel bei Real Madrid (Dienstag, 20.45 Uhr, live in unserem Ticker): „Jeder Erfolg gibt Moral und Vertrauen. Wir wissen, dass in Madrid ein schweres Spiel bevorsteht. Wir genießen den Sieg heute und fangen morgen an, das Spiel am Dienstag vorzubereiten.“

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Di Matteo über Kevin-Prince Boateng: „Sie können sich vorstellen, dass ein Spieler nicht überglücklich ist, wenn er erfährt, dass er nicht in der Startformation steht. Das gilt nicht nur für ihn, das gilt auch für die anderen, die nicht von Anfang an gespielt haben.“

Di Matteo über Klaas-Jan Huntelaar: „Er war heute sehr, sehr bemüht. Mir ist es egal, wer die Tore schießt. Hauptsache jemand schießt sie. Klaas-Jan hat eine lange Sperre hinter sich und muss einfach wieder das Tor finden. Ich war zufrieden mit seiner Leistung.“

Leon Goretzka (FC Schalke 04): „Wir wussten, dass wir nach dem Derby eine Reaktion zeigen müssen, vor allem für die Fans. Die haben von der ersten Minute an voll hinter uns gestanden haben. Wir haben das zurückgegeben und heute eine Superpartie gespielt. Wir waren von Anfang an da, haben gezeigt, wer der Chef im Ring ist.“

Goretzka über seine Zukunft: „Selbstverständlich möchte ich bald wieder von Anfang an spielen. Heute habe ich aber auch gemerkt, dass ich noch ein paar Prozente aufholen muss. Ich persönlich habe nicht mit so einem langen Einsatz gerechnet. Ich werde mir über Kurzeinsätze die Luft holen. Das geht nicht im Training.“

Goretzka über Real Madrid: „Es ist ein besonderes Spiel für uns alle – mit einem besonderen Gegner und einem tollen Stadion. Jetzt ist es nicht so eindeutig wie vor einem Jahr, trotzdem fahren wir mit geringen Erwartungen hin. Vor einem Jahr haben wir bis auf die letzte Viertelstunde ein Superspiel gemacht. Das werden wir wieder versuchen.“

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Goretzka über die lange Verletzungspause: „Es war keine einfache Zeit, weil ich zwischenzeitlich in meinem Kopf nah am Comeback war, aber immer wieder zurückgeworfen wurde. Trotzdem habe ich wenig Zeit damit verschwendet, mich zu ärgern, sondern immer versucht, so schnell wie möglich wieder auf den Platz zu kommen. Jetzt kann ich damit abschließen. Es war ein erfolgreiches Comeback, da freue ich mich riesig.“

Max Meyer (FC Schalke 04): „So wie vor einer Woche darf man nicht auftreten in der Bundesliga - gegen keine Mannschaft. Deshalb mussten wir uns Gedanken machen. Das hat das Team sehr gut gemacht. Wir haben uns viele Chancen herausgespielt, druckvoll nach vorn und deshalb hochverdient gewonnen.“

Meyer über die Fans: "Natürlich war mir klar, dass sie uns nicht direkt von Anfang an feiern werden. Sie waren trotzdem sehr positiv, was mich überrascht hat. Wir haben es zurückgezahlt mit Leistung und mit Aggressivität im Spiel. Wir haben den Hoffenheimern kaum Raum gelassen und so unsere Chancen herausgespielt.“

Meyer über Real Madrid: „Dass wir weiterkommen, ist sehr unrealistisch, das werden wir nicht mehr packen. Dafür haben wir keine gute Ausgangslage geschafft. Wir wollen uns gut verkaufen und möglichst das beste Ergebnis rausholen. Wir werden ein gutes Gesicht zeigen. Ich hoffe, dass ich spielen darf.“

Meyer über Passgeber Eric Maxim Choupo-Moting: "Beide Vorlagen waren sehr gut! Bei der ersten hat er mich nicht einmal gesehen, sondern in die Mitte gespielt. Das war überragend."

Christian Fuchs (FC Schalke 04): "Ich habe mir die Szene in der 26. Minute noch einmal angeschaut und muss mich beim Schiedsrichter bedanken. Ich hätte Gelb-Rot sehen können. Die taktische Auswechslung war verständlich."

Fuchs über Real Madrid: „Wir brauchen nichts schönzureden. Wir sind Außenseiter, die Chancen sind klar verteilt. Wir werden probieren, unser Spiel weiterzuführen. Mal sehen, was dabei herauskommt. Nur hinzufahren, um zum Einzug in die nächste Runde zu gratulieren, werden wir nicht. Wir wollen schon probieren, ein gutes Spiel zu machen.“

Kaan Ayhan (FC Schalke 04): "Ich habe in jedem Training Gas gegeben und mir so die Chance in der Startelf erarbeitet. Aber eine Spielgarantie werde ich auch jetzt nicht haben." (aufgezeichnet von Andreas Ernst)

So analysieren die Hoffenheimer die 1:3-Niederlage auf Schalke 

Markus Gisdol (Trainer 1899 Hoffenheim): „Wir haben ein sehr interessantes Spiel gesehen. In den ersten paar Minuten ging es hin und her. Schalke hatte große Chancen, wir aber auch. Schalke ist dann in Führung gegangen, hat uns mit dieser Führung im Rücken gut kontrolliert und zurecht zur Halbzeit 2:0 geführt. Ich hatte den Eindruck, dass unsere Passquote in der ersten Halbzeit unterirdisch war. Jeder Pass, der nach vorn gespielt wurde, war eigentlich mit dem nächsten Kontakt weg. Das hat Schalke gute Möglichkeiten gegeben, uns in unserer Hälfte einzuschnüren und Chancen herauszuspielen. Trotzdem gab es einen Knackpunkt in der ersten Hälfte. Ich habe gerade mit Christian Fuchs gesprochen, er sagt auch, dass er großes Glück gehabt hat und die Gelb-Rote Karte hätte sehen können. Wenn das passiert, sieht es etwas anders aus. In der zweiten Halbzeit wollten wir die drei Innenverteidiger direkter anlaufen, höher verteidigen, natürlich mit erhöhtem Risiko. Wir sind gut reingekommen, haben eine Riesenchance Konter, bringen den Ball aber nicht rein. Machen wir das 2:1, gibt es noch einmal eine Chance, ins Spiel zurückzukommen. Dann haben wir das 3:0 einfach hergegeben, das war gefühlt die Vorentscheidung. Wir haben nie aufgesteckt, hatten auch nach dem 3:1 eine Wahnsinns-Kopfballchance. Wenn wir da in der 82. Minute das 3:2 machen, ist auch noch einmal etwas möglich. Ich hatte das Gefühl, dass heute die reifere Mannschaft gewonnen hat. Schalke hat seine Chancen konsequent ausgenutzt, war in der ersten Halbzeit die deutlich bessere Mannschaft. In der zweiten Halbzeit fand ich uns besser."

Gisdol über die Gegentore: „Unsere Zuteilung im Sechzehner war oftmals mangelhaft. Wir haben Spielern zwei, drei Meter Raum gegeben. So konnte der Gegner mit ein, zwei Kontakten direkt aufs Tor schießen. Direkt vor dem Tor ist nichts anderes als Manndeckung gefragt. Da waren wir nachlässig, deshalb hatte Max Meyer zweimal zu viel Platz, um Tore zu machen.“

Oliver Baumann (1899 Hoffenheim): "Dieses Spiel liegt schwer im Magen. Ich bin auf die Videoanalyse gespannt, denn das hatten wir uns ganz anders vorgestellt. In der ersten Halbzeit war uns Schalke immer einen Schritt voraus, wir haben unsere Konter nicht zu Ende gespielt. In der zweiten Halbzeit haben wir ein ordentliches Spiel gemacht, hatten mehr Aktionen, das 1:3 fiel aber zu spät."

Kevin Volland (1899 Hoffenheim): "Bei den drei Gegentoren waren wir viel zu passiv. Wir müssen 90 Minuten hellwach sein."