Essen. . Das Spiel gegen den Bundesligisten Borussia Dortmund war vor der stattlichen Kulisse von 17 000 Zuschauern für viele RWE-Akteure eine neue Erfahrung. Die Torhüter-Frage rückt in den Vordergrund. Soukou macht Fortschritte.

Niemand hätte es hinterher gewagt, von einer Generalprobe für den Saisonstart zu sprechen. Erst recht nicht, nachdem RWE-Trainer Marc Fascher in der Pressekonferenz noch einmal die Fallhöhe verdeutlicht hatte: „Um es noch einmal klar zu formulieren, da spielt eine internationale Mannschaft, die mit den Bayern auf Augenhöhe ist, gegen eine, die in der abgelaufenen Saison Platz neun in der Vierten Liga belegt hat. Und am Ende sind wir froh, dass es nur 1:5 ausgegangen ist“, so der Coach fünf Tage vor dem Saisonstart gegen Lotte.

Den einzelnen Spielern sei der Spiegel vorhalten worden – und die schauten nach der Partie gegen den BVB ziemlich beeindruckt aus der Wäsche. „Das ist schon eine Weltklasse-Truppe. Die sind so schnell, da läufst du nur hinterher und kommst gar nicht in die Zweikämpfe“, staunte Daniel Grebe im Mittelfeld, als seine Gegenspieler an ihm vorbeirauschten. Aber es war ja nur ein Bonusspiel, wie der Ex-Siegener bemerkte, dass er vor dieser Riesenkulisse natürlich auch genossen habe. Freitag gegen Lotte würden die Karten neu gemischt. „Da müssen wir zünden, da wollen wir ein Feuerwerk abbrennen“, verspricht Grebe, noch ganz unter dem Eindruck der stattlichen 17 000-Zuschauer-Kulisse.

Soukou: „Es tut gut zu spüren, wenn mal wieder die Lunge brennt“

Gewinner gab es wenige unter den Verlierern, allenfalls Cebio Soukou, der dem Ex-Kollegen Hendrik Bonmann einen einschenkte, was diesen doch hinterher verblüffte: „Da hab ich ihn nicht so schnell erwartet“, staunte der Geschlagene.

Es macht einfach Spaß, zu beobachten, wie Soukou die lange Leidenszeit der Verletzung allmählich einfach abstreift und wieder munter drauflos stürmt, so wie er sich einst in die Herzen der Fans gedribbelt hatte. Ziemlich genau vor einem Jahr hatte er sich gegen Bremen alles im Knie gerissen, was kaputt gehen kann.

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„Klar, vor dem Spiel habe ich einmal kurz daran gedacht, aber danach habe ich es auch vergessen“, bekannte er, der auch im konditionellen Bereich mächtig aufholt, musste er gegen den deutschen Vizemeister lange 77 Minuten auf dem Feld bleiben. „Es ist noch Luft nach oben“, meinte Soukou selbst zu seiner Leistung, dem auch die Arbeit an der Ausdauer angeblich Spaß macht: „Es tut gut zu spüren, wenn mal wieder die Lunge brennt“, grinste er.

Die Torhüter-Frage bleibt spannend

Nein, um den Angriff muss man sich zum Saisonstart sicher keine Sorgen machen, aber weiter hinten regnet es noch mächtig rein. Eine Torhüter-Diskussion zu entfachen, wäre sicherlich der denkbar ungünstigste Zeitpunkt. Aber nach dem Lapsus beim 0:1 durch Niklas Heimann einfach zur Tagesordnung überzugehen, würde seinem Vertreter (?) Daniel Schwabke, der nach der Pause praktisch beschäftigungslos blieb, auch nicht gerecht. Zwar genießt Heimann wegen fehlender Spielpraxis in der Vergangenheit sicherlich einen Anlauf-Bonus, aber sein Harakiri-Dribbling gegen Aubameyang, welches zum 0:1 führte, war schon ein Akt der Überheblichkeit. „Das war sicher nicht selbstvertrauenfördernd“, knurrte denn auch Marc Fascher. Da dürfte wohl noch ein ausführliches Gespräch mit der auserkorenen Nummer eins folgen.

Aus der Lust an der Riesenkulisse keinen Frust an der Regionalliga-Kulisse machen

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Auf der Tribüne verfolgte Lottes Trainer Michael Boris das Geschehen aufmerksam und machte sich eifrig Notizen. Sicherlich auch über die Innenverteidigung, die bei den Toren bestenfalls Geleitschutz gab. Dennoch gab es nach den 90 Minuten Applaus von den Rängen für die heimischen Spieler. Auch eine Art von Bonus für die kommende Saison.

Dass spätestens am Freitagabend dieser aufgebraucht sein könnte, das ist auch allen Beteiligten klar. Aus der Lust an der Riesenkulisse könnte dann schnell eine Last vor stattlicher Regionalliga-Kulisse werden. Eine Erfahrung, die zum Beispiel ein Daniel Grebe noch nicht gemacht hat. „Ehrlich gesagt, ich weiß es gar nicht, wie es sich anfühlt, wenn 8000 pfeifen. Das Beste wird sein, ihnen gar keinen Anlass dafür zu geben.“ Eine unschlagbare Taktik.