Gelsenkirchen. Mit seiner 1000-Euro-pro-Mitglied-Idee sorgt Vereinsboss Clemens Tönnies für Unruhe. Die Führung des FC Schalke 04 fürchtet sich vor der Zukunft.
Im Leitbild des FC Schalke 04 ist es der erste Punkt: "Der Name unseres Vereins ist und bleibt Fußball-Club Gelsenkirchen-Schalke 04 e.V. Er ist und bleibt ein Verein im Sinne des deutschen Vereinsrechts." Die Vereinsführung der Königsblauen plagen aber in diesen Tagen offenbar Zukunftszweifel, ob Schalke als "e. V." langfristig in der Champions League spielen kann. Am Mittwoch stellte S04-Boss Clemens Tönnies sein Denkmodell vor, jedes Mitglied könnte 1000 Euro zahlen, um die Verbindlichkeiten zu reduzieren. Am Donnerstag legte Manager Horst Heldt nach.
"Ich finde es wichtig", sagte Heldt bei der Pressekonferenz vor dem Revierderby beim BVB (Samstag, 15.30 Uhr, live in unserem Ticker), "dass man sich Gedanken macht und auf Szenarien vorbereitet. Es ist richtig, mit Mitgliedern und Fans offen zu diskutieren. Grundsätzlich ist es so, dass man Einnahmen generieren muss, um konkurrenzfähig zu bleiben."
Fifa-Konzept gescheitert
Nicht nur der neue neue Milliarden-TV-Vertrag der englischen Premier League macht Heldt Sorgen - sondern auch Vereine wie Wolfsburg, Leipzig, Ingolstadt, Hoffenheim und Leverkusen, die auf die großzügige Unterstützung eines Geldgebers bauen können. "Die generieren alle andere Geldquellen", sagt Heldt. Der FC Bayern und der BVB sind der Liga bereits enteilt.
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Das Fifa-Konzept des "Financial Fairplay", das Vereinskonstrukte wie Wolfsburg, Leipzig oder auch Manchester City kontrollieren und möglicherweise bestrafen soll, sieht Heldt als gescheitert. "Es gibt da zu viele Schlupflöcher. Geldstrafen sind für Vereine, die viel Geld haben, nicht hilfreich", erklärt Heldt. Auf dem Weg zu einem neuen TV-Vertrag würde es Heldt akzeptieren, wenn die ARD-Sportschau erst um 20 oder 21 Uhr beginnen würde. Auch gegen eine Ausdehnung des Spieltages von Freitag bis Montag hätte Heldt nichts.
Champions-League-Teilnahme möglicherweise gefährdet
Am meisten würde es Schalke natürlich helfen, vom "e. V." abzurücken und Investoren zuzulassen. So deutlich sagt das natürlich keiner, alle loben auffällig die Schalker Identität. Heldt beschreibt das Problem aber: "Es bringt nichts, sich erst um fünf vor zwölf Gedanken zu machen. Man muss versuchen, in die Kugel zu schauen. Wie sieht der Fußball in fünf oder zehn Jahren aus?" Und da befürchtet Heldt, dass sich die Vereine aus dem unteren Bundesliga-Drittel künftig "mit Zweitligisten aus England um Spieler der Kategorie drei konkurrieren." Top-Spieler würden sich die Vereine nach zwei Kategorien aussuchen: ganz viel Geld, Champions- League-Teilnahme. Und genau die sieht die Schalker Vereinsführung ohne besondere finanzielle Denkmodelle auf Dauer gefährdet.
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Also doch 1000 Euro pro Mitglied? Diese Idee von Clemens Tönnies war kein Scherz, wie Pressesprecher Thomas Spiegel betonte: "Das war schon ernst gemeint."