Gelsenkirchen. Der Held des Tages fordert von seinem Coach, an der offensiveren Ausrichtung festzuhalten - und er freut sich, dass Kumpel Goretzka wieder fit ist.

Am Samstagvormittag saßen die Freunde Max Meyer (19) und Leon Goretzka (20) im Mannschaftshotel zusammen und witzelten. "Wir haben gescherzt, dass er zwei Tore macht und er mir, wenn ich reinkomme, eins auflegt", erzählte Goretzka vergnügt nach dem Spiel und ergänzte: "Er hat seinen Teil eingehalten!" Max Meyer genoss nach dem 3:1-Erfolg des FC Schalke 04 im Spiel gegen Hoffenheim die Ovationen der Fans, das Lob der Mitspieler, die vielen Presse-Anfragen. Ein Spielmacher im Blickpunkt! Vor zwei Wochen, nach dem 1:1 gegen Bremen, wirkte Meyer noch ungewohnt schüchtern. Nach seinem ersten Bundesliga-Doppelpack kehrte das Selbstbewusstsein zurück - und Meyer sagte endlich wieder: "Mein Anspruch ist es, immer von Anfang an zu spielen."

Meyer für Boateng - ein Glücksgriff von Schalke-Trainer Di Matteo

Im Revierderby in Dortmund hatte Trainer Roberto Di Matteo, wie fast immer in Topspielen, auf Meyer verzichtet und Kevin-Prince Boateng vertraut. "Ich war natürlich nicht begeistert, dass ich nicht spielen durfte", sagte Meyer. Nach einer spielerisch erneut schwachen Leistung der Mannschaft und erst recht von Boateng kam Di Matteo nun nicht mehr an Meyer vorbei. Nach der Zwei-Tore-Gala des Technikers musste sich der Coach am Samstag sogar etwas verteidigen. "Max war immer in meinen Plänen", sagte Di Matteo und ergänzte dann anerkennend: "Heute war er überragend. Das ist genau das, was wir von ihm erwarten - dass er Spiele für uns entscheidet."

Wird Di Matteo doch noch zu einem Meyer-Fan? Bisher hatte sich lediglich BVB-Trainer Jürgen Klopp als begeisterter Meyer-Anhänger geoutet. "Der wäre bei 90 Prozent aller Nationalteams Stammspieler und Kapitän. Er hat definitiv die Qualität, in Zukunft dauerhaft Nationalmannschaft zu spielen. Er muss jetzt zeigen, dass er das Zeug hat, die Leistung zu bestätigen", sagte Klopp nach Meyers erster Bundesligasaison im Juli 2014. Sätze, die von Di Matteo bisher nicht zu hören waren. Womöglich hat der Coach auch die Popularität des Technikers erheblich unterschätzt.

Auch interessant

Seine Leistungen bestätigt Meyer nun eindrucksvoll. Er erzielte seine Saisontore vier und fünf, in seinem ersten Bundesligajahr gelangen ihm sechs Treffer. Diese Marke will Meyer in den kommenden Wochen übertreffen. Deshalb fordert er forsch von Di Matteo, an der etwas offensiveren Ausrichtung festzuhalten: "Man hat heute gesehen, wie sehr das Spiel alle begeistert hat - vor allem in der ersten Halbzeit. Dafür sind die Zuschauer im Stadion. Sie wollen ein Spektakel sehen." Was für ein Plädoyer für Offensiv-Fußball - und gegen eine Mauertaktik! An die Anforderungen im zweiten Bundesligajahr hat sich Meyer nun gewöhnt. "Die Gegenspieler haben sich besser auf mich eingestellt. Sie sind enger dran, manchmal wird man gedoppelt, dann ist es schwierig, wenn man mit dem Rücken zum Tor den Ball bekommt. Man muss schneller im Kopf sein und vorher wissen, was man als nächstes machen will. Das klappt jetzt besser", sagt er.

Und bald steht er auch wieder länger mit Kumpel Goretzka auf dem Platz. "Er ist mein bester Freund in der Mannschaft. Ich habe mitgelitten in seiner langen Verletzungszeit und bin sehr glücklich, dass er wieder dabei ist", sagte er und schickte gleich noch einen Gruß an Di Matteo hinterher: "Leon und ich harmonieren auf dem Platz gut zusammen." Die Beiden haben einiges vor. Wenn der Trainer sie lässt...