Oberhausen. Die letzten Spiele des Fußball-Regionalligisten RWO haben offenbart, dass die Mannschaft immer besser zusammenfindet. So war trotz der großen Personalsorgen wegen der komplett ausgefallenen Innenverteidigung auch ein stark erkämpftes Remis bei Rot-Weiss Essen drin.

Natürlich war das 0:0 in Essen letztlich glücklich. RWE hatte im Derby gegen RWO ganz klar die Chancenhoheit, wenn auch die Gäste durch Pascale Talarskis Lattenknaller die beste Möglichkeit des gesamten Spiels besaßen. Aber: Das Glück muss man sich erst einmal erarbeiten. Und das tat die Mannschaft von Trainer Peter Kunkel über die gesamten 90 Minuten vorbildlich. Denn die Hypothek, die gesamte Innenverteidigung zu ersetzen, muss ein Team erst einmal stemmen.

Denn es sind nicht nur zwei Positionen, die umgestellt werden müssen. Es geht auch um das Gesamtwerk in Laufwegen und Abstimmungen.

Essener Abschlussschwäche spielte RWO in die Karten

Kunkel hatte sich mit Benjamin Weigelt und Kevin Krystofiak als Ersatz für Jörn Nowak, Felix Haas und Tobias Hötte für eine Kombination mit Routine und Kopfballstärke entschieden. Die Paarung Kevin Krystofiak/Gideon Jung erschien ihm im Zusammenspiel noch zu unerfahren, um dem erwarteten Essener Sturmlauf standhalten zu können. Zudem kam er so mit 2,5 Änderungen aus, im zweiten Fall wären es mit einer Neubesetzung auf der Sechs für Jung glatte drei gewesen.

Dass die Essener die linke Seite mit Außenverteidiger Robert Herzenbruch und Weigelt als mögliche Sollbruchstelle angehen würden, war klar. In der ersten Viertelstunde lief nahezu jeder Angriff der Gastgeber über diese Seite. Weigelt und Herzenbruch wackelten ein wenig, aber sie fielen nicht. Patrick Schikowski leistete in dieser Phase wichtige Abfangarbeit, Torwart Philipp Kühn ordnete das Geschehen von hinten. Dass Essen dann auch noch eine eklatante Abschlussschwäche zeigte, spielte den Oberhausenern nur in die Karten.

Denn von Minute zu Minute wurden die Offensivbemühungen zwingender, Patrick Bauder und Talarski beschäftigten das bissige Essener Mittelfeld mit Markus Heppke und Benjamin Wingerter. Zwar fehlte die wichtige Spieleröffnung von Jörn Nowak. Robert Fleßers und Gideon Jung versuchten zwar Linie ins Aufbauspiel zu bringen, waren aber eigentlich mit Defensivaufgaben voll ausgelastet.

Härtetest bestanden

Aber: Mit der personellen Ausstattung ging es gar nicht zwingend darum, dieses Spiel zu gewinnen, sondern vor allem darum zu bestehen.

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Und dabei zeigte die Truppe von Peter Kunkel, welche Fortschritte sie seit der Winterpause gemacht hat. Vor rund einem Jahr baten Weigelt und Nowak nach überschaubaren Leistungen immer wieder darum, der Mannschaft Zeit und Geduld zuzustehen: „Wir sind auf dem Weg, eine richtige Mannschaft zu werden.“ Viele sahen das skeptisch, doch mit den letzten fünf Spielen wurde offenkundig, dass da wirklich etwas zusammenwächst, was dann auch in Krisensituationen dazu führen kann, dass die Mannschaft mehr schafft, als ihr im Vorfeld zuzutrauen war.

Genau das ist in Essen sichtbar geworden und deswegen war Kunkel nach der Partie stolz wie Oskar. Er hatte ein „Superspiel“ gesehen. Das war es objektiv betrachtet nicht, aber was der Trainer meinte: Sein Team hat sich an den eigenen Haaren aus der Misere gezogen. Das gelingt dann eben nicht nur durch die Innenverteidigung, sondern mit allen Positionen.

Torhüter Kühn erweist sich als starker Rückhalt für RWO

Beispiel David Jansen: Es dürfte wenig Mittelstürmer geben, die mehr gegnerische Standards im eigenen Strafraum entschärfen als er. Beispiel Patrick Bauder und Pascale Talarski: Nach gewonnenen Bällen sorgen sie mit Schikowski und Jansen für die schnelle Gegenbewegung und entlasten damit die gerade noch geforderte Defensive. Beispiel Gideon Jung und Robert Fleßers: Die beiden Sechser reiben sich in jeder Partie auf. Mal läuft es nach vorn besser, aber immer öfter ist hinten dicht.

Beispiel Torwart Philipp Kühn: Dessen überbordendes Selbstvertrauen und sein an Arroganz grenzendes Zeitspiel stärken die eigene Truppe enorm. Wenn Kühn den Ball hat, spricht sein Körper: „Ihr könnt uns gar nichts!“ Dass er in nahezu jedem Spiel den einen oder anderen Unhaltbaren pariert, kommt hinzu. Er hat hervorragende statistische Werte, die hoffentlich keinem außerhalb Oberhausens auffallen.

RWO ist nun seit fünf Spielen unbesiegt, hat dabei Fortuna Köln düpiert und ist trotz der großen Personalprobleme noch ein Stück enger zusammen gerückt. Das Team ist Sonntag bereit für die Sportfreunde aus Lotte. Mit denen gibt es aus dem Hinrundenspiel noch etwas auszudiskutieren.