Essen. Dieses Duell der Traditionsvereine lockt die Massen: Wenn Regionalligist Rot-Weiss Essen am kommenden Samstag an der Hafenstraße Alemannia Aachen begrüßt, werden rund 13.000 Zuschauer erwartet. Beide Klubs erlebten einen ähnlichen Niedergang.
Großkampftag. Es wird verdammt voll werden am Samstag an der Hafenstraße und wohl auf den Straßen rund um das Stadion. Ein außergewöhnlicher Fußball-Nachmittag kündigt sich da an, obwohl es doch erst der dritte Spieltag ist und sportlich noch nichts Entscheidendes passieren kann. Rot-Weiss Essen empfängt die Aachener Alemannia (14 Uhr) und schätzungsweise 13.000 Zuschauer wollen kommen. Was für eine großartige Kulisse, ganz und gar ungewöhnlich für ein Treffen in der Regionalliga. Und doch ist die Resonanz erklärbar.
Diese beiden Kontrahenten, Rot-Weiss wurde 1907 gegründet, Aachen sogar schon 1900, haben eine große Tradition und aus dieser Tradition heraus auch stets eine treue Anhängerschaft hinter sich. Egal, wie es sportlich läuft, egal in welcher Liga. Sozusagen krisenfest. Zum Regionalliga-Auftakt gegen SF Lotte vor zwei Wochen kamen rund 10.000 Zuschauer ins Stadion Essen, die Schwarz-Gelben lockten bei ihrer Heimpremiere fast 9000 Besucher auf den Tivoli - gegen das No-Name-Team von Hennef 05. Für Samstag werden mindestens 2500 Gäste-Fans die Ränge füllen.
Vor knapp zehn Jahren traf man sich in Liga zwei
Die Nostalgiker denken natürlich gleich an das eine Spiel: 1953 - DFB-Pokalfinale im Düsseldorfer Rheinstadion. RWE gewann mit 2:1 durch Tore von Penny Islacker und Helmut Rahn. Geschichte. Schöne Geschichte. Doch in der Gegenwart müssen sich beide Klubs bescheiden. Natürlich wollen sie der 4.Liga entfliehen, schließlich sind sie Besseres gewohnt.
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Vor nicht einmal zehn Jahren trafen sich RWE und Aachen noch auf Zweitliga-Niveau. 2005 gewann die Alemannia im Georg-Melches-Stadion mit 2:0. Die Rot-Weißen stiegen damals ab und schafften die Rückkehr trotz mehrerer Anläufe nicht mehr. 2010 Insolvenz, Absturz in die 5.Liga. Rot-Weiss hat sich davon längst erholt und strebt nach Höherem.
Aachens Absturz ähnelt dem der Essener
Auch die Aachener sind abgestürzt. Und der Abgang ähnelt dem der Essener schon ein bisschen. Dabei gelang Aachen 2006 zunächst nach 36 Jahren der Wiederaufstieg in die 1.Bundesliga. Ein kurzes Intermezzo, das nach einer Spielzeit endete. Die Alemannia hielt sich in der oberen Tabellenhälfte. Zumindest zwei Jahre lang. Dann ging’s mit Macht bergab. Grund dafür waren unter anderem erneute schwere finanzielle Schwierigkeiten. Die Stadt Aachen rettete den Verein mit einer Bürgschaft vor dem drohenden Lizenzentzug. Der Verein hatte sich beim Bau des Stadions übernommen. Trotz der Bürgschaft der Stadt mussten einige Leistungsträger verkauft werden.
Abstieg in die 3.Liga, Abstieg in die 4.Liga, wo die Aachener nun ihre zweite Spielzeit bestreitet. Zwischenzeitlich 2012 wurde noch ein Insolvenzplanverfahren eröffnet, das Ende 2013 für beendet erklärt wurde. Nun also voran, es soll wieder aufwärts gehen. Die Fans auf beiden Seiten sehnen sich danach. Voller Ungeduld. Und allein schon die Hoffnung treibt sie an. Immer wieder. Einen prickelnden und spannenden Fußballnachmittag haben sie sich auf jeden Fall verdient .