Essen. Mit 1:5 (1:5) hat Fußball-Regionalligist Rot-Weiss Essen am Sonntag im Testspiel gegen Champions-League-Teilnehmer Borussia Dortmund verloren. Die 17.000 Zuschauer sorgten mit einer tollen Atmosphäre im Stadion Essen dennoch für eine prickelnde Generalprobe.

Okay, es war nur ein Testspiel, aber, Leute, was für eine Atmosphäre! Nichts gegen das offizielle Eröffnungsspiel vor einem Jahr gegen Werder Bremen, aber Schwarz-Gelb in Essen prickelt einfach mehr. Der Gästebereich komplett in Biene-Maja-Kostümierung, eine Dortmunder Mini-Südtribüne. Selbst Frankie Mill, einstiger Publikumsliebling in beiden Klubs, hatte diese Partie trotz der Live-Übertragung bei Sport1 vom heimischen Sofa gelockt. Und die Mannschaft von Trainer Jürgen Klopp schenkte den Gastgebern ordentlich ein: 5:1 (5:1). Standesgemäß, sagt man wohl.

Allerdings übertrieb es RWE-Torhüter Niclas Heimann ein wenig mit der Gastfreundschaft. Acht Minuten standen auf der Uhr, da wollte Essens Neuzugang bei einer Rückgabe zeigen, dass er damals in Chelsea auch zu einem guten Dribbler ausgebildet wurde. Statt den Ball schmucklos nach vorne zu dreschen, versuchte er, Pierre-Emerick Aubameyang aussteigen zu lassen. „Den kannte ich schon”, meinte der BVB-Stürmer und spazierte mit der Kugel ins Tor. Von da an nahm die Partie ihren erwarteten Verlauf. Flanke von den Außen, nahezu ungestört, ähnlich unbedrängt die schwarz-gelben Herrschaften in der Mitte: Die Klassen-Unterschiede waren eklatant. Aubameyang (10.), Subotic (22.), Mkitaryan (25.) und Immobile (30.) ließen schnell RWE-Sorgen auf Zweistelligkeit aufkommen.

Klopp zufrieden – Fascher sah zwei Probleme

Jürgen Klopp, BVB: „5:1 gewonnen, tolle Tore erzielt, dabei noch einige Großchancen ausgelassen -- ich bin zufrieden. Natürlich war man müde, aber meine Jungs haben sich gut gegen die Stimme im Kopf gewehrt. In der zweiten Halbzeit in völlig veränderter Formation war es für die Zuschauer sicher nicht mehr so toll, aber das gehört dazu. Ansonsten: tolles Stadion, coole Atmosphäre. Essen ist auf dem richtigen Weg. Im Ruhrgebiet ist noch viel Platz, wenn es nach mir geht, können sie gerne nachrücken.”

Marc Fascher, RWE: „Wir hatten genau zwei Probleme. Das erste, wenn Dortmund in Ballbesitz ist, dann kriegst du richtig Probleme. Das geht alles so schnell. Und wenn Aubameyang dann gestartet ist, kannst du nur noch Seil und Anker hinterherwerfen. Und das zweite Problem hast du, wenn du in Ballbesitz bist. Wenn man weiß, wie überragend Dortmund im Pressing ist, dann kann man sich die Not vorstellen. In der ersten Halbzeit sind wir in Ehrfurcht erstarrt, das erste Tor war nicht unbedingt selbstvertrauenfördernd. Aber mit dem Tor von Soukou haben wir wenigstens ein Lebenszeichen gesendet. In der zweiten Halbzeit ging es nur noch um Schadensbegrenzung. Jetzt muss ich meine Truppe bis zum Lotte-Spiel wieder aufbauen.”

Und die Roten? Die beließen es bis zur 28. Minute bei zaghaften Angriffsbemühungen. Dann fasste sich Marcel Platzek ein Herz, dribbelte sich bis zur Strafraumgrenze durch, aber für seinen harmlosen Flachschuss musste Ex-Kollege Hendrik Bonmann keine Parade aufbringen. Energischer war da schon die Aktion von Cebio Soukou fünf Minuten vor der Pause, als er am zögernden Bonmann den Ball mit der Fußspitze vorbeilegte und zum 1:5 einnetzte. Die Phase des Zuschauens war endlich vorbei. Schrecksekunde noch für den BVB, als 18-Millionen-Euro-Mann Ciro Immobile nach einem Zweikampf mit Torhüter Heimann verletzt liegen blieb.

Er kam ebenso wenig wieder wie seine prominenten Mitstreiter, die allesamt Platz machten für die zweite Garde. Aber was heißt das schon beim BVB? Doch auch der RWE hatte zur Pause kräftig durchgewechselt. Und Trainer Marc Fascher hatte wohl die Devise ausgegeben, wenn man Autogramme von seinen Gegenspielern wolle, dann müsse man auch enger rangehen. Die Essener trauten sich jetzt mehr. Soukou zog herzhaft ab von der Strafraumgrenze, aber Keeper Langerek hielt ebenso beeindruckend.

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Von Niklas König, aufgezeichnet in der Mixed Zone

Bei den Dortmundern war der große Schwung aus Halbzeit eins dahin. Die Fans beider Lager waren längst zum Alternativprogramm übergegangen: „Am Tag, als der FC Schalke starb”, tönte der alte Juliane-Werding-Klassiker aus beiden Fankurven. Und mit wem würde ihn ein Essener lieber singen als mit einem Dortmunder?

Rot-Weiss Essen - Borussia Dortmund 1:5 (1:5)

RWE: Heimann (46. Schwabke), Hermes (46. Nakowitsch), Neunaber, Weber, Beier, Wingerter (46. Dombrowka), Grund, Grebe (46. Baier), Platzek (46. Kreyer), Soukou (77. Limbasan), Studtrucker (46. Steffen).

BVB: Bonmann (46. Langerek), Zimmermann, Subotic (77. Maruoka) , Hofmann (74. Amini), Immobile (46. Derstroff), Mkhitaryan (46. Dong-Won Li), Aubameyang (46. Bender), Sahin (46. Kehl) , Kirch (46. Jojic), Piszczek (67. Knystock), Schmelzer (67. Güll).

Tore: 0:1 Aubameyang (8.), 0:2 Aubameyang (10.), 0:3 Subotic (22.), 0:4 Mkhitaryan (25.), 0:5 Immobile (30.), 1:5 Soukou (40.),

Zuschauer: 17000