Gelsenkirchen. Nach Schalkes 3:0-Erfolg über den VfL Bochum sagte Kevin Kuranyi: "Es hat Spaß gemacht. Sogar den Zuschauern." Und Trainer Felix Magath ist überrascht über den frühen Erfolg.
So ein kleines bisschen mussten sich die Zuschauer zwicken, und der eine oder andere staunte auch ungläubig, ob das wirklich der gleiche FC Schalke 04 war, der vor kurzer Zeit noch für quälende Langeweile auf dem Rasen gesorgt hatte. Doch Felix Magath hat Schalke offenbar wach geküsst und bereits nach zwei Spielen eine neue Euphorie auf Schalke geweckt: "Spitzenreiter, Spitzenreiter", skandierten die Fans schließlich nach dem 3:0-Sieg im kleinen Revierderby gegen den VfL Bochum. Als einzige Mannschaft neben dem VfL Wolfsburg ist Schalke mit zwei Siegen aus zwei Spielen in die Saison gestartet und liegt in der Tabelle punkt- und torgleich mit dem Deutschen Meister vorne. Magath führt vor Magath - wer hätte das gedacht?
Hochverdienter Erfolg
Der Meistermacher selbst jedenfalls nicht, wie er nach dem hochverdienten Erfolg durch die Tore von Christoph Moritz (39.), Heiko Westermann (45.) und den überragenden Jefferson Farfan (76.) zugab. "Ich hätte nicht geglaubt, dass wir so deutlich gewinnen, dass es so tadellos läuft", bekannte Magath. Den Contrapunkt dazu setzte sein Bochumer Gegenüber Marcel Koller, der ob der Leistung seiner Mannschaft sagte: `Wir sprechen die ganze Woche davon, dass man mutig sein muss, um in Schalke etwas mitzunehmen. Aber das haben wir nicht gezeigt." Bochum spielte beinahe so aufgelöst wie in der vergangenen Woche gegen Gladbach in der ersten Halbzeit - nur diesmal konstant über 90 Minuten.
Wie runderneuert das neue Schalke schon daherkommt und wie sehr dies selbst Eingeweihte überrascht, zeigte sich beim Torschützen zum 1:0, dem erst 19 Jahre alten Christoph Moritz. Magath hatte den Mittelfeldspieler kurz vor dem Saisonstart aus der zweiten Mannschaft in den Profikader geholt, und der erzielte nun in seinem zweiten Bundesliga-Spiel sogleich sein erstes Tor. Normalerweise wird in Schalke nach jedem Tor ein Foto des Schützen auf dem Videowürfel gezeigt, doch nach dem Treffer von Moritz musste die Stadionregie eingestehen: "Wir haben noch kein Bild von ihm." Sachen gibt’s...
Rennen und fighten
Moritz hatte den Ball in der 39. Minute ganz cool und gekonnt ins Tor gezirkelt - und das auch noch mit seinem schwächeren Fuß, dem linken. Seine Erklärung nach seinem ersten Spiel vor 61.673 Zuschauern war so frisch und einfach: "Bei diesen Fans kann maneinfach nur rennen und fighten. Da kommt alles von alleine." Magaths Lob ging da schon tiefer: "Momentan ist es überragend, wie er sich einfügt. Er ist dabei, sich festzuspielen."
Das Tor von Moritz fiel in der schön anzusehenden Drangperiode der Schalker in der ersten Halbzeit. Deutlich wurde das Bemühen, viel schneller und direkter zu spielen als in der Vergangenheit. Nicht jede Kombination klappte, aber bei den Toren lief der Ball wie am Schnürchen. Beim 1:0 kam die Vorarbeit von Rakitic und Farfan, beim 2:0 durch Kapitän Westermann legten die gleichen Spieler in umgekehrter Reihenfolge auf. Obwohl Rakitic also an zwei Toren beteiligt war, wurde er zur Halbzeit gegen Levan Kenia (18) ausgewechselt. Rakitic war ansonsten nicht viel gelungen, und Magaths Konsequenz sucht da ihresgleichen.
Glänzende Konter-Chancen
In der zweiten Halbzeit drückte Schalke nicht mehr ganz so forsch auf die Offensiv-Taste, hatte aber durch Kuranyi (53., 71.) und Westermann (64., Pfosten) glänzende Konter-Chancen. Doch es hätte an diesem Tag keinen besseren Torschützen zum 3:0 geben können als Jefferson Farfan: Der Peruaner wirkt wie verwandelt gegenüber dem Vorjahr, sprüht nur so vor Lust und Spielfreude. Nach einem Konter und der Vorarbeit von Kuranyi belohnte er sich in der 76. Minute selbst. Und diese Co-Produktion zwischen Kuranyi und Farfan wirkte schon ein kleines bisschen so wie das Zusammenspiel von Grafite und Dzeko in Wolfsburg.
"Es hat Spaß gemacht. Sogar den Zuschauern", grinste Kevin Kuranyi. Auch der brasilianische Neuzugang Mineiro gab als ordnende Hand im Mittelfeld ein gutes Debüt. Nur die Bochumer konnten den Spaß nicht teilen. Sportvorstand Thomas Ernst war total bedient: "Es lag nicht an der taktischen Ausrichtung der Mannschaft, sondern an der Einstellung."