Gelsenkirchen. An der Entwicklung von Jefferson Farfan wird am besten deutlich, was sich in Schalke verändert hat: Der Stürmer wirkte im Vorjahr oft teilnahmslos - beim 3:0 gegen Bochum drehte er quicklebendig auf. Schalke träumt jetzt von einem fulminanten Sturmduo mit Farfan und Kevin Kuranyi.

Haben Sie schon mal zwei Wespen hintereinander erlegt? Am Montag nach dem Training gewann Heiko Westermann den Kampf gegen diese schwarz-gelben Plagegeister souverän. Wenn's einmal läuft. . .

Jefferson Farfan stand ein paar Meter daneben und lachte. An dem 24-jährigen Peruaner wird am besten deutlich, was sich in Schalke verändert hat. Beim 3:0-Erfolg am Sonntagabend im kleinen Derby gegen den VfL Bochum spurtete Farfan auch aussichtslos erscheinenden Bällen hinterher. Der Stürmer grätschte sogar in der eigenen Spielhälfte. Und er krönte seine wohl beste Leistung im Trikot von Schalke 04 in der 76. Minute mit dem Tor zum 3:0-Endstand.

Farfan wirkte wie verwandelt gegenüber dem Vorjahr, als er bisweilen teilnahmslos auf dem Platz stand und sich selbst zu fragen schien: Meine Güte, wo bin ich denn hier gelandet? Er war vorher in Holland viermal in Folge mit PSV Eindhoven Meister geworden, und den Titel hatte er sich eigentlich auch mit Schalke zum Ziel gesetzt.

Reden mag Farfan über diese Anfangszeit in Schalke nicht mehr wirklich. „Das letzte Jahr war schwer für alle”, sagt er nur. Der Misserfolg hatte ganz Schalke ins Stimmungstief gerissen und Farfan offenbar die Lust an seinem Spiel genommen. „Jeff ist einer, der Fußballspielen und Spaß haben will”, beschreibt Heiko Westermann und sagt: „Jetzt hat er die Freude am Fußball wiederentdeckt.”

Spiel ist auf Farfan und Kuranyi zugeschnitten

Der Grund dafür liegt darin, dass das ganze Spiel nun mehr auf Farfan und seinen Sturmpartner Kevin Kuranyi zugeschnitten ist. Im Vorjahr musste der flinke Flügelflitzer im 4-3-3-System außen auf der rechten Seite auf die Zuspiele warten, die dann gar nicht oder nur ganz schlecht kamen. Jetzt, nach der Umstellung aufs 4-4-2-System, darf er sich nach Herzenslust austoben und den Bällen hinterher jagen, die schneller in die Spitze gespielt werden. „Das etwas langsamere Spiel in der letzten Saison hat dazu geführt, dass die Offensivkräfte nicht so zur Geltung gekommen sind”, erklärt Trainer Felix Magath: „So wie wir jetzt spielen, kommt ihnen das besser zugute. Das gilt nicht nur für Jefferson Farfan, sondern auch für andere Spieler wie Kevin Kuranyi oder Levan Kenia.”

Kuranyi stimmt zu, dass so die Spielfreude zurückgekehrt ist: „Wenn man gut kombiniert, dann macht Fußball auch Spaß. Und diesmal hat es allen Spaß gemacht. Sogar den Zuschauern”, lachte er nach dem Spiel gegen Bochum.

Natürlich war die Partie gegen die harmlosen Bochumer noch kein Maßstab. Am Freitagabend beim nächsten Spiel in Hoffenheim dürfte Schalke ganz anders gefordert werden. Auch Magath sagte: „Ich freue mich, dass wir die ersten zwei Spiele gewonnen haben. Mehr ist noch nicht passiert.” Und dennoch keimt ein bisschen Hoffnung, dass mit der Angriffskombination Kuranyi/ Farfan ein Duo zusammenwächst, das gehobenen Ansprüchen gerecht wird. Schließlich: Kuranyis Torjägerqualitäten sind belegt, und für Farfan hat Schalke im Vorjahr immerhin zehn Millionen Euro Ablöse bezahlt – da darf man schon größere Qualität erwarten. „Farfan ist seine Ablösesumme wert”, urteilt Magath: „Schnelligkeit, Technik – er bringt alles mit, um ein Top-Spieler der Liga zu sein.” Ob Kuranyi und Farfan einmal ein ähnliches Duo werden wie in Wolfsburg der Meister-Sturm Dzeko/ Grafite, mag Magath noch nicht sagen: „Beide haben die Qualität dazu. Doch der Weg wird lang.” Auch Dzeko und Grafite brauchten in Wolfsburg über ein Jahr, um so zu harmonieren wie heute. In der ersten Saison schossen beide zusammen „nur” 19 Tore (Dzeko 8, Grafite 11), im zweiten Jahr waren es dann 54.

Heiko Westermann will die Sturmreihen nicht vergleichen. In der Kapitänsrolle sieht er das große Ganze: „Das Spiel gegen Bochum war nur eine Momentaufnahme, man muss ja auch den Gegner sehen. Aber wir haben das gezeigt, was uns im Vorjahr gefehlt hat: Leidenschaft und das Einstehen füreinander. Und dann gewinnt man so ein Spiel auch fast ohne Probleme.”